0469 - Tödlicher Flammengruß
Mrs. Friday.
»Wir können auch warten, Madam.«
»Ja, das müßten Sie.«
Diese Antwort zeigte uns, daß sie sich entschlossen hatte, uns nicht abzuweisen.
Sie ließ uns eintreten. Die große Diele war gemütlich eingerichtet. Passend zu dem Kamin standen die dicken Möbel auf ebenfalls dick gewebten Teppichen, die nach Handarbeit aussahen.
Im Kamin flackerte kein Feuer. Die Diele war düster. Mrs. Friday machte erst jetzt Licht, bot uns einen Platz und etwas zu trinken an. Wir lehnten den Honigwein dankend ab.
Sie saß uns gegenüber. »Wollen Sie wirklich die Bücher meines Mannes ins Ausland verkaufen und sie übersetzen lassen?«
»Das hatten wir eigentlich vor.«
Sie nickte. »Es wäre sicherlich gut. Ich würde mich freuen.«
»Ihr Gatte nicht?« fragte Suko sofort.
»Das kann ich nicht sagen. Sie werden ihn ja kennenlernen, -und Sie wissen ja auch, über welche Themen er schreibt. Manchmal bedeutet das Schreiben der Bücher für ihn eine seelische Qual, denn er beschäftigt sich sehr intensiv mit den Dingen, über die er schreibt. Ich will nicht sagen, daß sie ihn quälen, aber es ist nicht einfach, daraus Zusammenhänge zu formen.«
»Ja«, sagte ich, »die Esoterik ist kompliziert.«
»Das können Sie mit Fug und Recht behaupten. Zudem gehört mein Mann zu den sensitiven Menschen…«
»Ist er ein Medium?«
»Das will ich nicht gerade sagen. Ich habe auch zu wenig Ahnung davon. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dann denke ich immer, daß mir mein Mann überhaupt nicht gehört, daß er in anderen Regionen schwebt, die fern von hier sind.«
»Er denkt viel, nicht?«
»Zu viel.«
»Wie ist sein Verhältnis zum Feuer?« fragte ich und hatte damit sprunghaft das Thema gewechselt.
»Was meinen Sie?«
Ich griff jetzt in die Trickkiste. »Wir sind auf diesem Gebiet ebenfalls nicht unbedarft und haben gehört, daß medial veranlagte Menschen ein besonderes Verhältnis zu den Flammen oder zum Feuer haben.«
»Das weiß ich nicht.«
»Also ihr Mann ist da normal?«
»Das kann man sagen.«
Ich wußte nicht, ob ich der Frau glauben sollte. Sie würde uns bestimmt nicht alles auf die Nase binden. Vielleicht spielte sie auch nur die Naive, die von nichts Ahnung hatte.
Ich ließ meinen Blick über die Bilder an den Wänden gleiten. Die Bilder zeigten normale Motive.
Altenglische Aquarelle. Viel Landschaft, manchmal sehr traurig gezeichnet und eine winterliche Stimmung wiedergebend.
»Ich könnte Ihnen einen Tee kochen«, sagte Mrs. Friday und unterbrach das Schweigen.
»Bitte, machen Sie sich keine Umstände. Uns kommt es auf Ihren Mann an, den wir beide bewundert haben. Wer diese Schlüsse zieht, muß außergewöhnlich sein.«
Margret Friday nickte. »Das ist er in der Tat.«
Suko hatte eine Frage. »Wie ist Ihr Mann eigentlich auf das Pseudonym Dariolo gekommen?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Aber Sie sind seine Frau.«
»Schon. Über diese Dinge haben wir nicht gesprochen. Er hatte sich schon vor unserer Hochzeit mit den Dingen beschäftigt, die für die meisten Menschen den Geruch des Mystischen und Unheimlichen haben.«
»Aber er ist normal geblieben?«
»Natürlich. Wenn Sie mit ihm reden, werden Sie zwar etwas überrascht sein, weil er zu den Menschen gehört, die sich nicht gern produzieren, aber er weiß viel und ist intelligent. Manchmal denke ich, daß er hinter die Dinge schauen kann. Er ist eben ein moderner Mystiker. Ich wollte, es gäbe mehr von diesen Menschen.«
»Da könnten Sie recht haben«, sagte ich. »Dabei möchte ich noch einmal auf das Feuer zurückkommen. Er hat wirklich keine besondere Beziehung dazu?«
»Weshalb sollte er? Ich verstehe Ihre Frage nicht.«
Jetzt mußte ich mich drehen und wenden. »Auch wir haben uns mit den übersinnlichen Dingen des Lebens beschäftigt und kennen auch Menschen, die ähnlich sind wie Ihr Mann. So haben wir jemand erlebt, der seine Kraft aus dem Feuer holt…«
Die Augen der Frau hatten sich leicht verengt. Das brauchte keinen besonderen Grund zu haben, aber ich mißtraute dieser Margret Friday plötzlich. Zudem preßte sie die Lippen zusammen, die Mundwinkel verhärteten sich, ein Zeichen, daß sie innerlich auf Distanz ging. Sie schaute auch auf ihre Uhr und hob die Schultern. »Es ist mir auch unerklärlich, er müßte eigentlich schon hier sein.«
»Wir warten noch etwas.«
»Allerdings kann man bei ihm nie wissen, wann er kommt, denn Zeiten gibt er nie an. Ich weiß ja nicht, was Sie noch zu tun haben.
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