0473 - Botin des Unheils
nach dem Essen nach der Feuerwehr), herrschte bereits am frühen Nachmittag leidlicher Betrieb. Sie waren mit Zamorras BMW 735i hergefahren; die Strecke bergab ließ sich zwar zu Fuß durch die Felder abkürzen und innerhalb relativ kurzer Zeit zurücklegen, nur für den Heimweg bergauf hatte Zamorra schon mal vorsichtshalber schärfsten Protest eingelegt. Nach dem ausgiebigen Selbstverteidigungstraining, das durchaus wieder mal zur Auffrischung nötig gewesen war, weil Zamorra es tatsächlich in der letzten Zeit ein wenig vernachlässigt hatte, obgleich es in vielen Situationen lebensrettend sein konnte; nach der anschließenden Dusch-Orgie und dem darauf folgenden Liebesfest, bei dem Nicole ihn ob seiner blauen Flecken, die er sich dabei eingehandelt, zärtlich und hingebungsvoll getröstet hatte, fühlte er sich seinen eigenen Angaben zufolge zu geschwächt, später den Weg zu Fuß bergauf zurückzukeuchen. Also waren sie gefahren; Mostache vermietete auch Zimmer, die preiswert und sauber waren, und Zamorra und Nicole nahmen die Möglichkeit der Übernachtung im Dorf nicht zum ersten Mal wahr, um die Folgen eines wilden Festes erst einmal in aller Ruhe auszuschlafen und sich erst dann wieder ans Lenkrad zu setzen, wenn der Restalkohol abgebaut war.
Draußen herrschte prachtvollstes Schmuddelwetter; drinnen war Hochstimmung. »Tür zu!« rief jemand Zamorra zu, weil der als erster eintrat und die Tür wartend für Nicole aufhielt. Die brauchte ein paar Sekunden länger, weil sie mit ihren weißen Stiefeln dem »Lac Mostache« ausweichen wollte, einer großflächigen Ansammlung teilweise miteinander verbundener Pfützen. Wann hier zum letzten Mal asphaltiert und Vertiefungen ausgeglichen worden waren, daran konnte sich kaum noch einer erinnern, und Mostache dachte nicht im Traum daran, den Platz vor seiner Gastwirtschaft auf eigene Rechnung oder mit eigener Hände Arbeit von der »mostacheschen Seenplatte« zu befreien. Die Gäste kamen ja so oder so zu ihm, der Fußboden ließ sich spielend leichtnaß aufwischen, und zur allergrößten Not gab es auch noch einen Seiteneingang, den Mostache selbst benutzte oder die Gäste, die im Haus übernachteten und auch hinaus oder herein wollten, wenn das Lokal selbst geschlossen hatte. Nur hatte Zamorra an diesen Seiteneingang eben nicht gedacht. Sonst hätte er den Wagen gleich im Hof geparkt und nicht draußen an der Straße.
»He, ich bin unschuldig«, protestierte er. »Muß doch auf Nicole warten… typisch, diese Frauen, die immer zu spät in Schwung kommen…«
Da kam er selbst in Schwung, weil Nicole hinter ihm aufgetaucht war und ihm einen freundschaftlichen Stoß versetzte, der ihn in den Schankraum katapultierte. »Versuch bloß nicht, dich als Kavalier herausreden zu wollen, mein Lieber! Ich schwaches Weibchen kann Türen durchaus selbst öffnen!«
Dann war die Tür hinter ihr zu und das windige Regenwetter nur noch draußen. Zamorra befreite sich aus der Umarmung eines Mannes, der ihn aufgefangen hatte. Sie grinsten sich an. »Immer diese plumpen Annäherungsversuche«, spottete der Fänger gutmütig. »Für meine Hilfestellung gibst du mir einen Schoppen aus, Professor, ja?«
»Wende dich an meine Sekretärin«, grinste Zamorra zurück. »Wer freundliche Kavaliere schubsen kann, kann auch Schoppen ausgeben. Da wollte ich nur mal einmal in meinem Leben richtig höflich sein und ihr die Tür nicht vor die Stupsnase fliegen lassen, und das ist nun ihr Dank.«
»Warum erinnert mich das bloß an Mexiko?« seufzte Nicole theatralisch.
»Mexiko?« fragte Mostache hinter der Theke neugierig. »Was ist mit Mexiko?«
»Na, da ist mal ein Spitzbube nur deshalb aufgehängt worden, weil er keine Ausrede wußte… Mostache, wer hier einen ausgeben muß, bist du, weil meine Stiefel durch deine Seenplatte ruiniert worden sind! Wenn du schon die tiefsten und breitesten Löcher nicht zuschütten willst, solltest du wenigstens Trittsteine verlegen.«
»Die habe ich ja verlegt«, behauptete Mostache todernst. »Und kann sie nun einfach nicht wiederfinden…«
»Also, wer zahlt jetzt den Schoppen für meine zirkusreife Fängerleistung?« erkundigte sich der immer noch lachende Mann, der Zamorra vorhin vorm Sturz bewahrt hatte.
Nicole funkelte ihn vergnügt an. »Mostache gibt mir ein Glas vom Besten aus für meine Stiefel, und ich gebe dir für Zamorras Rettung ein Viertelchen aus, das aber auf Spesen geht.« Sie schlug Zamorra auf die Schulter. Der jaulte auf wie ein
Weitere Kostenlose Bücher