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0473 - Botin des Unheils

0473 - Botin des Unheils

Titel: 0473 - Botin des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Irgendwo in Tibet, Himalaya:
    Angelique Cascal hatte die Tür der kleinen Hütte geöffnet und sah hinaus in die Schneelandschaft. Es war kalt, und sie zog die gefütterte Jacke mit dem hohen Schalkragen aus Yakfell enger um sich zusammen. Die junge Kreolin war die Temperaturen Louisianas gewohnt; die Kälte hier oben in einigen tausend Metern Höhe über dem Meeresspiegel und die recht dünne Luft behagten ihr nicht. Aber sie nahm die Unannehmlichkeiten klaglos auf sich, denn sie wußte, daß der Mann, den sie lieben gelernt hat, diese Umgebung brauchte - wenigstens für eine gewisse Zeit.
    Er sah aus wie ein etwa achtzehn- oder neunzehnjähriger junger Bursche. Rund fünfzig Meter von der Hütte entfernt saß er mit gekreuzten Beinen im Schnee, den Kopf leicht vorgebeugt, die Schultern gesenkt, die Hände auf den Schenkeln. Stundenlang saß er schon dort. Daß die Temperatur weit unter dem Gefrierpunkt lag, schien er nicht einmal wahrzunehmen. Er saß nackt in der klirrenden Kälte, seine Haut war leicht gerötet, und der Schnee um ihn herum, der überall sonst rund fünfzehn Zentimeter hoch lag, war im Umkreis von sieben oder acht Metern restlos geschmolzen!
    Angelique Cascal fror bis ins Innerste, wenn sie das sah, und doch mußte sie sich immer wieder zwingen, den Blick abzuwenden, die Tür zu schließen und sich am offenen Herdfeuer wieder aufzuwärmen. Doch immer wieder zog es sie zur Tür, und mehrmals schon war sie drauf und dran gewesen, hinauszugehen, ihm Decken zu bringen und etwas Heißes zu trinken, damit er sich wenigstens von innen her wieder aufwärmen konnte.
    Aber Julian Peters brauchte diese Aufwärmung nicht!
    Mit der Kraft seines Geistes hatte er den Schnee gezwungen, abzuschmelzen und den mit dürrem, vertrockneten Sommergras spärlich bewachsenen Boden freizulegen. Er hatte auch die frostklirrende Luft bezwungen, die seinen Körper nicht auskühlen konnte, obgleich sein Haar im eisigen Wind wehte!
    Kein normaler Mensch hätte das länger als ein paar Minuten durchgehalten, ohne an Erfrierungserscheinungen zu leiden. Aber Julian Peters war noch nie nach menschlichen Maßstäben zu messen gewesen.
    Er war noch keine zwei Jahre alt! Im ersten Jahr seines Lebens war er vom Säugling zum körperlich Erwachsenen herangereift. Sein Geist war schon viel schneller erwachsen gewesen; hatte wie ein Schwamm alles Wissen in sich aufgesogen, an das er gelangen konnte. Er war das Telepathenkind. Kein normaler Mensch, sondern ein magisches Wesen. Die Höllischen hatten ihn gefürchtet und versucht, ihn zu vernichten, noch ehe er geboren worden war. Doch seine Eltern hatten dafür gesorgt, daß niemand ihn finden könnte, ehe er selbst für seine Sicherheit sorgen konnte.
    Das hatte er früher fertiggebracht, als irgendwer es ahnen könnte. Er begann zu träumen. In seinen Täumen schuf er sich eigene Welten, die zur Realität werden konnten und in welchen er der alleinige Herrscher war -wenn es sein mußte, auch über die Naturgesetze! Er lernte herrschen, ehe er dienen lernte. Und dann machte er sich selbst zum Fürsten der Finsternis, zum Herrn über die Dämonen der Hölle! Und die waren nicht in der Lage gewesen, etwas dagegen zu tun! Sie haßten ihn, den Fremden, der aus dem Nichts erschienen war, aber sie wurden ihn nicht los. Er war stärker und mächtiger als sie - und plötzlich, als er dieser Macht überdrüssig geworden war und ihr nichts mehr abgewinnen konnte, hat er den Herrscherthron ebenso rasch wieder verlassen, wie er ihn bestiegen hatte!
    Er war nach Baton Rouge gegangen.
    Dort gab es ein Mädchen. Er hatte es schon früher kennengelernt. Er hatte sich in dieses Mädchen verliebt, ohne zu begreifen, was da in seinem Körper und in seiner Seele vorging. Und er bat Angelique Cascal, mit ihm zu kommen und ihm zu helfen, zu sich selbst zu finden.
    Er hat ausgekostet, was ihm an Macht gegeben war, doch das füllte ihn nicht aus. Er kannte sich selbst doch nicht!
    Ungestört wollte er sich erkennen, und deshalb hatte er sich in die Einsamkeit zurückgezogen. Niemand wußte, wo er zu suchen war, nicht einmal seine Eltern oder gar der alte Zauberer Merlin. Nur Anglique wußte es, und sie hatte keine Möglichkeit, ihrer beider Aufenthaltsorte jemandem zu nennen, weil sie sich doch auch in dieser Einsamkeit am Dach der Welt befand.
    Es war ihm nicht schwergefallen, sie zu überreden. Er hätte sie mit seiner Macht zwingen können, aber bewußt hatte er auf diesen Zwang verzichtet, weil er gelernt

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