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0465 - Das Biest

0465 - Das Biest

Titel: 0465 - Das Biest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Professor Zamorra betrachtete die vertrocknete graue Masse. Sie befand sich in einem gläsernen, derzeit unverschlossenen Behälter. Es hatte Zamorra einige Überredungskunst gekostet, diesen Behälter für kurze Zeit zur Verfügung gestellt zu bekommen. Er wußte, daß er sich auf verflixt dünnem Eis bewegte, aber er hoffte, daß sein Versuch funktionieren würde. Wenn nicht - dann mochte es sein, daß in der nächsten Zeit weitere Menschen starben.
    Aber drei Tote waren schon zuviel.
    Drei Tote hatte es gegeben, von denen Zamorra wußte. Aus einer anderen Welt waren Wesen gekommen, die eigentlich Skelette zu sein schienen. Sie legten Körper ab, die sie vor langer Zeit, wenigstens vor dreihundert Jahren, geraubt haben mußten, und schlüpften nun in die Körper von Menschen der Gegenwart. Sie verdrängten deren Skelette und nahmen den Platz des Knochengerüstes ein. Zamorra war selbst unfreiwillig Zeuge eines solchen makabren Schauspiels geworden.
    Und er wollte verhindern, daß es zu weiteren Aktionen dieser Art kam. Es durfte keine weiteren Opfer mehr geben. Deshalb arbeitete er jetzt an dieser grauen Masse.
    Er mußte sich dazu überwinden; gern tat er es nicht. Was er vor sich hatte, war Gehirnsubstanz. Sie entstammte einem der rund dreihundert Jahre alten Körper, welche die Skelett-Menschen zurückgelassen hatten.
    Das war alles, was von ihnen übriggeblieben war. Nur die leeren, skelettlosen Körper-Hüllen gab es noch. Die Skelette selbst waren zu Staub zerfallen, wie die Obduktion ergeben hatte. Sie waren in ihren neuen Wirtskörpern zerfallen, die sie wie Parasiten übernommen und in ihre Gewalt gebracht hatten, indem sie die ursprünglichen Skelette aus ihren Leibern hinaus gedrängt hatten.
    Von diesen Skelett-Menschen konnte Zamorra deshalb nicht mehr erfahren, woher sie gekommen waren und was sie mit diesen Körper-Wechseln bezweckten, die jedesmal den Tod des Menschen zur Folge hatten, dessen Körper sie in ihre Gewalt brachten. Warum taten sie das? Und warum waren sie dann so überraschend gestorben?
    Zamorra wollte es herausfinden. Nur wenn er mehr wußte, konnte er vielleicht verhindern, daß weitere dieser lebenden Skelette zur Erde kamen und ihre Opfer suchten. Dämonen im eigentlichen Sinne konnten es nicht sein. Erstens hätte Merlins Stern , sein Zauber-Amulett, darauf angesprochen und die schwarzmagische Aura gemeldet, die von den Dämonen der Hölle für gewöhnlich ausging. Doch das Amulett hatte nicht im geringsten reagiert, obgleich es voll funktionstüchtig war. Zweitens kannte Zamorra keine Dämonenart, die auf diese Weise Opfer suchte.
    Es mußte mit Shedo zusammenhängen.
    Shedo, die grüne Göttin.
    Zamorra wußte nicht mehr über Shedo, als daß sie vermutlich wahllos Menschenfrauen ausgewählt hatte, denen sie Träume schickte. Die männlichen Partner dieser von Shedo träumenden Frauen waren dann von den Skeletten »übernommen« worden. Auch Nicole Duval, Zamorras Gefährtin, hatte von Shedo geträumt, und um ein Haar wäre auch Zamorra ein Opfer eines dieser Skelette geworden. Er hätte keine Chance gehabt, sich dagegen zu wehren, denn seine magische Waffe, das Amulett, sprach ja nicht auf diese Skelette an. Aber an seiner Stelle war der Polizeileutnant Stevens getötet worden - der unheimliche Fremde hatte die beiden Männer einfach verwechselt.
    Nicole hatte Shedo gezeichnet.
    Eine schöne, grünhäutige Frau mit Vampirzähnen und Krallenhänden und -füßen, auf einer Art Korallenschwamm sitzend, der mit Fäden oder Seilen an einem überdimensionalen fliegenden Schädel hing und damit durch die Luft reiste. Was daran wahr war, konnte auch Nicole nicht sagen; es war der Eindruck, den sie im Schlaf von Shedo bekommen und anschließend zeichnerisch wiedergegeben hatte.
    Shedo, die Göttin! So war sie genannt worden, diese grüne fremdartige Frau.
    Wer war sie, die Göttin? Weshalb sandte sie diese Skelette aus? Und woher stammte sie? Zamorra tappte - noch - im dunkeln. Aber jetzt wollte er mehr herausfinden. Der Fremde, der Lieutenant Stevens' Körper übernommen hatte, nachdem er seinen eignen Alt-Körper abstieß und Stevens' Skelett verdrängte, war ebenso gestorben wie die beiden Fremden, die Charly Grissom und Ben Smith übernommen hatten. Zamorra konnte sie nicht mehr befragen.
    Er hoffte jetzt, etwas von einem der Alt-Körper zu erfahren. Genauer gesagt von dessen Gehirnsubstanz. Wenn das stimmte, was Zamorra vermutete, dann war dieser Körper vor rund dreihundert

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