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0466 - Gefangen in der Satansburg

0466 - Gefangen in der Satansburg

Titel: 0466 - Gefangen in der Satansburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Uschi muß sehr, sehr weit von mir entfernt sein. Ich fühle sie nicht. Ich kann auch keine Gedanken lesen. Glaubst du etwa, diese Wolke denkt ?«
    »Oder etwas, das sich in ihr verbirgt«, sagte Nicole.
    Es wurde immer düsterer, obgleich die grünliche Sonne höher stieg. Zamorra glaubte unter oder hinter der Wolke an einem Berghang die schwarzen Mauern einer Burgfestung zu sehen, aber er war sich nicht ganz sicher.
    Sicher war er dagegen, daß es sich um ein schwarzmagisches Phänomen handelte. Inzwischen hatte er kurz am Daumen geleckt und ihn hochgehalten, um die Windrichtung zu prüfen; die Wolke trieb gegen den Wind heran. Das war alles andere als normal. Aber warum reagierte das Amulett dann nicht? Zumindest in Shedos Welt hatte es ihn geschützt, als das mutierte Monsterinsekt einen magischen Angriff auf ihn durchführte!
    Plötzlich glaubte er, ein schwaches Vibrieren zu spüren.
    »Also doch«, murmelte er.
    Oder unterlag er einer Selbsttäuschung? Spürte er die Vibration, weil er sie spüren wollte , weil er einfach davon ausging, daß schwarzmagische Gefahr zu drohen hatte?
    Noch ehe er sich darüber klar wurde, ob er einer Selbsttäuschung unterlag oder nicht, veränderte die schwarze Wolke ihre Geschwindigkeit. Von einem Moment zum anderen wurde sie schneller, um sich dabei auch im Volumen rasend auszudehnen. Sie hüllte innerhalb weniger Augenblicke den Platz ein, an dem die Menschen sich befanden.
    Zamorra hörte Nicole unterdrückt aufstöhnen, sah, wie Monica abwehrend die Arme hochriß, dann spürte er einen harten Schlag, der seinen ganzen Körper durchdrang und erschütterte.
    Er stürzte in einen endlos tiefen Schacht traumloser Schwärze.
    ***
    Verwirrt stand Uschi Peters in der Schneelandschaft Alaskas, nur wenige Kilometer östlich von Quinhagak, dem Hafen-Dorf an der Kuskokwim Bay. Stadt konnte man die Ansiedlung kaum nennen. Von der Größe her hätte sie zwar zur Not noch als Stadt durchgehen können, nicht aber von der Struktur her. Ursprünglich einmal ein kleines Indianerdorf, war Quinhagak immer mehr zur Wohnmaschine der Erdölarbeiter geworden. Der Rest war Hafen. Hier lagen die Öltanker, die das Schwarze Gold Alaskas aus den Pipelines aufnahmen, um es über das Wasser südwärts zu transportieren.
    Aber das alles interessierte Uschi Peters herzlich wenig.
    Sie hatte ihrer Schwester und Robert Tendyke durch das Weltentor folgen wollen, durch das die beiden ihr vorausgegangen waren in jene Sphäre, aus welcher der Skelettmann gekommen war und die sie für eine von Julians Traumwelten hielten. Sie hatten angenommen, daß das Erscheinen des Skeletts eine Art Zeichen Julians war. Hinzu kam, daß die Zwillinge zuvor von der grünen Göttin Shedo geträumt hatten. Wen wunderte es, daß sie Shedo und ihre Welt eben für eine von Julians realistischen Traumschöpfungen halten mußten? Daß Shedo mit ihren Träumen, die sie in die Schlafbewußtseine mancher Menschen sandte, damit Zielmarkierungen setzte für ihre Untertanen, die in der Nähe der Träumer dann ihre neuen Wirtskörper fanden, ahnten sie alle zusammen nicht. Das hätte ihnen höchstens Professor Zamorra sagen können…
    Immerhin hatte der sterbende Knochenmann ihnen dann noch verraten, wo sich das Tor befand, durch das er gekommen war, und mit einem geliehenen Motorschlitten waren sie zu der Stelle gefahren, an der die Spuren im Schnee endeten. Zuerst war Rob Tendyke hindurchgegangen, dann Monica. Und jetzt wollte Uschi folgen - und schaffte es nicht!
    Sie konnte das unsichtbare Tor nicht mehr durchschreiten! Es war, als würde sie gegen eine Gummischicht stoßen, die sie zurückfederte. Sie stieß die behandschuhte Faust vor, drang in die andere Welt vor - und spürte dabei, wie sich das Tor rasend schnell schloß! Es verringerte seinen Durchmesser, schrumpfte zusammen, und da riß die Telepathin ihre Faust, ihren Arm, ganz schnell zurück, weil sie befürchtete, der würde ihr abgetrennt, wenn sie ihn auch nur noch ein paar Sekunden länger durch die sich verkleinernde Öffnung streckte!
    Als sie dann wieder vortastete, traf sie eine feste Mauer. Die war nicht mehr federnd wie Gummi, sondern stabil. Aber auch diese unsichtbare stabile Wand, bislang noch aufrecht in der Luft stehend wie eine Glasplatte, schrumpfte plötzlich unglaublich schnell zusammen und verschwand dann völlig.
    Uschis Hände fanden keinen Widerstand mehr vor.
    Das Tor war fort!
    Zum ersten Mal war sie Zeugin geworden, wie ein Weltentor sich schloß.

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