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0460 - In der toten Stadt

0460 - In der toten Stadt

Titel: 0460 - In der toten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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aus der Bahn geschlagen wurde und dann der Kristall dich traf und betäubte. Es war deine letzte Erinnerung, aber das Schwert ging an Zamorra vorbei. Ansonsten hätte es in seinem Körper gesteckt, und die Fledermaus hätte nicht in die Klinge fallen können. Begreifst du das, Freund? Du bist einem Irrtum erlegen.«
    Gryf nagte an seiner Unterlippe.
    »Ich danke dir«, sagte er. »Es war wie ein Traum. Ich hab’s lange verdrängt, und nun brachen die Bilder hervor. Aber eines verstehe ich nicht.«
    »Und was ist das?«
    »Warum hast du ihnen die Erinnerung genommen?«
    Merlin lächelte.
    »Aus Vorsicht«, sagte er. »Niemals hättet ihr jene Stadt betreten dürfen. Ich beobachtete deine beiden Ichs damals von Caermardhin aus mit meiner Bildkugel im Saal des Wissens. Aber ich konnte nicht immer zuschauen, und als ich merkte, daß ihr die tote Stadt betreten hattet, da war es zu spät. Und dann - kamen auch noch Zamorra und die anderen aus der Zukunft. Dies war einer der Gründe. Die Stadt gehört zu den verbotenen Zonen, über die ich eigentlich nicht einmal reden darf. Eine Fehlentwicklung, die nie hätte geschehen dürfen… doch genug davon. Ein anderer Grund war, daß ihr euch wieder trennen würdet. Wenn dann aber der eine von dem Besuch in der Vergangenheit wußte, von dem der andere natürlich nichts wissen konnte, weil er eben noch gar nicht stattgefunden hatte, würde es zu Unstimmigkeiten kommen. Stell dir vor, Salem hätte einige Tage später den ahnungslosen Zamorra in Frankreich oder sonstwo auf dieses Erlebnis angesprochen? Einen Zamorra, der nichts wissen konnte, weil er ja erst etwa ein halbes Jahr später in die Vergangenheit zurückversetzt werden würde, um dieses Abenteuer zu durchkämpfen!«
    »Ich verstehe«, sagte Gryf.
    »Ich ging also nach Rom«, fuhr Merlin fort. »Es ist eines der wenigen Male seit meiner Rückkehr vom Silbermond, daß ich Caermardhin verlassen habe, aber diesmal mußte es sein. Nur ich konnte diese Gedächtnislöschung vornehmen. Und als sie aus den Regenbogenblumen in Ted Ewigks Arsenal heraustraten -da habe ich es getan und bin wieder gegangen. Wege trennten sich. Salem ging, da er nicht mehr gebraucht wurde, über die Transmitterstraße irgendwohin; ich habe ihn aus den Augen verloren. Teri Rheken, die ja noch in Teds Haus war, kam mit Fenrir und mit dir, Gryf, vorübergehend hierher nach Caermardhin. Ich mußte noch ein wenig auf dein Unterbewußtsein einwirken; du warst psychisch etwas instabil durch dein Erlebnis mit der Persönlichkeitsaufspaltung. Ein paar Tage später seid ihr dann eurer Wege gegangen. Zamorra und Nicole aber verschwanden zurück in ihre Zeit - es war eine Notwendigkeit, um ein Zeitparadoxon zu verhindern, denn jeden Moment konnten die Nicole, Zamorra und Ted Ewig dieser Zeit von ihrer Jagd nach Sara Moon aus Ash’Cant zurückkehren. Und sie durften sich keinesfalls selbst begegnen…«
    Gryf nickte.
    »Soweit verständlich und klar«, sagte er leise. »Aber - wie, zum Teufel, bin ich wieder ich selbst geworden? Ich weiß nichts davon, absolut nichts. Ich wurde in der toten Stadt gleichzeitig mit mir selbst - komische Formulierung! - bewußtlos, und als ich aufwachte, befand ich mich im Arsenal! Aber wie ist es passiert?«
    Merlin lächelte.
    »Es war dermaßen einfach«, sagte er, »daß beim besten Willen niemand darauf kommen konnte…«
    ***
    Fenrir half ihnen, nach dem anderen bewußtlosen Gryf zu suchen, nachdem der Wolf wieder erwacht war und auf eigenen Beinen stehen konnte. Glücklicherweise hatte er sich bei seinem Sturz von der Treppe keine schlimmen Verletzungen zugezogen; lediglich einige Prellungen und Fellabschürfungen, die aber schnell wieder heilen würden.
    Dreimal hatte Nicole während der Suche das Gefühl, die Welt um sie herum würde sich auflösen, und auch Zamorra blieb von der eigentümlichen Empfindung nicht verschont. Sollten es wirklich Vorboten eines unheilvollen, unerwünschten Zeitparadoxons sein?
    Zamorra hatte sowohl seinen Dhyarra-Kristall wieder an sich genommen, der ihm beim Vampirüberfall entfallen war, als auch das Schwert in der Rückenscheide versenkt. Er bereute es, die Waffe mitgenommen zu haben, so brauchbar sie ihm auch für die Drachensuche erschienen war. Aber diese Zauberklinge brachte nur Unheil, das hatte sich nun wieder einmal erwiesen.
    Sie funktionierten eine Tischplatte aus einem der anliegenden Häuser zu einer provisorischen Trage um, auf der sie den Fledermauskörper, der erschreckend

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