0467 - Der letzte Mann der DOLDA
einige winzige Unregelmäßigkeiten erkennen, die auf einen meisterlichen Nachbau schließen ließen.
„Guten Morgen, Milli", sagte er lächelnd.
Milli lächelte zurück.
„Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen, Baiton", sagte sie mit ihrer dunklen Stimme.
„Danke, mein Kleines." Baiton begann zu vergessen, daß sie ein Roboter war. „Haben Sie ein wenig Zeit für mich?"
„Ich stehe Ihnen voll und ganz zur Verfügung, Baiton, Sie brauchen es nur zu sagen."
Baiton schluckte und sank in die Kissen zurück.
„Nun, manchmal wäre mir ein wenig Gesellschaft recht lieb, Milli. Zum Beispiel gestern abend. Ich habe mich fast zu Tode gelangweilt, was früher, als ich noch nichts von Ihrer Existenz ahnte, nie der Fall war. Haben Sie dafür eine Erklärung?"
Das war eine Frage, die mit Logik, aber auch mit Gefühl und Sentimentalität beantwortet werden konnte. Er wollte herausfinden, wie Milli programmiert worden war und ob sie überhaupt gefühlsmäßig angesprochen werden konnte und entsprechend reagierte. Baiton redete sich ein, daß er die Untersuchung nur in rein wissenschaftlichem Interesse vornahm.
„Vielleicht gefalle ich Ihnen", sagte Milli. „Sie gefallen mir sehr, Baiton," Sie hatte inzwischen das Tablett auf den Tisch gestellt und war zur Tür gegangen.
„Bis bald", rief Baiton ihr nach.
Sie drehte sich noch einmal um.
„Ich werde Munkunk bitten, daß er eine Klingel anbringen läßt, mit der Sie mich jederzeit rufen können. Bis bald, Baiton."
Lautlos schloß sich die Tür.
Baiton holte tief Luft, dann sprang er aus dem Bett und wusch sich. Beim Frühstück pfiff er sogar.
Am Nachmittag unternahm er eine Rundfahrt mit Mover, aber er begegnete weder Munkunk noch Milli. Überhaupt schien ihm die STADT verändert, er konnte nur nicht feststellen, wodurch dieser vage Eindruck entstand. Erst als er die Außenbezirke durchquerte und an ihren Rand kam, sah er es.
Der energetische Schutzschirm war wieder vorhanden.
Die Glocke endete wenige Meter vom Stadtrand entfernt im Boden. Baiton wußte, daß es kein Mittel gab, den Schirm zu durchdringen. Er war sechsdimensionaler Natur, hatte Munkunk ihm einmal erklärt. Damit wußte Baiton nicht viel anzufangen. Immerhin resultierte das technische Unverständnis in einem gehörigen Respekt vor dem Schirm.
Er kehrte um und erreichte bald darauf sein Kuppelheim. Milli brachte gerade das Essen.
„Werden Sie mir heute etwas Gesellschaft leisten, Milli?"
„Wenn Sie es wünschen - gern, Baiton."
Baiton sah zum Tablett.
„Wie wäre es denn, wenn Sie etwas Wein besorgten? Mit dem einen Schluck kommen wir nicht weit. Oh, Verzeihung, Milli. Essen und trinken Sie?"
„Wie Sie", entgegnete sie und lächelte. „Und dann schmeckt es mir sogar."
„Fein, Milli. Dann holen Sie noch Wein. Ich esse inzwischen und ziehe mich um."
„Umziehen? Warum denn das?"
„Nur so", knurrte Baiton etwas verlegen und wartete, bis sie den Raum verlassen hatte. Er ging ins Badezimmer, „Au Backe, alter Junge! Was nun?
Schließlich ist sie ein Roboter, und kein vollblütiges Mädchen!" Er betrachtete sich im Spiegel, „Oder doch ...?"
Es wurde ein netter und absolut harmloser Abend, ganz wie Baiton es insgeheim befürchtet hatte.
Als sie gegangen war, spürte er plötzlich bleiernde Müdigkeit.
Angezogen fiel er auf sein Bett. Einen Augenblick später war er eingeschlafen.
6.
Milli brachte das Frühstück.
„Munkunk bittet Sie, heute wieder zu den Fremden hinauszufahren, Baiton. Jetzt gleich am Vormittag."
„Ich werde fahren." Er sah sie an. „Sehen wir uns heute abend wieder, Milli?"
„Ich werde kommen", versprach sie und verschwand.
Gutgelaunt frühstückte er. Mover wartete draußen vor der Tür.
Baiton bemerkte sofort, daß der Energieschirm noch über der STADT lag und fragte sich, wie er sie verlassen sollte. Aber seine Sorge erwies sich als überflüssig. Als sie den Stadtrand erreichten, entstand genau vor ihm, dort etwa, wo die Straße begann, eine Lücke in dem flimmernden Vorhang.
Ohne zu zögern, fuhr er hindurch.
Hinter ihm schloß sich der Schirm wieder.
Mover protestierte auch diesmal nicht, als Baiton mit Höchstgeschwindigkeit fuhr. Er nahm denselben Weg wie vorher, bog nach links ab und war froh, als er die Senke erreichte. Aber noch bevor das geschah, fiel ihm etwas auf.
Das Gebilde, das die Fremden errichteten, war höher geworden.
Fast einen halben Kilometer hoch ragte es in den Himmel hinein, jetzt unverkennbar konisch, und
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