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0461 - Der Druide und die Echse

0461 - Der Druide und die Echse

Titel: 0461 - Der Druide und die Echse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zwei Meter durchmessenden Kugel sah, machte eine schnelle Vorwärtsbewegung und war verschwunden.
    Der zeitlose Sprung, die besondere Fähigkeit der Silbermond-Druiden, sich ohne Zeitverlust von einem Ort an den anderen zu bewegen, hatte ihn nach Rom gebracht.
    Professor Zamorra prallte zurück. In einer blitzschnellen Bewegung griff er zu und riß Nicole Duval mit sich zurück. Im nächsten Moment schlug eine Kugel genau dort ein, wo er gerade eben noch gestanden hatte, riß die Tapete auf und schlug Putz aus der Wand. Zwei, drei weitere Schüsse dröhnten in schneller Folge durch den schmalen Gang. Nicole ließ sich fallen. Mit beiden Händen hielt sie die Kombiwaffe und berührte den Auslöser. Mit einem schrillen Pf eiflaut jagte ein heller Blitz aus der seltsam geformten Mündung, jagte durch den Gang und schlug am anderen Ende in eine Tür. Funkenregen sprühte auf. Zischend verkohlten Holzfasern.
    »Seid ihr alle wahnsinnig?« schrie Zamorra. »Aufhören! Verdammt, wer schießt da?«
    »Ich! Hostia madonna, bist du das, professore?«
    »Wer sonst?« brüllte der Parapsychologe, der die Stimme erkannt hatte. »Hörst du jetzt auf zu schießen, oder muß ich dich übers Knie legen?«
    »Du wirst dich nicht trauen, dich an einem unschuldigen hilflosen Mädchen zu vergreifen«, kam die Antwort.
    Nicole erhob sich, sicherte die Strahlwaffe und steckte sie wieder ein. »Wer hier unschuldig und hilflos ist, möchte ich mal wissen, ragazza mia«, stieß sie hervor. »Du solltest nächstens erst fragen, bevor du ein Feuerwerk veranstaltest.«
    »Ich konnte doch nicht ahnen, daß ihr das seid«, klagte die andere Stimme. »Normalerweise kommen anständige Gäste durch die Haustür herein und nicht durch den Keller.«
    »Vielleicht solltest du dir Verinnerlichen, daß dieses Haus auch einen Kellereingang besonderer Art hat«, sagte Zamorra.
    »Durch den aber auch Ewige eindringen könnten.«
    »Da hast du auch wieder recht«, murmelte Nicole.
    Sie kamen sich in der Mitte des Ganges entgegen - der Parapsychologe, seine Sekretärin, Lebens- und Kampfgefährtin Nicole sowie die Römerin Carlotta, feste Freundin ihres gemeinsamen Freundes Ted Ewigk.
    »Was ist mit Ted?« fragte die Schwarzhaarige. »Habt ihr ihm helfen können?«
    »Noch nicht«, sagte Zamorra. »Aber wir arbeiten daran.«
    »Ihr seht ein wenig zerzaust aus«, stellte Carlotta fest. »Wollt ihr euch erst mal erfrischen? Ich fürchte, ihr kommt nicht vom Château?«
    »Wie recht du hast«, brummte Zamorra. »Das ist aber eine längere Geschichte. Darüber reden wir besser bei einem Glas Wein. Wir haben uns erlaubt, eine Fläschchen aus Teds Keller mitzubringen. Ich wette, du weißt, wo sich der Öffner befindet.«
    Ein paar Minuten befanden sie sich im großen Wohnzimmer des Palazzo Eternale, wie Ted Ewigk seine Villa am nördlichen Stadtrand von Rom genannt hatte. Carlotta hatte Gläser beschafft und schenkte ein. Zamorra lehnte sich im Ledersessel zurück und entspannte sich - zum ersten Mal seit Stunden und Tagen. Dabei wußte er nur zu gut, daß ihm die Zeit unter den Nägeln brannte. Es ging möglicherweise um Minuten, wenn sie Ted helfen wollten.
    »Wieso bist du eigentlich hier und nicht in deiner Stadtwohnung?« erkundigte sich Nicole.
    Carlotta lächelte. »Erstens muß ja, solange Ted nicht hier ist, jemand das Haus hüten und Staub wischen«, sagte sie. »Zum anderen ist in der Stadt derzeit die Hölle los. Diese NATO-Konferenz bringt alles durcheinander. Ständig jagen irgendwelche Diplomatenwagen oder Begleitfahrzeuge solo oder im Konvoi durch die Straßen und blockieren den gesamten anderen ohnehin schon chaotischen Verkehr, oder sie fahren rigoros durch die für den Autoverkehr gesperrten Bereiche… und das alles nur, weil ein paar Betonköpfe einer Organisation, deren Feindbild plötzlich zusammengebrochen ist, einen neuen, an den Haaren herbeigezogenen Sinn geben müssen, damit die NATO-Generäle nicht arbeitslos werden. Seit es den Warschauer Pakt nicht mehr gibt, braucht die NATO kein Mensch mehr, aber das sehen sie einfach nicht ein, die Lamettakrieger.«
    »Vielleicht gibt es auch noch andere Aufgaben der Feindbilder«, gab Zamorra zu bedenken.
    Carlotta schüttelte den Kopf. »Das sehe ich nicht«, sagte sie. »Wir brauchen keine Militärbündnisse mehr. Und wenn, dann nicht die NATO. Ihr Franzosen, die inglesi, die tedesci und wir zusammen dürften eine europäische Macht auf die Beine stellen können, die in der Lage ist, Europa zu

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