0467 - Der Killer schickte rote Rosen
Leone schaute ihm nach. In diesem Moment sah er auch Hounds Silhouette auf der Mauer, dann war er endgültig allein an der unheimlichen Stätte.
Vorsichtig erhob er sich. Als er stand, bückte er sich noch einmal nach den Rosen.
Der Gangstei- ging vorsichtig, aber ziemlich schnell über die weite Rasenfläche, an deren Ende zwischen einigen hohen Bäumen die Leichenhalle stand. Leone war etwa in der Mitte des Rasens, als plötzlich die Wolkendecke auf riß. Erschrocken fuhr der Gangster zusammen. Er fühlte sich wie in helles Scheinwerferlicht getaucht. Aber es war nur der kahle Schein des vollen Mondes. Es genügte jedoch, um auch den Boß der drei Gangster die Nerven verlieren zu lassen.
Einen kurzen Moment blieb Leone auf der Mitte der Rasenfläche stehen, Dahn rannte er, wie von Hunden gehetzt, vorwärts. Keuchend erreichte er die Leichenhalle.
Von Panik erfaßt, schleuderte er die roten Rosen gegen die Tür des düsteren Bauwerks.
Merkwürdig hohl klang seine Stimme, als er unvermittelt losbrüllte: »Da sind Rosen! Rosen für die Notury! Holt sie herein!«
Seine Stimme war noch nicht verklungen, als die Tür der Leichenhalle aufgerissen wurde.
Der gleißende Lichtschein einer vielkerzigen Birne traf den Gangster, der in der Dunkelheit auf dem Platz vor der Leichenhalle stand.
Leone schloß geblendet die. Augen. Dann drehte er sich auf dem Absatz herum und raste in wilder Flucht in die Dunkelheit.
Unser Distriktchef Mr. High schaute uns kopfschüttelnd an.
»Da gibt es überhaupt nur eine Erklärung«, sagte er. »Ihr müßt einen sehr, sehr tatkräftigen Schutzengel haben. Daß ein Mann aus einer solchen Situation einigermaßen heil herauskommt, ist schon fast ein Wunder. Aber zwei Männer…«
Er schüttelte noch einmal den Kopf.
»Dieser verhinderte Fahrstuhlkonstrukteur muß gewußt haben, was wir in dem Haus wollten. Er muß uns beobachtet haben. Ich entsinne mich genau, daß die Fahrstuhitür in Ordnung war, als wir hinauffuhren. Wir hatten es ja eilig. Als der Lift im dritten Stock ankam, drückte ich schon gegen die Tür, um möglichst schnell hinauszukommen. Die Tür öffnete sich nicht, bevor der Fahrstuhl stand. Der Riegel hat also noch funktioniert. Erst nachher, als Phil die Tür öffnete und deshalb dachte, der Fahrstuhl sei im dritten Stock, war die Sechskantmutter in das Führungsloch hineingedrückt. Der Täter muß sogar noch beobachtet haben, was Phil passierte«, berichtete ich kurz.
»Aber niemand hat ihn gesehen«, ergänzte Phil. »Sogar Mrs. Mappers nicht. Das will schon etwas heißen. Ich meine, wenn…«
»Wenn?« fragte ich.
Phil schien eine ganz bestimmte Vermutung zu haben.
Er überlegte sich ein paar Sekunden gut, was er sagte.
»Wenn Mrs. Mappers nicht selbst dabei die Hand im Spiel hat«, meinte er dann.
Diesmal schüttelte Mr. High den Kopf.
»Ihr werdet wohl mit diesen Händen an der Geschichte vorerst nicht Weiterarbeiten können«, meinte er. »Trotzdem will ich euch sagen, was sich in der Zwischenzeit hier ereignet hat. Vorhin rief ein Unbekannter in unserer Zentrale an und gab uns eine sehr ausführliche Beschreibung des angeblichen Täters im Fall Notury. Die Beschreibung ist so eindeutig, daß wir inzwischen sogar ein Trickfoto danach anfertigen konnten. Auf eure Mrs. Mappers paßt sie auf keinen Fall.«
»Woher kam die Beschreibung?« fragte ich.
»Unbekannter Anrufer«, sagte unser Chef. »Wir haben aber seine Stimme auf Tonband. Sehr weit wird uns das jedoch nicht bringen.«
»Der ganze Fall Notury, mit allem, was damit zusammenhängt, ist das reinste Hörspiel«, bemerkte ich bitter. »Alles, was für uns wichtig ist, haben wir nur auf Tonband.«
Mr. High nickte nachdenklich. Erdachte an die Bandspule, die wir ihm aus der Wohnung mitgebracht hatten. Sie befand sich jetzt im Labor und wurde auf Fingerabdrücke untersucht. Vorher hatten wir sie uns angehört. Aus dem Dialog darauf war hervorgegangen, wem die Stimmen gehörten. Die weibliche Stimme hatte Carina Notury gehört. Und die männliche Stimme gehörte jenem Whitstone, den wir vergeblich in der Fifth Avenue gesucht hatten.
Das war einwandfreies Beweismaterial. Es nutzte uns jedoch nichts, solange wir nicht die dazugehörigen Personen gefunden hatten. Und das war die Schwierigkeit.
»Kann ich mir die Stimme mal anhören?« fragte ich den Chef.
»Natürlich!« nickte er und griff in die Schreibtischschublade. Er legte das Band aus unserer Zentrale auf den Schreibtisch und drehte sich nach
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