0465 - Das Biest
hören«, sagte Monica. »Komm, Rob!«
Der Abenteurer seufzte.
»Worauf habe ich mich nur eingelassen, als ich mich ausgerechnet mit euch eingelassen habe? Auf so was werde ich mich nicht noch einmal einlassen.«
Die Zwillinge nahmen vor dem Kaminfeuer im Schneidersitz Platz, faßten einander bei den Händen und forderten Tendyke auf, den letzten Punkt des imaginären Dreiecks zu besetzen und ihre Hände zu ergreifen. Tendyke gab nach. Die körperliche Berührung fand statt, die den geistigen Zusammenschluß wesentlich erleichterte.
Sie begannen, nach Julian zu rufen.
Irgendwo auf dieser Welt mußte er sich befinden, und er mußte diesen Ruf wahrnehmen.
***
Nicole Duval kam einige Minuten nachdem Zamorra und Dr. Markham das Hotel erreicht hatten, von einem Einkaufsbummel zurück. Sie hob erstaunt die Brauen, als sie sah, daß Zamorra nicht allein war. »Schade«, bemerkte sie. »Ich dachte, ich könnte dir vorführen, was ich eingekauft habe, aber das ist leider nicht jugendfrei.«
Der Arzt hüstelte. »Ich bin aber volljährig«, schmunzelte er. »Tun Sie sich keinen Zwang an, Mylady.«
»Oh, ich bin die Selbstbeherrschung in Person«, gab Nicole zurück. »Was soll jetzt stattfinden?«
»Doc Markham möchte sich mein magisches Experiment ansehen«, sagte Zamorra. »Er gehört zu den etwas aufgeschlosseneren Menschen.«
»Na, dann herzlich willkommen im Club«, sagte Nicole.
Zamorra begann mit seinen Vorbereitungen. In einem Zimmer der Suite wurden die Möbel beiseitegerückt und der Teppich fortgerollt. Dann zeichnete Zamorra mit magischer Kreide Symbole und Markierungen auf. Markham schaute ihm dabei interessiert zu. Jedes dieser Zeichen hatte eine exakte Bedeutung. Schon ein winziger Fehler konnte alles zerstören und aus Weißer Schwarze Magie machen - oder das Experiment zum Scheitern verurteilen. Kein Strich durfte um nur einen Millimeter zu lang oder zu kurz sein, kein Winkel zu schief, kein Bogen zu eng oder zu weit. Alles mußte hundertprozentig exakt sein.
»Nichts geht über eine gute Arbeitsplatzvorbereitung«, stellte Markham trocken fest. »Das scheint wohl auch in der Magie zu gelten, nicht wahr? Bei manchen Präzisionsarbeiten dauert die Vorbereitung länger als die eigentliche Arbeit…«
»Täuschen Sie sich hier mal nicht«, bat Zamorra. »Ich weiß nicht, wieviel Zeit und Kraft ich aufwenden muß, um zu einem Resultat zu kommen. Vielleicht geht es schnell, vielleicht dauert es viele Stunden. Sind Sie sicher, daß Sie so viel Zeit haben?«
Der Neger lächelte. »Warten wir es ab«, sagte er. »Wenn es mir zu langweilig wird, kann ich mich immer noch verabschieden. Aber ich möchte einfach wissen, was Sie machen und wie Sie es tun. Und ob dabei wirklich etwas herauskommt.«
»Sehen Sie, nicht einmal das kann ich garantieren«, erwiderte Zamorra. »Ich kann es nur hoffen. Aber ich denke, ich kann jetzt anfangen.«
Er ließ sich in einem der beiden magischen Kreise nieder.
»Einfach so?« staunte der Arzt. »Ich war bisher immer der Ansicht, daß der Magier bestimmte Reinigungsrituale an sich selbst vollziehen muß, ehe er die eigentliche magische Übung durchführt. Manchmal gehört auch Nacktheit dazu, weil es zu umständlich wäre, auch die Kleidung zu reinigen.«
»Möchten Sie Zamorra gern nackt sehen?« fragte Nicole lächelnd.
Markham lächelte. »Da würde ich es vorziehen, Sie bei dem Ritual zu beobachten, Miß Duval.«
Sie lachte leise. »Ich glaube, den Gefallen werde ich Ihnen nicht tun, Doc, auch wenn Sie mir gerade durch diese Offenheit nicht unsympathisch sind.«
»Könnten Sie es denn?«
»Vieles, was Zamorra kann, kann ich auch. Ich habe eine Menge von ihm gelernt, und ich brauche es oftmals auch, weil wir hin und wieder auch getrennt agieren… müssen«, setzte sie hinzu. »Dann muß man sich einfach helfen können, wenn es darauf ankommt. Es gibt allerdings auch Praktiken, die ich nicht beherrsche. Stellen sie sich vor, er wäre der Zaubermeister und ich der Zauberlehrling.«
»Wie funktioniert diese Magie eigentlich?« fragte Markham. »Sicher, meine Vorfahren haben sie praktiziert. Dennoch ist es seltsam. Wenn ich ein paar Striche zeichne und Beschwörungsformeln murmele, passiert nichts. Wenn ein sogenannter Zauberer dasselbe tut, geht gleich die halbe Welt unter. Ist an Ihnen etwas Besonderes, das andere Menschen nicht haben?«
Nicole schüttelte den Kopf.
»Nicht unbedingt«, sagte sie. »Manche haben es, und das erleichtert die Magie natürlich.
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