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0468 - Der Mordgötze

0468 - Der Mordgötze

Titel: 0468 - Der Mordgötze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht auch um alles, was dein ist? Möchtest du deine Heimat nicht wiedersehen?«
    »Meine Heimat?« Die junge Druidin mit dem schulterlangen, silberblonden Haar und dem leicht asiatisch wirkenden Gesicht, in dem tiefschwarze Augen funkelten, welche hin und wieder ihre Farbe zu grellem Schockgrün wandelten, hob die schmalen Schultern. »Meine Heimat, Merlin? Hatte ich denn jemals eine? Ich wurde gezeugt und geboren. Ich wuchs auf. Ich sah weder dich noch meine Mutter. Ich kam zur Erde. Ich lag unter dämonischem Tiefschlaf in einem geheimen irischen Kloster-Keller. Ich lebte in den Tiefen unter Stonehenge. Ich lebte irgendwo in der Galaxis. Meine Gesprächspartner waren Unheimliche, die keine menschliche Fantasie beschreiben kann. Ich lebte in der Hölle. Ich war ein Werkzeug der MÄCHTIGEN. Ich war Herrscherin der DYNASTIE DER EWIGEN. Ash'Cant wurde zu meiner Privatwelt und wäre fast mein Zuhause geworden. Heimat? Was ist das? Ich kenne keine Heimat. Ich war nirgends geborgen. Ich hatte nirgendwo wirklich Freunde. Selbst auf dem Silbermond war ich aufgrund meiner dubiosen Abkunft eine Außenseiterin. Wer traute schon der Zeitlosen? Sie wußten doch alle, daß meine Mutter ein künstliches Produkt einer für unmöglich gehaltenen Verbindung aus einem MÄCHTIGEN und einem Ewigen war. Und wo warst du, Vater? Wo war deine Hand, die mich in jener Zeit hätte halten können? Rede nicht mehr von Heimat zu mir. Meine Heimat liegt nur in meinem eigenen Inneren. Ich selbst mußte sie mir schaffen.«
    »Aber es gelang dir nicht«, sagte Merlin ruhig.
    Sara senkte den Kopf. »Du hast recht«, erwiderte sie leise. »Ich habe es nie geschafft. Diese Heimat wäre so künstlich gewesen wie meine Herkunft. Alles ist falsch. Unnatürlich.«
    »Das will ich nicht eingestehen«, sagte Merlin leise. »Aber daß ich in der Zeit, in der du mich am meisten brauchtest, nicht an deiner Seite war, das gestehe ich ein. Um so mehr wundert mich jetzt deine Sorge um mich .«
    »Du bist mein Vater«, sagte Sara Moon. »Nicht nur mein Erzeuger.«
    Lange Zeit war das für sie anders gewesen. Da war sie vom Bösen besessen. Ein unheilvolles genetisch-psychisches Programm hatte sie gesteuert. Hatte sie zum Werkzeug des Bösen gemacht, zur dunklen Herrscherin. Erst vor kurzem war sie befreit worden von den dunklen Zwängen CRAAHNS, und sie war bestürzt über das, was sie getan hatte, um die Dunkle Seite der Macht zu stärken. Selbst für ein magisches Wesen wie Merlin, Jahrtausende alt und nicht den Gesetzen der Sterblichen unterworfen, war es ungewöhnlich, Saras Wandlung zu erleben. Zu lange war sie seine Todfeindin und die seiner Freunde und Helfer gewesen.
    Als sie wieder etwas zu seiner derzeitigen Kraftlosigkeit sagen wollte, hob er abwehrend die Hand.
    »Ted Ewigk«, sagte er.
    Unwillkürlich zuckte Sara zusammen. Ted war einmal der Mann gewesen, den sie jagen ließ, um ihn zu töten. Nachdem CRAAHN in ihr blockiert worden war, hatte sie ihn von dem tödlichen magischen Keim geheilt, der ihn befallen hatte. Ted Ewigk war für sie ein Reizwort. Sie empfand tiefe Schuldgefühle, wenn sie an ihn dachte, und sie wußte, daß er ihr immer noch mißtrauisch gegenüberstand. Die so lange Zeit des Gejagtwerdens und Versteckens konnte er nicht so einfach vergessen und verdrängen. So etwas konnte wahrscheinlich kein einziger Mensch.
    »Was ist mit ihm?« stieß sie hervor.
    »Er hat sich sehr verändert.«
    Sara nickte. »Du sprachst schon einmal davon. Ich weiß es nicht, kann es nicht beurteilen. Ich kenne ihn zu wenig. Ich ließ ihn verfolgen und jagen, aber ich weiß nur wenig über ihn. Er ist ein Fremder.«
    »Das ist er auch für seine Freunde geworden«, sagte Merlin. »Schon lange, ehe er sich mit dem magischen Keim infizierte, an dem er gestorben wäre, hättest du ihn nicht geheilt. Warum ist er so geworden? So anders, so härter? Ich kenne ihn nicht wieder. Es ist fast so, als würde er den Dunkelmächten lauschen.«
    »Also praktisch eine Umkehrung der Dinge«, sagte Sara bedrückt. »Ich wurde wieder weiß, und er wurde schwarz. Meinst du das, Vater?«
    Merlin zuckte mit den Schultern.
    »Ich glaube nicht, daß es so einfach ist. Finde es heraus. Erforsche und erfahre, warum Ted Ewigk so fremd geworden ist.«
    Sara Moon nickte.
    »Ich werde es tun, Vater«, versprach sie.
    Aber weit mehr Gedanken als um Ted Ewigk macht sie sich um Merlin, ihren Vater. Er war der Mann, dem sie eigentlich helfen wollte. Ted Ewigk hatte sie schon geholfen.

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