0466 - Gefangen in der Satansburg
unschädlich zu machen.
Zamorra dachte an Dr. Markham. Er glaubte nicht mehr, daß sie noch rechtzeitig zur Erde zurückkommen konnten, um ihm zu helfen.
***
Der Dämon taumelte durch die Korridore seiner Burg. Er war schwer angeschlagen. Dort, wo die silbernen Strahlenfinger der magischen Scheibe ihn getroffen hatten, glühte es immer noch. Die Kraft des Amuletts fraß und zehrte an der Substanz des Dunklen Meisters. Er mußte alle Willenskraft aufwenden, um die rasenden Schmerzen zu unterdrücken und das Feuer zum Erlöschen zu bringen. Das silberne Flackern und Züngeln der Flammen wurde nur langsam schwächer.
Er hatte den Stern von Myrrian-ey-Llyrana unterschätzt. Er hatte nicht damit gerechnet, daß dies das Haupt des Siebengestirns war.
Jetzt wußte er, daß er es mit dem berüchtigten Professor Zamorra zu tun hatte. Deshalb also hatte er auch die Gedanken der Gefangenen nicht lesen können, mit Ausnahme des schwerverletzten Negers, den er zu seinem Diener hatte machen können. Das schuf eine ganz neue Situation und machte alles Bisherige hinfällig. Ein Mitglied der Zamorra-Crew würde sich keinesfalls auf einen Pakt einlassen, auch diese Frau nicht, die schon halb zugestimmt hatte. Es mußte ein Trick sein.
Wenn er diese Figuren aber nicht als Diener für sich gewinnen konnte, waren sie nutzlos. Er benötigte sie nicht mehr.
Sie mußten sterben. Es war zu gefährlich, sie weiterhin lebend in der Burg zu lassen. Allein dieser Zamorra hatte schon bewiesen, wie gefährlich er war, indem er auf unerklärliche Weise wieder in den Besitz des Llyrana-Sterns gekommen war.
Aber bevor der Dunkle Meister sich daran machen konnte, die Gefangenen zu töten, mußte er erst wieder neue Kraft schöpfen. Der Strahlangriff des Amuletts hatte ihn geschwächt. Vielleicht mehr, als sein Gegner Zamorra ahnte.
Der Dämon mußte neue Lebensenergie trinken.
Gerade wollte er seine Wegrichtung ändern und sich einem Opfer widmen, dessen Lebenskraft ihn wieder stärken würde, als er spürte, daß Besuch eingetroffen war. Besuch aus der Hölle!
Das bedeutete nichts Gutes. Er war froh, wenn man ihn in Ruhe ließ. Absichtlich hatte er sich in diese kleine Welt zurückgezogen, um hier seinen Neigungen nachzugehen. Aber immer wieder fiel es anderen, hochrangigen Erzdämonen oder gar dem Fürsten der Finsternis selbst ein, ihm auf die Finger zu schauen. Gerade so, als sei er ein ins Exil geschickter Revolutionär, den man nicht aus den Augen verlieren durfte.
Zähneknirschend fügte er sich darein, diesen Besucher erst abwimmeln zu müssen. Aber er wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen. Er hatte gerade jetzt hier Schwierigkeiten genug, und von denen brauchte sein Besucher nichts zu erfahren. Mit Schrecken dachte der Dunkle Meister daran, daß Zamorra ausgerechnet jetzt seine Zelle verlassen könnte, um auf den Besucher zu treffen und diesen ebenfalls anzugreifen. Das würde ein sehr schlechtes Licht auf den Herrn der Satansburg werfen.
Dem mußte er vorgreifen.
***
Vorsichtig bewegte Thar sich durch den Innenhof der Burg. Immer wieder sah er sich nach allen Richtungen um. Er ging nicht quer über den befestigten Boden auf das hoch emporragende Hauptgebäude zu, das aus mächtigen, groben Steinquadern errichtet war, die aussahen wie von Ruß geschwärzt. Dazwischen waren überall kleine Fensterlöcher. Die oberen Etagen waren etwas zurückgesetzt und ließen Raum für terrassenartige Rundgänge mit spitzen Mauerzinnen. Thar rechnete damit, daß jeden Moment eine Dämonenfratze aus einem der finsteren Fenster hervorschauen oder sich über die Zinnen emporrecken konnte. Aber nichts dergleichen geschah. Die Satansburg schien tatsächlich unbewohnt zu sein. Nichts deutete darauf hin, daß es hier Leben gab.
Hier wohnt nur der Tod , dachte Thar erschauernd.
Trotzdem bewegte er sich so weit wie möglich am Rand des Innenhofes an der Umfassungsmauer entlang. Nicht, daß er dort besseren Sichtschutz gefunden hätte; aber er fühlte sich einfach wohler, wenn er hinter seinem Rücken eine feste Wand hatte. Dann brauchte er sich im Falle eines Angriffes nur noch nach drei Richtungen zu verteidigen.
Schließlich befand er sich in der Nähe einer großen Tür, die ins Innere des wuchtigen schwarzen Bauwerks führte. Mit ein paar raschen, weiten Sprüngen überwand er die Distanz und preßte sich dann gegen das schwarze Mauerwerk. Es fühlte sich seltsam feucht an. Unwillkürlich löste er sich wieder von der Wand,
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