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0468 - Der Mordgötze

0468 - Der Mordgötze

Titel: 0468 - Der Mordgötze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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vorsichtiger als nötig zur Seite.
    »He, was ist das?« wiederholte Felicitas und nahm die Figur aus dem Wandregal. »Ich glaube, ich habe noch nie etwas Häßlicheres gesehen. Mit Ausnahme von Wally.«
    Wally sonnte sich draußen am Swimming-pool, das Maul halb geöffnet und reglos wie ein Baumstamm. Als könne er kein Wässerchen trüben. Wenn er satt war, stimmte das auch. Aber manchmal war er auch hungrig…
    »Du kannst nicht erwarten, daß jeder Holzschnitzer ein wiedergeborener Michelangelo ist«, seufzte Patrizia und legte einen neuen Film ein. Dann präparierte sie die nächste Kamera. Reine Routine. Verknipste Filme wurden sofort ersetzt. Dann waren die Kameras immer schußbereit, und die Arbeit brauchte später nicht überflüssig oft durch das Filmwechseln unterbrochen zu werden.
    »Ja, okay, aber was zum Teufel stellt dieses häßliche Ding dar?« fragte Yasmin, die dritte im Bunde, mit der Schokoladenhaut. Nach den Aufnahmen in der Boutique hatte sie ihr Kleid zurückbekommen, dachte aber nicht daran, es wieder anzuziehen, weil es ohne viel bequemer war, Patrizia noch etwas von einer weiteren Fotoserie gemurmelt hatte und sie außerdem darauf hoffte, noch ein paar Runden im Pool zu drehen, sofern Wally rechtzeitig das Feld räumte. Sowohl bei den Aufnahmen wie beim Schwimmen brauchte sie keine Kleidung; warum sollte sie sich zwischendurch also wieder anziehen?
    »Weiß ich selbst nicht«, gab Patrizia auf ihre Frage nach der halbmetergroßen Holzfigur zurück.
    »Pat, du bist verrückt. Wenn du es nicht weißt, warum läßt du dir das Ding dann andrehen?«
    Die Fotografin wedelte mit der Hand. »Wir werden noch ein paar Aufnahmen auf dem Forum Romanum machen«, sagte sie. »Im Dämmerlicht. Das gibt romantische Effekte. Außerdem stören uns dann keine Touristenschwärme mehr, die Ruinen besichtigen wollen. Ich habe auch schon eine Idee, wie wir nach Toresschluß noch reinkommen.«
    »Du hast Yasmins Frage nicht beantwortet«, sagte Felicitas. »He, Patrizia, warum hast du das Ding gekauft?« Sie hielt ihr die Holzfigur entgegen.
    Patrizia hob die Kamera und drückte auf den Auslöser. Der Verschluß klickte in schneller Folge; fast geräuschlos transportierte der Motor den Film und zog ihn durch. Innerhalb weniger Augenblicke entstand über ein Dutzend Bilder.
    »Die Schöne und das Biest«, sagte Patrizia Delorno. »Vielleicht läßt sich auch das verkaufen. Komm, dreh dich noch ein bißchen, damit deine Figur besser zur Geltung kommt. Eine Haarsträhne in die Stirn, schau ein bißchen erstaunt oder erschrocken… ja, so! Wunderbar! Du bis prachtvoll!«
    Die Kamera klickte und surrte leise. Die Szene war zwar nicht optimal ausgeleuchtet, aber das mochte den Bildern später einen besonderen, morbiden Reiz geben. Das nackte blonde Mädchen und die Statuette, die geradezu mörderisch und bösartig zu grinsen schien…
    »He, wenn du die Serie verkaufst, gibt das aber ein Extra-Honorar für mich«, verlangte Felicitas. »Es ist eine Zumutung, das Monstrum in der Hand halten zu müssen.«
    »Zwingt dich doch keiner.« Patrizia lachte leise und spulte den Film zurück, um die Kamera neu zu ›laden‹. Die nackte Blondine mit der Traumfigur griff nach der Cola, trank ein paar Schlucke und kam dann auf die Fotografin zu. Sie hockte sich vor ihr nieder und hielt ihr die Figur entgegen.
    »Du hast die Frage immer noch nicht beantwortet.«
    »Du bist zwar mein Lieblingsmodell, aber zu neugierig«, erwiderte Patrizia. »Ich weiß es selbst nicht, warum ich das Ding gekauft habe; habe ich doch eben gesagt. Vielleicht, weil es billig war. Vielleicht entwickele ich aber neuerdings auch einen Drang zur Häßlichkeit, nachdem ich jahrelang nur schöne Mädchen geknipst habe.«
    »Dabei solltest du bleiben - schon meiner Modellhonorare wegen«, empfahl Felicitas. Sie starrte die Holzfigur düster an. Ein unproportional großer Kopf mit verhältnismäßig riesigen Augen auf einem wie eine Karikatur wirkenden Körper. Ein geblecktes Gebiß mit langen Zähnen; nicht weniger lang waren die Krallen anstelle der Finger- und Fußnägel. »Dem fehlen Hörner, Pferdefuß und Schwanz, dann könnte er glatt ein Teufelchen sein«, stellte sie fest.
    »Dann hätte ich ihn vermutlich nicht gekauft«, sagte Delorno. Sie berührte mit dem Zeigefinger Felicitas' Nasenspitze. »Komm, wir sollten aufbrechen, ehe es zu dunkel wird. Ich will in den Ruinen nicht mehr als nötig mit Blitz arbeiten, außerdem müßten wir zuviel Ausrüstung

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