0471 - Im Bann der Hexe
nehmen…«
»Dann öffne Er flugs die Tür, durch welche wir in unsere Heimat zurückkönnen«, verlangte Don Cristofero.
»Dies liegt nicht in meiner Macht. Die Herrin der Dunkelheit schuf das Weltentor, nicht ich. Ihr werdet euch ein wenig gedulden müssen. Darf ich euch eure Unterkünfte zeigen?«
»Wenn Ihr mir die Übersetzung erlaubt, Herr«, warf der Gnom ein, »so darf ich euch verraten, daß der familiaris anstelle von ›Unterkünfte‹ ›Verlies‹ meinte.«
Don Cristofero betrachtete die lange Degenklinge. »Fühlt Er sich fähig, ein Feuer zu entzünden, Schwarzer? Mich dünkt, dieses dreiste Tier mag einen vortrefflichen Spießbraten abgeben, und ich habe soeben beschlossen, daß mich hungert.«
In den Augen des familiaris glühte es abermals auf. Da schrie der Gnom einen Zauberspruch. Der familiaris zuckte zusammen, schrumpfte um etliche Zentimeter und zeigte einen durchaus furchtsamen Ausdruck. Unwillkürlich hob Don Cristofero die Brauen. Zuweilen geschah es auch, daß dem Gnom ein Zauber gelang. Dabei hatte er diesmal nicht einmal Vorbereitungen treffen können…
Der Grande starrte das Mischwesen drohend an. »Mein Diener ist wirklich ein sehr mächtiger Zauberer«, sagte er. »Ich rate dir, Tier, ihn nicht zu verärgern. Also, wo sind wir?«
»Im Reich der Herrin der Dunkelheit«, keuchte der Wolpertinger. »Darf ich Euch nun eure Unterkünfte zeigen?«
»Du bist wohl froh, Tier, wenn du uns los bist, wie?« lachte Don Cristofero spöttisch. »Wohlan, tu, was deine Herrin dir aufgetragen hat. Und schaffe uns Speise und Trank in ausreichender Fülle heran. Nebenbei darfst du uns erzählen, was es mit diesem Reich der Herrin der Dunkelheit auf sich hat. Und sobald die Herrin wieder päßlich ist, sage ihr, daß es Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego ist, der ihr seine Aufwartung machen will. Husch, husch!«
Der Gnom reckte die Arme hoch. »Grrrrr«, machte er drohend.
Der familiaris wetzte los, auf eine andere Tür zu als die, welche seine Herrin benutzt hatte. Don Cristofero sah den Gnom mißtrauisch an.
»Ihr könnt ihm vertrauen, Herr«, versicherte der Gnom. »Er ist jetzt recht eingeschüchtert.«
Don Cristofero schob den Degen in die Scheide zurück. Er wandte sich der nackten Blondine zu, die immer noch die Arme schützend vor ihren Brüsten kreuzte und darüber vergaß, daß es wohl auch noch eine andere Körperpartie gab, die es zu bedecken galt. Cristofero stutzte kurz und brüllte dann: »He, du Familien-Etwas!«
Der familiaris stoppte. »Herr?« keuchte er.
»Und beschaff dieser Dame an meiner Seite standesgemäße Kleidung, aber hurtig, oder ich werde dich von Kopf bis Schwanz barbieren!«
»Dafür wird selbstverständlich gesorgt«, ächzte der familiaris . »Wollt Ihr mir in der Zwischenzeit folgen, geehrter Gast?«
Don Cristofero verneigte sich vor der Blonden und hielt ihr seinen Arm entgegen.. »Darf ich Euch zu Euren Gemächern geleiten, ma belle demoiselle ?«
Die Gänsehaut der Blondine war nicht zu übersehen. Dabei war es hier alles andere als kalt.
»Ich kenne Sie nicht, mijnheer «, sagte die Blonde. »Aber ich habe vor dieser Umgebung mehr Angst als vor Ihnen. Bitte, helfen Sie mir. Beschützen Sie mich. Ich möchte nicht allein sein.«
»Ich werde Euch bis zum letzten Blutstropfen verteidigen«, versicherte Don Cristofero großzügig. »Was kann ich tun, um Euch zu helfen, Demoiselle? Begierig hänge ich an Euren wundervollen Lippen, es zu erfahren.«
»Lassen Sie mich nicht allein. Ich will nicht allein in einem Zimmer sein…«
Don Cristoferos Augen wurden groß wie Suppenteller. Er schluckte und hatte Mühe, diese unverblümte Aufforderung zu verarbeiten. Nun, es würde sich bestimmt eine schickliche Lösung dieses überaus delikaten Problems finden…
Andererseits, diese Frau stammte aus der Zukunfts-Epoche, in der wesentlich freiere Sitten herrschten. Vielleicht hatte sie Don Cristofero nur deshalb so aufgefordert, weil sie es nicht unschicklich fand, mit ihm in einem Zimmer zu weilen…
Und ganz insgeheim schalt ihn das kleine, neckische Teufelchen in ihm einen Narren, daß er Kleidung für die Dame gefordert hatte. Aber diesen Gedanken wagte er nicht in Worte zu kleiden. Er war hin- und hergerissen und fühlte sich moralisch bedrängt.
Was, um Himmels willen, sollte er tun? Etwas Ähnliches hatte er nie zuvor erlebt…
Immerhin klopfte sein Herz wie rasend. Er war gespannt, was aus dieser Begegnung noch werden konnte. Und deshalb war
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