0466 - Gefangen in der Satansburg
tastete mit der Hand seinen Rücken ab. Er fühlte eine klebrige Schicht auf seiner Haut. Mit einer Verwünschung versuchte er sie abzuwischen, aber es gelang ihm nicht richtig. Er betrachtete die Substanz, die jetzt an seinen Fingern haftete. Es war die Schwärze, mit der die Steine überzogen waren. Es mußte ein ähnlicher Klebstoff sein wie jener, den seine Leute verwendeten, um damit Leimruten für den Vogelfang zu bestreichen.
»Hoffentlich ist es nur Leim«, murmelte er und versuchte seine Hand an den Steinplatten sauberzuwischen, mit welchen der Innenhof gepflastert war und die nicht von dieser Schwärze überzogen waren. Aber die zähe Masse haftete an seinen Fingern fest.
Zufällig sah er dabei zu dem großen Portal in der Umfassungsmauer hinüber, das sich vorhin unter dem Druck seiner Hand knarrend geöffnet hatte. Er hatte es hinter sich offen gelassen, das wußte er genau. Schließlich wollte er sich nicht selbst den Fluchtweg verbauen, falls er blitzschnell verschwinden mußte. Dann hatte er keine wertvolle Zeit damit verschwenden wollen, die Tür erst wieder öffnen zu müssen.
Aber jetzt war sie geschlossen.
Es mußte völlig lautlos gewesen sein. Er hatte nicht das geringste Geräusch vernommen.
Die Satansburg war also doch nicht ganz so tot, wie es den Anschein hatte! Es gab jemanden, der die Tür wieder schloß. Das bedeutete aber auch, daß dieser Jemand nun wußte, daß sich ein Fremder innerhalb der Mauern aufhielt.
Thar mußte sich beeilen, wenn er den geringen Rest des Überraschungseffektes noch nutzen wollte. Er wandte sich der Tür zu, vor der er stand. Aber das war keine Tür mehr.
Es war ein riesiger, zahnbewehrter Rachen, der sich aus dem Mauerwerk hervorstülpte, nach dem überraschten Thar schnappte und ihn verschlang!
***
Zamorra trat vor die Sperre, die wie festes Mauerwerk aussah. Er berührte sie vorsichtig. Zu seiner Verblüffung fühlte die Barriere sich auch wie Stein an. Als er dagegen drückte, gab sie nicht nach. Er verstärkte den Druck, aber nichts geschah. Irritiert wiederholte er den Versuch, kam aber auch jetzt nicht durch. Er fühlte Erleichterung, daß er nicht einfach drauflos marschiert war. Er wäre gegen die Sperre geprallt und hätte sich dabei höchstwahrscheinlich Verletzungen zugezogen.
Er trat ein paar Schritte zurück und überlegte. Er befand sich an der richtigen Stelle, und er hatte den Dämon auch viermal diese Fläche durchschreiten gesehen - einmal herein und hinaus, als er Zamorra hierher brachte, und vorhin einmal herein und hinaus, als er gegen das Amulett kämpfte. Jedesmal hatte der Dämon genau diese Stelle benutzt. Hätte er eine andere gewählt, wäre das der Beweis dafür gewesen, daß nicht die Wand durchlässig war, sondern der Dämon auf magische Weise hindurchgleiten konnte.
Warum aber konnte der Dämon hindurch und Zamorra nicht?
Der Professor versuchte es mit dem Amulett. Er drückte es gegen die Barriere. Es reagierte nicht. Es drang auch nicht in die Wand ein, als Zamorra es mit Gedankenbefehlen zwingen wollte, fremde Magie zu löschen. Egal, wie stark er gegen die Wand drückte - er kam nicht durch.
Leichter Zorn stieg in ihm auf. Da war er endlich die Ketten losgeworden, und nun kam er immer noch nicht aus dieser Zelle hinaus! Es mußte irgendeinen Trick geben, den er noch nicht durchschaut hatte. Er versuchte sich zu erinnern, ob der Dämon irgendeine auslösende Handbewegung gemacht hatte, ob er vielleicht eine Art versteckt angebrachten Schalter berührte. Aber zumindest als er unter dem Gegenschlag des Amuletts schreiend zurücktaumelte, hatte er dafür keine Zeit gefunden.
Wütend trat Zamorra mit dem Fuß gegen die Wand, rechnete im nächsten Sekundenbruchteil mit einer Verletzung, weil man ihm auch die Schuhe abgenommen hatte, und wunderte sich dann darüber, daß er sich weder die Zehen verstauchte noch anderweitig Schmerzen verspürte. Statt dessen steckte sein Fuß in der Wand!
Zamorra wollte gleich nachsetzen, drängte weiter vorwärts, nur funktionierte das nicht. Aber zurückziehen konnte er seinen Fuß mühelos.
»Moment mal! Sollte es mit dem Schwung zu tun haben?«
Er riskierte es, sich die Knöchel zu brechen und das Handgelenk zu verstauchen, als er einen wuchtigen Fausthieb gegen die Wand führte. Seine Faust tauchte in die Barriere ein, und der Schwung riß Zamorra mit, bis er mit dem halben Gesicht und der Schulter in der Sperre steckte. Dunkelheit umgab ihn, und wieder kam er nicht weiter, als
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