0470 - Mörder jagen einen Mörder
Schießeisen und genug Munition voll und kommen Sie zur Inn.«
»Wenn Sie es so wünschen, okay, aber Sie sagten doch, daß der Mörder erledigt ist.«
»An seiner Stelle treiben sieh andere Killer in der Gegend' herum, Mörder, die den Mörder jagten.«
Wordman gab unverständliche Laute von sich. »Kommen Sie schnell, Sheriff!« drängte ich. »Ich möchte dem Burschen nicht noch einmal ,nackt‘ gegenübertreten müssen.«
Ich legte auf und ging in die Kneipe zurück. Der Kaffee hatte mich mächtig aufgeputscht. Ich fühlte mich gut. Als ich die Taschen des Overalls nach Geld abtastete, mußte ich lachen. Ich hatte vergessen, die Taschen meines Anzuges zu leeren, und jetzt empfand ich mächtige Sehnsucht nach einem Whisky und stand ohne einen Cent da. Nun ja, Sheriff Wordman konnte mich auslösen. Ich gab dem Wirt das übliche Handzeichen. Er füllte das Glas und schob es mir zu. Ich nahm es von der Theke und zog mich ein paar Schrjtte zurück.
Als ich das Glas nach, dem ersten Schluck absetzte, wurde die Pendeltür aufgestoßen. Der Mann, der hereinkam, war Lex Ruff. Wir standen uns auf zehn Schritt Abstand gegenüber, und ich hielt wieder keine Waffe in der Hand, sondern nur ein Glas mit einer Daumenbreite Whisky darin.
***
Ruff hatte die Hände in die Seitentaschen seiner Lederjacke geschoben. Er trug dieselbe Kleidung, in der ich ihn im Drugstore mit Ethel Dean gesehen hatte. Obwohl seine Manchesterhose, die kurzen Stiefel und auch die Lederjacke grau überstaübt und schmutzig waren, so war sein Hemd doch weiß geblieben, und sein Gesicht wirkte wie frisch gewaschen. Sein blondes Haar hatte einen weichen, fast mädchenhaften Glanz.
Die Andeutung eines Lächelns veränderte seine Mundwinkel. Die Augen behielten ihre eisige Kälte. Langsam bewegte er sich auf mich zu. Ich wich nicht zurück. Es hatte keinen Sinn. Sehr dicht trat er an mich heran.
»Hallo, Larham!« sagte er. »Schmeckt der Whisky?«
»Deine Gegenwart macht ihn sauer.«
»Trink ihn trotzdem! Wer kann wissen, wann du den nächsten bekommst.« Ich grinste ihm ins Gesicht. »Ich habe es gern, wenn jemand auf Tuchfühlung mit mir abrechnen will. Das drückt die Wetten auf pari.«
»Jetzt bluffst du, Larham. Mag sein, daß du noch ein paar Dynamitpatronen in den Taschen trägst, aber deine Kanone fand ich in der Wellblechbaracke.«
»Probier es doch aus!« schlug ich vor. Es war Bluff, nackter Bluff. Ich war überzeugt, daß er in der Tasche eine entsicherte Pistole hielt, und daß sein Finger am Abzug lag.
»Du bist ein zäher Bursche, Larham«, fuhr er fort. »Solange du Garwins Mann warst, mußten wir versuchen, dich aus dem Wege zu räumen. Garwin ist aus dem Rennen. Ich übernehme seine Firma. Du kannst auf unserer Seite mitmachen.«
»Ein überraschendes Angebot nach soviel Anstrengung, mich ebenfalls auszulöschen wie Everett Garwin und Ethel Dean.«
Das eisige Blau seiner Augen verdunkelte sich. »Vergiß es!«
»Sprich von Geld! Das ist die Musik, bei der ich alles andere vergesse.«
Ich wußte, warum er mir eine Zusammenarbeit vorschlug, an die er in Wahrheit nicht dachte. Er wollte mich nach draußen locken. Er scheute davor zurück, einen Mord vor den Augen von einem Dutzend Zeugen zu begehen.
»Wieviel bot dir Garwin?«
»Zwanzigtausend Startgeld und vierzigtausend, wenn die Beerdigungsfeiern für dich und deine Freunde stattgefunden hatten.«
»Die Dollars, die Garwin für dich bereithielt, liegen in unserem Wagen. Garwin hat eine Beerdigung nicht mehr nötig, und du, Larham, solltest dir die Frage stellen, wie du deine eigene Beerdigung vermeiden kannst.«
Ich trank den Rest des Whiskys. »Wie hoch hast du dir meinen Wochenlohn gedacht?« Ich drehte ihm kurzerhand den Rücken zu, schob mich mit einem halben Schritt zwischen die Steinbrucharbeiter an der Theke und stellte das Glas ab. Ich zermarterte mein Gehirn nach einem Ausweg. Selbstverständlich konnte ich losschreien, konnte die Arbeiter zur Hilfe auffordern, konnte mich als G-man zu erkennen geben. Der Erfolg? Angeschossene, vielleicht erschossene Männer.
»Noch ‘nen Drink?« fragte der Wirt, der das leere Glas bemerkte.
»Vielleicht später«, antwortete ich. »Reden wir draußen darüber«, schlug Lex Ruff vor. Ich verstärkte das Grinsen in meinem Gesicht. »Ich bin allein. Du hast zwei Leute bei dir.«
»Nur noch einen«, antwortete er langsam.
»Für mich ist das immer noch einer zuviel. Laß uns hier darüber reden. Dann mach dich aus dem Staub,
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