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0460 - In der toten Stadt

0460 - In der toten Stadt

Titel: 0460 - In der toten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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machte eine schnelle Vorwärtsbewegung und löste sich auf.
    Per zeitlosem Sprung hatte er sich vorsichtshalber zurückgezogen, um seine Freunde zu schützen.
    Daß eine viel größere Gefahr sich lautlos näherte, ahnte keiner von ihnen. Die Vampire hatten ihr Opfer wiedergefunden!
    ***
    Sara Moon schritt durch die Korridore von Caermardhin. Sie verzichtete darauf, sich nach Art der Silbermond-Druiden per zeitlosem Sprung von einem Ort zum anderen zu versetzen, um dadurch schneller ihr Ziel zu erreichen. Sie hatte ja Zeit, und Bewegung konnte nicht schaden.
    Solange Zamorra und die anderen nicht mit einer Drachenschuppe zurückkehrten, war die Druidin zur Untätigkeit verurteilt. Alle anderen Möglichkeiten hatte sie bereits durchprobiert, aber solange Ted Ewigks Unterbewußtsein sich dagegen vehement sperrte, von ihr behandelt und geheilt zu werden, kam sie selbst mit ihrer Druiden-Kraft nicht bei ihm durch.
    Das Feindbild, das er von ihr hatte, steckte zu tief in ihm. Als er nach Caermardhin gebracht wurde, war er bereits so geschwächt, daß er nicht mehr in der Lage war, Saras Wandlung zu begreifen, geschweige denn zu akzeptieren. Dafür war sie zu lange seine Todfeindin gewesen, die ihn um den ganzen Erdball und von einer Welt zur anderen gehetzt hatte.
    Sie betrat die Kammer, in der Ted Ewigk lag. Immer wieder wandte sie alle Kraft auf, die sie ihm geben konnte, um seinen Zustand wieder einigermaßen zu stabilisieren und dem Verfall entgegenzuwirken. So hoffte sie, die Wartezeit überbrücken zu können, Aber sie konnte das auch nicht unbegrenzt lange durchhalten. Irgendwann waren auch hier die Grenzen ausgeschöpft.
    Längst war Ted Ewigks Körper durchgehend tiefschwarz geworden. Seine Umrisse verschwammen fast in der glanzlosen Schwärze. Nur sein blondes Haar bildete einen Gegensatz zu seiner Hautfarbe, wie er krasser nicht mehr sein konnte.
    Sein Gesicht ähnelte bereits einem Totenschädel. Er war ausgezehrt und eingefallen; die Haut spannte sich um die Knochen. Ted Ewigk dämmerte seinem Tod entgegen. In den letzten zwei Tagen war er nicht mehr aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht.
    Sara Moon spürte Bedauern.
    Wenn Ted Ewigk starb, dann würde er mit dem Bewußtsein sterben, daß Sara Moon seine Feindin war. Das bedrückte sie.
    Sie hoffte, daß Zamorra, Nicole und der Wolf es irgendwie schaffen würden, doch noch zurückzukommen, und daß es nur eine Halluzination war, was Gryf behauptet hatte: Daß er damals den in die Vergangenheit verschlagenen Zamorrra getötet habe.
    Dann würden gleich drei Wesen sterben.
    Zamorra ohnehin. Ted Ewigk, weil er keine Hilfe mehr bekommen würde. Und Gryf, weil er es nicht ertrug, gleich an zwei Toden die Schuld zu tragen, selbst wenn es nicht wirklich seine Schuld war. Der Druide war weit sensibler, als er selbst bisher geahnt hatte. Jeder kannte ihn nur als den unbekümmerten, fröhlichen großen Jungen, der alle Schwierigkeiten im Handumdrehen meisterte. Aber wer blickte schon tief in die Seele?
    Nicht einmal er selbst.
    Sara warf noch einen Blick auf Ted Ewigk. Ein Teil ihrer Energie pulste noch in ihm. Sie hatte noch etwas Zeit, ehe sie ihm wieder etwas von ihrer Kraft geben mußte, damit er noch einmal einige Stunden überstand.
    Dann verließ sie die kleine Kammer wieder. Sie mußte sich um Gryf kümmern, damit der Druide in seiner momentanen selbstzerstörerischen Phase keinen Fehler beging…
    ***
    Professor Zamorra zeigte nicht, wie sehr ihn der Bericht des Vampirdruiden beeindruckt hatte. Es war also so in sich schlüssig und logisch, daß es einfach stimmen mußte. Und weder Nicole noch er selbst hatten bei Gryfs Bericht auch nur einmal das Gefühl gehabt, daß er an der Wahrheit vorbei erzählte.
    Doch daß keiner von ihnen sich daran erinnern konnte, nicht einmal Fenrir, war ein Ding der Unmöglichkeit. Niemand konnte ihnen das Gedächtnis genommen haben, weil sie beide zu den Menschen gehörten, die nicht hypnotisierbar waren. Welche ungeheuerliche Kraft hatte also hier eingewirkt?
    Und vor allem - warum?
    Nicole bot eine Erklärung an.
    »Vielleicht konnten wir nichts davon wissen, weil dieses Abenteuer damals für uns noch nicht stattgefunden hatte! Von deinen Zeitreisen mit Michael Ullich und Carsten Möbius hast du ja auch nie etwas gewußt, bis sie stattfanden, obgleich ihr in der Antike schon ganz gehörig herumgespukt habt!«
    »Aber das erklärt nicht, daß wir nicht einmal etwas darüber wissen, daß Gryf diesen Transmitter-Unfall hattej«

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