0467 - Der letzte Mann der DOLDA
Trost für mich", rief Ferrin verbittert.
„Aber du hast schon recht, Baiton. Wenn ich wirklich sterbe, was für einen Sinn hätte es schon, wenn du dir wegen meiner Beerdigung auch noch den Kopf zerbrechen solltest? Das Vernünftigste wird sein, du fliegst den Kahn in die nächstbeste Sonne, damit niemand mehr angesteckt werden kann."
Soweit es in seiner Liegestellung möglich war, nickte Baiton Wyt.
„Daran habe ich schon gedacht, alter Freund.
Sobald du die ersten Anzeichen bemerkst, steht mein Entschluß fest. Es hat wenig Sinn, wenn ich mich zu retten versuche, denn unweigerlich werde ich infiziert, wenn ich die Kabine verlasse. Das Schiff darf somit niemals auf einem Planeten landen, ob bewohnt oder nicht."
„Warum nicht auf einem unbewohnten? So eine Seuche braucht Nahrung, um sich zu verbreiten, oder sie stirbt. Ich würde eine Landung versuchen."
„Vielleicht, vielleicht auch nicht. Es kommt auf die Umstände an. Aber warum reden wir darüber?
Noch bist du ja nicht krank, oder doch ...?"
Regus Ferrin sah seinen Kommandanten lange an.
„Ja", sagte er schließlich. „Mich hat es auch erwischt. Den ersten Flecken entdeckte ich vor zwei Stunden, als ich duschte. Und seitdem kriecht die Müdigkeit in mir hoch. Ich wollte dir nichts sagen, um dir nicht den Mut zu nehmen, Baiton ..."
„Das ist Quatsch!" Baiton Wyt versuchte, auch äußerlich ruhig und gelassen zu erscheinen. „Warum sollten wir uns etwas vormachen. Du hast noch etwa zehn Stunden, Regus, dann bist du tot. Ich weiß nicht, wieviel ich noch habe, aber sicherlich nicht viel mehr. Die Seuche ist im ganzen Schiff, überall, in jedem Raum. Ich bleibe in der Kabine. Vielleicht lande ich irgendwo, vielleicht auch nicht. Du wirst nicht viel versäumen, wenn du vorher stirbst."
„Gemütsmensch", tadelte Regus Ferrin milde.
Die DOLDA ging wenig später erneut in den Linearraum und legte diesmal eine Strecke von mehr als hundert Lichtjahren schadlos zurück, eine Leistung übrigens, auf die Baiton Wyt unter anderen Umständen stolz gewesen wäre.
Noch dreihundert Lichtjahre bis zu dem Sternhaufen EX-2830.
Als Regus Ferrin nach zwei weiteren Linearetappen tot im Kontrollsessel lag, überkam Baiton Wyt zum erstenmal so etwas wie Mutlosigkeit und Verzweiflung. Er schaltete den Kontrollraum ab und übernahm selbst die Führung des Schiffes. Dabei blieb er im Bett liegen, allerdings angezogen und frisch rasiert.
Er riß die Verbindungsdrähte aus dem Interkom, um nicht noch einmal auf den Gedanken zu kommen, die Leiche seines Freundes zu sehen. Von nun an war er auf sich selbst gestellt Er warf einen Blick auf den automatischen Bordkalender in seiner Kabine.
Es war der 6. März des Jahres 3117 Terra-Normalzeit.
Die DOLDA ging zum letztenmal in den Normalraum. Baiton Wyt entnahm der Sternkarte die Daten für die folgende und damit letzte Linearetappe und gab sie an seinen Computer weiter. Alle Instrumente funktionierten tadellos.
Dann widmete er sich eingehend dem Studium der Spezialkarte über EX-2830.
Das Gebiet war kaum erforscht worden. Obwohl die Explorerflotten des Solaren Imperiums dauernd unterwegs waren, um neue Welten zu erschließen, war das nicht sonderlich überraschend. Die Milchstraße war groß, unvorstellbar groß, und sie enthielt Milliarden von Sonnensystemen. Der Haufen EX-2830 war nur eine relativ kleine Ansammlung von exakt achtundneunzig Sonnen, von denen nur die wenigsten Planeten besaßen. Keiner von ihnen konnte als ausgesprochene Sauerstoffwelt gelten.
Außer Techma.
Techma war ein Freifahrer gewesen, der im Alleingang den Sternhaufen katalogisiert hatte. Er hatte Techmas Stern, wie er die rote Zwergsonne nannte, als das einzige System bezeichnet, das sich notfalls für eine Besiedlung eignete. Er gab in seinem Bericht allerdings zu, daß ihm für eine gründliche Untersuchung keine Zeit geblieben war. Seine Daten konnten nur als Anhaltspunkt gewertet werden.
Sie waren auch spärlich genug.
Techmas Stern hatte nur einen einzigen Planeten, eine marsähnliche Ödwelt mit trockenen, kalten Wüsten, einer spärlichen Vegetation und nicht allzu hohen Gebirgen. Der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre entsprach jenem auf der Erde in achttausend Metern Höhe. Die Rotation des Planeten Techma betrug 26,4 Stunden. Da Techmas Stern nur noch minimal Hitze aussandte, wurde es tagsüber am Äquator nicht wärmer als ungefähr 14 Grad Celsius, während die Temperaturen in der Nacht bis auf minus 25 Grad absanken. Die
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