0461 - Der Druide und die Echse
gibt, desto stärker vermehren sich auch Ssacahs Ableger, diese Messing-Schlangen. Möglicherweise würden sie sogar in der Hölle ihre Opfer suchen, wenn man sie ließe.«
»Aber da hat ja jemand etwas einzuwenden«, sagte Gryf. »Wie wir wissen, sind die anderen Dämonen über die damalige Ausdehnung des Ssacah-Kultes über Indien hinaus alles andere als begeistert gewesen. Deshalb wurde der Kult ja auch von der Erde verbannt und mußte nach Ash’Cant ausweichen.«
»Ash’Cant?« echote Norr.
»Eine der Welten der Ewigen. Die Privatwelt des ERHABENEN«, erklärte Zamorra. »Wir sind dort interessanterweise auch auf Angehörige eures Volkes gestoßen, Reek, die vor Ewigkeiten aus deiner Welt nach Ash’Cant übergesiedelt sein müssen, aus welchem Grund auch immer das geschehen ist.«
»Du wußtest davon?« stieß der Sauroide entgeistert hervor. »Zamorra, du wußtest, daß Leute aus meinem Volk seit langem anderswo leben? Warum hast du mir nie etwas davon berichtet?«
Zamorra zuckte mit den Schultern. »Wir wissen es auch noch nicht sehr lange. Wir sind erst vor relativ kurzer Zeit darauf aufmerksam geworden. Daß es in Ash’Cant die sogenannten Echsenmänner gibt, wußte ich schon seit meinem ersten Aufenthalt dort, aber daß sie deinem Volk entstammen, darauf sind wir erst vor nicht langer Zeit gekommen. Ich glaube, in der Zwischenzeit sind wir uns nicht mehr begegnet. Wie hätte ich dir also etwas darüber erzählen können?«
Norr senkte den Kopf. »Da hast du wohl recht, Freund«, gestand er. »Aber ich denke, das wir dir helfen können, was diese Drachenschuppe angeht. Bekanntlich gibt es in meiner Welt noch genügend saurierartige Großechsen. Eines dieser Biester hätte mich vorhin fast gefressen… du brauchst also bloß mitzukommen und kannst dir eine Drachenschuppe erjagen, wenn du willst. Ich nehme doch an, daß der Weg, über den ich hierher gekommen bin, auch in umgekehrter Richtung funktioniert.«
»Sicher«, sagte Zamorra. »Und da bieten sich nun ungeahnte Möglichkeiten. Denn die Regenbogenblumen gibt es auch in den Kellerräumen unterhalb unseres Châteaus. Wir könnten uns also spielend leicht gegenseitig besuchen. Es ist alles eine Frage der Vorstellungskraft und der Konzentration. Ich nehme an, daß du hierher versetzt wurdest, weil du an uns gedacht hast. Mit einem anderen gedanklichen Hintergrund, mit einer anderen festen bildhaften Vorstellung, wärst du wahrscheinlich an ein anderes Ziel versetzt worden, wo sich ebenfalls diese Regenbogenblumen befinden. Und ganz ohne Ziel - gibt es entweder keinen Transport, oder er erfolgt wahllos irgendwohin.«
»Wie?« fragte Reek Norr. »Wie funktioniert das eigentlich?«
Nacheinander zuckten seine drei Gesprächspartner mit den Schultern, als er sie der Reihe nach fragend ansah. »Keine blasse Ahnung«, mußte Zamorra gestehen. »Es ist einfach so, und damit müssen wir uns eben abfinden. Vielleicht werden wir nie ergründen, wie und warum es funktioniert. Auf jeden Fall ist es ein willkommener Ersatz für die Transmitter-Straßen der DYNASTIE DER EWIGEN, und die Blumen haben den Vorteil, daß sie nicht auf Technik basieren, sondern organisch ist. Die Technik der Ewigen ist ja ganz schön und interessant, aber das sind Automobile, Flugzeuge und Kernkraftwerke auch. Trotzdem hinterlassen sie nicht unerhebliche Umwelt-Schädigungen. Wieweit das bei den Transmittern der Dynastie der Fall sein kann, wissen wir alle noch nicht. Aber man sollte zumindest damit rechnen. So skrupellos, wie die Ewigen sich immer wieder zeigen, kann ich mir nicht vorstellen, daß sie bei der Entwicklung und Produktion ihrer technischen Errungenschaften gesteigerten Wert auf Umweltverträglichkeit gelegt haben.«
»Seid ihr mit euren Grundsatz-Diskussionen bald fertig?« fragte Gryf grimmig.
Zamorra nickte. »Eile mit Weile«, sagte er. »Wir wissen jetzt, daß wir mittels der Regenbogenblumen jederzeit die Echsenwelt erreichen können. Das ist mehr, als wir uns jemals erhoffen durften. Aber wir müssen jetzt auch damit rechnen, auf Diener des Ssacah-Kult zu treffen. Verflixt, ich hätte eher damit gerechnet, daß sie versuchen, sich wieder hier auf der Erde zu etablieren, als eine sterbende Welt zu erobern.«
»Es ist schon verblüffend, wo diese Blumen überall wachsen und gedeihen«, warf Nicole ein. »Vor ein paar Monaten haben wir von ihr Existenz nicht einmal etwas geahnt, und jetzt wird es schon bald alltäglich, sie zu benutzen und sich von ihnen
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