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047 - Die letzten Tage von Riverside

047 - Die letzten Tage von Riverside

Titel: 047 - Die letzten Tage von Riverside Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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stehen. Und tatsächlich hörte er einen unterdrückten Schrei, gar nicht weit entfernt.
    »Lasst die Frau in Ruhe!«, brüllte er, ohne jemanden zu sehen. Im Laufen griff er sich ein armdickes Stück Bruchholz aus dem Gestrüpp. Am nächstbesten Baumstamm schlug er es zu einem handlichen Prügel zurecht. Dann weiter.
    Zu fünft kauerten sie im Unterholz. Einer lag schon auf der Frau.
    »Weg von ihr! Verdammte Schweine!« Blitzartig sprangen sie hoch. Beiläufig registrierte Simon den Blonden im roten Lederdress und den Enkel seines Nachbarn.
    Einer der Kerle baute sich vor Simon auf. Er sah das Messer in der Faust des Burschen und schlug zu. Der Ast brach, der Messermann taumelte ins Gebüsch.
    Die Frau schrie jetzt hysterisch. Rudy Armagosa stand wie erstarrt, aber der Blonde sprang Simon an. Der ließ ihn ins Leere laufen und rammte ihm die Ferse in die Nieren.
    Ein wenig von dem Nahkampftraining bei der Army steckte ihm noch in den Knochen.
    Die Einsicht flößte ihm Selbstvertrauen ein.
    Auch den nächsten Angreifer konnte er abwehren. Aber dann prallte ein Körper von der Seite gegen ihn, riss ihn um und klammerte sich an ihm fest.
    Der wilden Kraft des Jüngeren hatte Simon nicht viel entgegenzusetzen. Er versuchte den Gegner mit dem Knie zu treffen, vergeblich.
    Zwei der Kerle hielten plötzlich seine Arme fest, und der auf ihm presste ihm die Linke gegen den Kehlkopf. Simon röchelte und würgte. Eine wutverzerrte Miene schwebte über ihm, Ziegenbart und Akne. Und darüber hob sich eine Hand mit einer Klinge.
    Die Zeit schien stehen zu bleiben. Simon wunderte sich, weil er keine Angst empfand.
    Matts Gesicht stand ihm plötzlich vor dem inneren Auge. Es lächelte. Glücklich sah Matt aus, richtig glücklich. Matt schafft es, rief Eves Stimme. Tiefer Frieden erfüllte Simon für einen Moment.
    »Nicht, Ricky!« Rudy Armagosa fiel seinem Kumpan in den Arm. »Er ist mein Nachbar! Tu es nicht!«
    Polizeisirenen näherten sich von fern.
    »Ein Wort an die Bullen, und wir besuchen dich, Alter!« Rickys Hand löste sich von seinem Hals. Der Bursche sprang auf. Sie rannten ins Unterholz Richtung Straße. Kurz darauf brüllten die Motoren auf.
    Simon keuchte und kämpfte um Atem. Neben ihm weinte die Frau.
    Später schoben Sanitäter sie in einen Ambulanzwagen. Die Cops vernahmen ihren Mann und Simon. Kollegen von Colin; Simon kannte sie flüchtig. Ob er die Täter beschreiben könne, wollten sie von ihm wissen.
    »Und ob ich das kann«, sagte er grimmig.
    »Von zweien kenne ich sogar die Namen…«
    ***
    San Bernardino Mountains, November 2517
    Die Echsenwesen lagen im Unterholz, die Riesengeier kreisten über ihnen, und Matthew Drax fühlte sich um etwa drei Monate in die Vergangenheit versetzt. So lange etwa war es her, dass sie auf der Westseite der Appalachen auf die ausgeweideten Körper von WCA- Agenten gestoßen waren. Leber und Herzen hatten ihre Mörder ihnen herausgeschnitten.
    Matt dachte an den Augenblick, als er und Aruula diesen Mördern gegenüber standen - den grünschuppigen Drakullen mit ihren Zwillingsklingen und ihrem eisigen Atem, dessen Hauch lebendiges Gewebe zu Eis erstarren ließ. Wenn der wahnsinnige Fanatiker auf seinem antiken Motorrad nicht aufgekreuzt wäre, dieser bigotte Rev'rend Rage, die Dra- kullen hätten auch sie abgeschlachtet.
    Von Rage wussten sie auch den Namen der Echsen; jedenfalls hatte er sie so genannt. Matt war sich nicht sicher, ob die Kreaturen überhaupt so etwas wie eine Sprache hatten.
    Er kniff die Augen zusammen. Doch er konnte so oft hinschauen wie er wollte, es waren und blieben die Echsenwesen, gegen die sie Rev'rend Rages Kathedrale verteidigt hatten. Dass sie tot waren, dämpfte nicht den Schrecken, hier am Osthang der San Bernardino Mountains wieder auf sie zu stoßen.
    »Die ess ich nicht«, zischte Aruula neben ihm. »Lass uns verschwinden.« Sie machte Anstalten von der entwurzelten Eiche zu klettern.
    »Warte.« Matt hielt sie fest. Er spähte nach den Leichen der Drakullen. »Warum liegen die da? Hier muss es jemanden geben, der mit diesen Kreaturen fertig werden kann.«
    »Ein frommer Spinner wie der Typ aus Knoxville?« In einer Mischung aus Spott und gespielter Angst zog Aruula die Brauen hoch.
    »Wudan sei mir gnädig…« Sie kletterte ins Geäst und ließ sich in den Waldboden sinken.
    »Haben sich alle Menschen deiner Zeit so viele Fragen gestellt?« Sichernd blickte sie sich um.
    Gestrüpp und Unterholz wucherte zwischen den entwurzelten

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