0467 - Der Kristall der Macht
haben wir jedenfalls ein paar Tage oder hoffentlich auch ein paar Wochen Ruhe, damit wir uns alle vom Streß der letzten Tage erholen können. Wir haben uns die Ruhe verdient.«
Carlotta zuckte mit den Schultern. »Ich bin mir da nicht so sicher«, sagte sie.
Die anderen sahen die schwarzhaarige Römerin verblüfft an. Ted beugte sich vor. »Was willst du damit sagen?«
»In deiner Abwesenheit, Ted«, sagte sie, »war Yared Salem hier.«
***
»Salem?« stieß Zamorra überrascht hervor. »Was wollte er hier?«
»Woher ist er gekommen? Durch den Materietransmitter?« hakte Ted sofort nach.
»Er ist doch damals spurlos verschwunden, nachdem wir in der Toten Stadt mit Gryfs Vampir-Ich zu tun hatten… und er hat sich monatelang nicht mehr sehen lassen! Daß er jetzt wieder aus der Versenkung auftaucht wie der Kastenteufel, muß etwas zu bedeuten haben«, sagte Nicole. »Aber was? Verflixt, das stinkt nach neuem Ärger! Dabei hatte ich mich auf ein paar friedvolle Parties gefreut, bei denen wir Teds Weinkeller plündern, überlaute Musik dröhnen lassen, unanständige Lieder grölen, und den Rest will Zamorra mich ja nicht aussprechen lassen…«
Zamorra machte eine wegwerfende Handbewegung und sah nach wie vor Carlotta an. »Also, was war jetzt mit Salem?«
»Wenn ihr nicht ständig durcheinander reden würdet, käme ich ja vielleicht auch mal zu Wort«, beschwerte sich die Schwarzhaarige.
»Niemand hindert dich daran zu reden«, behauptete Nicole. »Du mußt uns nur einfach ins Wort fallen.«
»Das wäre aber unhöflich«, warf Ted ein. »So etwas bringt Carlotta nicht fertig. Im Gegensatz zu euch Barbaren hat sie nämlich noch eine gute Erziehung genossen.«
»Seid ihr jetzt fertig?« fauchte Carlotta. »Salem tauchte heute früh auf. Ich war völlig überrascht. Er war einfach da.«
»Durch den Transmitter?« wiederholte Ted seine Frage.
Carlotta schüttelte den Kopf. »Er klingelte ganz einfach an der Tür. Wie er dorthin gekommen ist, weiß ich nicht. Vielleicht per Taxi. Aber durch den Transmitter kann er ja wohl kaum gekommen sein, weil der doch blockiert worden ist. Die Sperre läßt sich nur von hier aus lösen, oder habt ihr mir damals etwas Falsches erzählt?«
Ted schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht«, sagte er. »Aber es bliebe noch die Möglichkeit, daß er die Regenbogenblumen benutzt hat.«
»Dann hätte er kaum draußen vor der Tür stehen und auf den Klingelknopf drücken müssen«, erwiderte Carlotta.
»Nicht unbedingt. Er kann den Keller durch die Außentür verlassen haben, um den Anschein zu erwecken, er sei nicht von drinnen gekommen«, überlegte der Reporter.
»Ist es wirklich so wichtig, woher er kommt?« fragte Nicole. »Ich meine, wir sollten mal intensiver nach dem Warum fragen. Was wollte er?«
»Es ist wichtig«, sagte Zamorra leise. »Ted hat recht, wenn er da nachhakt. Der Keller mit den Regenbogenblumen und dem Transmitter ist eine Schwachstelle. Vor allem die Transmitteranlage! Wenn Salem sie tatsächlich benutzt hat, um nach hier zu kommen, heißt das, die Sperre ist nicht sicher. Es können also jederzeit andere Ewige hier auftauchen, oder auch ihre Cyborgs, diese seltsamen Männer in Schwarz .«
»Wir werden das überprüfen«, sagte Ted.
Der Keller unter der Villa barg eine Besonderheit. Es gab einen Raum mit einer Schiebetür, die in zwei Richtungen geöffnet werden konnte. Schob man sie in die eine, gelangte man lediglich in Teds Getränkekeller. Schob man sie in die andere, öffnete sich dagegen ein Gang, der in eine andere Dimension führte. Darin befand sich ein gewaltiges Arsenal der DYNASTIE DER EWIGEN, vollgestopft mit technischen Relikten aus tausendjähriger Vergangenheit. Es schien, als hätten die Ewigen dieses Arsenal längst vergessen…
Kernstück war eine Schaltzentrale für die Sternenstraßen der Ewigen. Vor Äonen hatten sie nicht nur mit Weltraumschiffen das Universum durchflogen, sondern sich auch einer viel schnelleren Reisemethode bedient. Man betrat einen Transmitter, wurde ohne Zeitverlust über gigantische Entfernungen hinweg zum Empfänger-Gerät abgestrahlt. Wie das funktionierte, wußte heute niemand mehr. Aber es gab einige Kontrollstellen, von denen aus das gewaltige Netz der Sternenstraßen, das teilweise auch in andere Dimensionen führte, ferngesteuert und teilweise blockiert werden konnte. Der Keller unter Ted Ewigks Villa war eine dieser Schaltzentralen. Nachdem Ted und seine Freunde die Gefahr erkannt hatten, die ihnen
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