0460 - In der toten Stadt
Flughäute zu verwenden, war unbegreiflich, aber sie flogen, ohne körperliche Verwandlung durchzuführen und dabei Schwingen zu entwickeln.
Salem ließ seine Fäuste kreisen. Seine leergeschossene Waffe hatte er längst fortgeworfen, und auf den Einsatz seines Dhyarra-Kristalles konnte er sich nicht mehr konzentrieren. Die beiden angereifenden Blutsauger wurden aus der Richtung geschleudert. Einer landete vor einem Schrank, der zweite stürzte über den Tisch, riß ihn um und rollte zwischen Stühle und Sessel. Salem wirbelte herum, packte einen der Stühle und zerschmetterte ihn an dem Vampir, der ihn vom Schrank her angriff. Das Holz brach. Der Vampir verkraftete den Schlag zwar mühelos, aber Salem hielt jetzt zwei bessere Waffen in den Händen: zwei abgebrochene Stuhlbeine, die den Eichenpflock ersetzen mußten.
Er warf sich vorwärts und rammte eines der Hölzer in die Vampirbrust. Geifernd und kreischend versuchte der Vampir, sich zu befreien, schlug mit Krallenhänden nach dem Ewigen und sank dann zuckend und zappelnd zu Boden. Er umklammerte das in seiner Brust steckende Holz, und sein schriller, langanhaltender Schrei wurde zu einem ersterbenden Wimmern.
Der zweite Vampir war wieder aufgesprungen und warf sich auf Salem. Diesmal konnte der Ewige nicht schnell genug reagieren. Der Vampir schlug die Zähne in den Hals des Ewigen, während er ihn mit der Wucht des Sprunges von den Beinen fegte und ihn neben dem sterbenden Artgenossen unter sich begrub.
Aber im nächsten Moment zuckte er schon wieder hoch, ließ sein Opfer los. Er spie aus und geiferte, gebärdete sich wie ein Wahnsinniger. Mit fast eiskalter Ruhe konnte Salem auch ihm das tödliche Holz ins untote Vampirherz treiben.
Die Verschnaufpause, die der Ewige sich gönnte, dauerte nur zwei, drei Atemzüge. Er nahm an, daß Nicole sich selbst helfen konnte, außerdem war Fenrir hinter ihr und ihrem Gegner her. Draußen aber brauchte wahrscheinlich Zamorra Hilfe, und das Mädchen Katia -Mit einem Satz hechtete Salem durch das zerborstene Fenster ins Freie, schlug eine Rolle und kam wieder auf die Beine.
Er sah drei Vampire, die sich über das Mädchen beugten.
Mit einem wilden Schrei griff Salem an.
***
Nicole war benommen und bekam nur teilweise mit, daß der Vampir mit ihr die Treppe hinauf stürmte. Fenrir war hinter ihm, sprang die Bestie an und schnappte mit scharfen Zähnen zu. Aber der Vampir schüttelte aus seiner erhöhten, besseren Position heraus den Wolf mit einen schwungvollen Fußtritt ab. Der Wolf jaulte, wurde die halbe Treppe wieder hinuntergeschleudert und prallte hart auf. Er versuchte, sich wieder aufzurichten, knickte dann aber ein und sank winselnd in sich zusammen.
Nicole kämpfte gegen ihre Benommenheit an. Sie versuchte sich aus dem Griff des Vampirs zu befreien. Schlagartig war ihr der Plan klar geworden, nach welchem die Blutsauger diesmal vorgingen: Wenn sie ihre Opfer voneinander trennten, hatten sie bessere Chancen! Und das schien perfekt gelungen zu sein.
Der Vampir fauchte zufrieden. Er umklammerte Nicoles Oberarme und hielt sie eisern fest. Er hatte jetzt den oberen Treppenabsatz erreicht und drängte die Französin gegen die Wand. Sie trat nach ihm, aber er blockte den Tritt schnell genug ab. Nicole kam nicht dazu, ihre Judo- und Karate-Kenntnisse einzusetzen. Sie war noch nicht wieder im Vollbesitz ihrer Kräfte; ihre Reaktionen kamen zu langsam. Der Aufprall an der Wand machte ihr erheblich zu schaffen.
Aber sie wußte, daß sie verloren war, wenn es ihr nicht gelang, mit diesem Ungeheuer fertig zu werden. Irgendwie schaffte sie es, in die Overalltasche zu greifen. Darin befand sich die Strahlwaffe. Während der Vampir nach ihrem Hals schnappte, den sie ihm mit Windungen ihres Oberkörpers und Kopfdrehungen zu entwinden versuchte, schaffte sie es, die Waffe aus der Tasche zu ziehen und abzufeuern.
Der Vampir kreischte und prallte zurück. Der grelle Laserblitz hatte ihn glatt durchschlagen, und das Ungeheuer geriet rasch in Brand, taumelte zur Treppe zurück und stürzte hinunter. Es stank bestialisch. Nicole hielt sich die Nase zu und folgte dem Vampir bis zum Treppenabsatz. Er war bis nach unten gestürzt, lag dort jetzt als regloses, von Flammen umhülltes Bündel Unheil - und halb auf Fenrir!
Jeden Augenblick mußten die Flammen auf dessen Fell übergreifen!
***
In dem Moment, als der Vampir seine Zähne in Zamorras Halsschlagader bohren wollte, knackte etwas. Der Vampir zuckte zurück, spie
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