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047 - Die letzten Tage von Riverside

047 - Die letzten Tage von Riverside

Titel: 047 - Die letzten Tage von Riverside Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Pilotenkombi. »Umso besser für uns.«
    Der Stoff fühlte sich noch etwas klamm an.
    »Ich will wissen, was sie jagen.« Aruula wickelte sich aus den Fellen. Sie zog ihre lederne Unterkleidung von der Sprossenwand.
    »Lass uns nachsehen.«
    Matt musterte ihren nackten Körper. Ihm wurde warm ums Herz - aber das war nicht die rechte Zeit für Liebe. »Mich interessiert nicht, womit die Biester sich die Bäuche voll schlagen. Ich will nach Westen.«
    Aruula wickelte sich in ihren Lendenschurz.
    »Und wie weit kommen wir ohne Nahrung? Wir müssen uns stärken. Deshalb will ich wissen, was die Geier fressen wollen. Denn was sie jagen, könnte auch uns schmecken - solange es noch lebt. Also lass uns schnell nachsehen.«
    Matthew Drax kannte die Barbarin seit fast zwei Jahren. In dieser Zeit hatte er zu unterscheiden gelernt, wann Widerstand gegen ihre Entscheidungen erfolgversprechend waren und wann nicht.
    Der raue Unterton ihrer Stimme, der harte Zug um ihre Augen und die zielstrebige Art ihrer Bewegungen - all das verriet ihm: Widerspruch zwecklos. Notfalls würde sie allein losziehen und die Beute der Kondore ausspähen. Also zwängte er sich in seine teilweise noch feuchten Klamotten und rollte seine Decken zusammen.
    Sie mussten sich nicht weit durch den dichten Wald kämpfen. Schon nach etwa zwanzig Minuten gelangten sie an einen tiefen Geländeeinschnitt. Sie sahen den Bachlauf darin nicht, aber sie hörten das Wasser plätschern.
    Entwurzelte Eichen und Douglasien lagen kreuz und quer über der Erdspalte, morsch und verrottet. Spuren eines Erdbebens?
    Matt und Aruula pirschten sich an der schmalen Schlucht entlang. Sie führte schnurgerade durch ein Trümmerfeld entwurzelter Bäume in eine Lichtung hinein. Moos, niedrige Beerensträucher und vereinzelte Büsche säumten den Rand der Erdspalte.
    Die Barbarin und der ehemalige Air Force- Pilot kauerten sich hinter einen umgestürzten Eichenstamm. Durch das kahle Geäst hindurch konnten sie die Lichtung überblicken. Die mutierten Geier kreisten direkt über ihr. Also musste sich das potentielle Beutetier hier aufhalten. Ein Tier, das äste? Oder das gerade starb?
    Aruula kletterte auf den Baumstamm hinauf. Kein Scharren, kein Brechen eines Zweigs - sie bewegte sich völlig lautlos. Eine Zeitlang beobachtete sie die Lichtung. Irgendwann meinte Matt zu sehen, wie ihr Körper sich anspannte. Ja, sie zog die Schultern hoch und ging ein wenig in die Knie. Wie ein zur Flucht bereites Tier. Doch anstatt wieder herunter zu klettern, winkte sie Matt zu sich. Also stieg er auf den Stamm, etwas schwerfälliger als Aruula und geräuschvoller.
    Endlich stand er neben ihr, und sein Blick folgte zum zweiten Mal an diesem Morgen ihrem ausgestrecktem Arm.
    Etwas lag im Gestrüpp neben dem Bachlauf, etwas Grünes, Schuppiges.
    Der reglose Körper eines Reptils! Und gleich daneben ein zweiter, und ein dritter. Die Tiere schienen tot zu sein. Oder zumindest bewusstlos.
    Die Tiere…?
    Matt hielt den Atem an; sein Herzschlag beschleunigte sich. Hatte er im ersten Moment noch an Warane oder Alligatoren gedacht, belehrten ihn jetzt die schwarzen Lederharnische an Schultern, Brust und Rücken der Echsen eines Besseren. »Jesus…«, entfuhr es ihm.
    »Erkennst du sie?«, flüsterte Aruula.
    Matt nickte. »Drakullen…«
    ***
    Riverside, Kalifornien, 22. Dezember 2011
    Ein gelber Teppich aus Blättern bedeckte den Rasen und den Kiesweg. Fast zwei Wochen lang hatte es unterunterbrochen geregnet und gestürmt. Das Laub im Ginko neben dem Gartentor hatte sich deutlich gelichtet.
    Auf der anderen Straßenseite standen Möbelwagen mit offenen Heckklappen. Eine vertraute Erscheinung im Straßenbild Riversides - Möbelwagen, mit Haushaltskram vollgestopfte Kleinbusse oder Pick-ups in jeder Straße. Nicht anders war es in Los Angeles selbst. Fast täglich entwarfen die Medien neue Schreckensszenarien des Kometeneinschlags. Simulationen zeigten die Möglichkeit einer gigantischen Flutwelle an. Wer konnte, zog ins Landesinnere.
    Simon öffnete das Esszimmerfenster. Tief sog er die Luft in seine Lungen. Seit gestern war der Himmel wieder blau und die Temperaturen mild. Viel zu mild für das Jahresende.
    Aus der Küche erklangen Marc Shindlers Radiostimme und das Geklapper von Geschirr. Eve backte für das Weihnachtsfest. Simon konnte sich nicht erinnern, dass sie jemals so viele Wochen mit Weihnachtsvorbereitungen verbracht hatte. Dabei erwarteten sie keinen Besuch. Matt hatte das Angebot eines

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