0466 - Gefangen in der Satansburg
einer für ihn wichtigen Information freigekauft. Gleichzeitig hatte sie ihm einen ihrer Fingernägel gegeben. Zum Pfand, wie sie sich ausgedrückt hatte. Sie hatte ihm vorgegaukelt, daß er sie wie bei einem Voodoo-Zauber mittels dieses Fingernagels kontrollieren konnte. In Wirklichkeit war es genau umgekehrt. Mittlerweile war es ihm längst nicht mehr bewußt, daß er diesen Nagel ständig mit sich führte. Er tat es instinktiv; wohin auch immer er ging, nahm er diesen Nagel mit, ohne daß es ihm selbst bewußt war. Die Erinnerung daran war in ihm längst erloschen; es gab nur noch einen ständigen Reflex.
Ihm war auch nicht bewußt, daß Stygia ihn schon einige Male für ihre Zwecke eingesetzt hatte. Über diesen Fingernagel konnte sie sogar Verbindung zu ihm aufnehmen und sehen, was in seiner Umgebung vorging, wenn er sich im magisch abgeschirmten Bereich von Château Montagne aufhielt, oder in seiner römischen Villa, die ebenso abgesichert war. Kein Dämon konnte normalerweise diese Sperren durchdringen…
Nun sah Stygia, daß sich Ted Ewigk in Gefangenschaft jenes geltungssüchtigen Dämons befand. Er war in Ketten gelegt worden. Und der Dämon versuchte, ihn zu einem Pakt zu bewegen.
»Nein, mein Freund«, murmelte die Dämonenfürstin. »So nicht. Du konntest es nicht sehen, daß er mir gehört, aber diese Unwissenheit wird dich nicht schützen. Nun, ich werde dir klarmachen, daß du die Finger von ihm zu lassen hast.«
Sie rief einen Hilfsgeist zu sich, ein irrwischartiges Wesen. Sie gab ihm den Befehl, jenen Dämon aufzusuchen und ihm die Botschaft der Fürstin auszurichten. Zugleich präparierte sie diesen Hilfsgeist. Der Burg-Dämon würde eine kleine Überraschung erleben…
Gespannt beobachtete Stygia weiter. Sie konnte zwar nicht direkt verfolgen, was bei dem Überbringen der Nachricht geschah, aber sie würde die Wirkung erfahren, wenn Ted Ewigk, ihr ahnungsloser treuer Diener, freigelassen wurde.
***
Thar hatte die entscheidende Stelle erreicht. Nach allem, was er in Erfahrung hatte bringen können, mußte hier die Satansburg sein, vor der sich alle fürchteten.
Mittlerweile konnte sich auch Thar nicht mehr von einer gewissen, unterschwelligen Furcht freisprechen, wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war. Zu viel von den Schauermärchen hatte sich ihm eingeprägt. Dabei fragte er sich, woher die Leute all diese entsetzlichen Einzelheiten wußten. Es sollte doch bislang niemandem gelungen sein, die Satansburg lebend wieder zu verlassen!
Das einzige, was Thar daher bewußt glauben wollte, waren Hinweise auf den Standort und die Erreichbarkeit. Aber von den weitergehenden Andeutungen hatte sich ihm doch so einiges eingeprägt, auch wenn er sich immer wieder sagte, daß es nur Spinnerei war, Einbildung und Ausschmückung der Andeutungen. Oder es waren doch schon Menschen zurückgekehrt, und dann war ein Aufenthalt in der Burg bei weitem nicht so gefährlich, wie man den Anschein erweckte. Prahlerei eines Zurückgekehrten, der sich als größter Held aller Zeiten darstellen wollte? Aber niemand hatte bislang zugegeben, zurückgekehrt zu sein.
Wie dem auch war - Thar wollte es wagen, die Satansburg zu betreten. Entweder gelang es ihm, Lyxa zu befreien oder zu rächen, und er kehrte als erster wieder zurück, oder es gelang ihm nicht - aber dann wollte er ohne Lyxa auch nicht mehr weiterleben. Er wollte nicht so sein wie die anderen Feiglinge, die allein vor der Erwähnung der Satansburg oder den Schwarzen Priestern und ihrem Dunklen Meister zitterten.
Nebel wallten am Berghang. Stellenweise betrug die Sichtweite nicht einmal eine Lanzenlänge. Es war kühl, aber Thar fror nicht, obgleich er nicht mehr als einen Kilt trug. Die Erwartung, bald die Satansburg vor sich zu sehen, ließ ihn fiebern.
Seinen Reitvogel hatte er unten am Flußufer zurückgelassen. Er wußte nicht, wie lange er brauchen würde, um sein Abenteuer zu bestehen, und er wollte nicht, daß der Vogel verdurstete oder verhungerte. Weglaufen würde das Tier ihm nicht; es war zahm und hervorragend dressiert. Allenfalls ein Raubtier mochte es anfallen und töten, aber damit rechnete Thar in dieser Gegend nicht. Seit er der Burg näher als eine halbe Tagesreise gekommen war, hatte er keine Kleintiere und keine Insekten oder Vögel mehr gesehen, es gab für Raubtiere hier also keine Beute. Die Nähe der Satansburg hielt die Beutetiere vermutlich fern. Auch der Reitvogel hatte sich nur mit sichtlichem Widerwillen so nahe
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