0475 - 5 Millionen für Mister High
es sich um einen harmlosen Verrückten? Die Gartenschere in seiner Hand wirkte allerdings wie eine gefährliche Waffe. »Wem gehört dieses Haus?« erkundigte sich Mr. High.
»Ihrem Bruder, Mr. James Shearon«, antwortete der Gärtner. »Das wissen Sie doch!«
»Wo befindet sich Mr. Shearon?«
»Er muß ganz in der Nähe sein, ich habe erst vorhin mit ihm gesprochen«, sagte der Gärtner.
»Worüber haben Sie sich mit ihm unterhalten?« wollte Mr. High wissen.
»Über die Rosen«, antwortete Mr. Kirk. »Da muß einiges getan werden. Das ganze Beet taugt nichts mehr. Mr. Shearon versteht sehr viel von Blumen. Aber das brauche ich Ihnen ja nicht zu erklären.«
»Mr. Shearon hat Ihnen gesagt, daß ich sein Bruder sei?« fragte Mr. High.
»Ja, Sir.«
»Was hat er noch gesagt?«
Das Lächeln des Gärtners wurde verlegen. »Darüber möchte ich nicht sprechen, Sir.«
Eine Tür wurde geöffnet. Mr. High wandte den Kopf. Ein hochgewachsener Mann kam durch die Diele. Mr. High erkannte ihn sofort wieder. Es war Winston, der angebliche CIC-Mann, sein Entführer.
»Hallo«, sagte Winston. »Wie fühlst du dich, mein Lieber? Gehen wir in den Salon. Dort können wir uns ausführlich unterhalten. Du wirst hungrig sein. Mrs. Catwyck hat schon den Tisch gedeckt.«
Mr. High warf einen kurzen Blick auf den Gärtner, der lächelnd und wie verklärt Winston betrachtete. Mr. High unterdrückte einen Seufzer. Dann ging er mit Winston in den Salon. Die Türen zum Garten standen weit offen. Es war ziemlich warm. Über einem gedeckten Frühstückstisch surrten einige Fliegen. Winston verscheuchte sie und schloß die Terrassentüren. Mr. High bekam Hunger, als er sah, was auf dem Tisch stand. Es roch nach frisch aufgebrühtem Kaffee.
»Setzen wir uns«, schlug Winston vor.
»Sie sind also Mr. Shearon?« fragte Mr. High.
»Ja, der bin ich. Wünschen Sie Eier mit Schinken? Dann sage ich Mrs. Catwyck sofort Bescheid.«
»Ich wünsche vor allem eine Erklärung.«
»Die können Sie haben. Aber warum nehmen Sie nicht am Tisch Platz? Ich wette, daß ein paar Sandwiches und einige Tassen Kaffee Ihnen guttun werden.«
Mr. High setzte sich. Shearon nahm an der gegenüberliegenden Seite des Tisches Platz.
Mr. Shearon schien sich in ausgezeichneter Laune zu befinden. Er lächelte Mr. High an. »Sie sehen nicht so aus, als ob Ihnen die Situation gefiele, Mr. High. Das kann ich verstehen. Aber Sie brauchen nichts zu befürchten. Ihnen wird nichts zustoßen… vorausgesetzt, daß Sie unser kleines Spiel und seine Regeln beachten.«
Shearon äußerte die Worte sehr liebenswürdig. Trotzdem enthielt der letzte Satz eine unüberhörbare Drohung.
»Warum haben Sie dem Gärtner erzählt, ich sei Ihr Bruder?«
Shearon lächelte. »Eine kleine Vorsichtsmaßnahme, Mr. High.«
»Was haben Sie ihm noch von mir erzählt?«
»Nichts von Bedeutung. Ich habe ihn nur davon in Kenntnis gesetzt, daß ich einen schwachsinnigen Bruder habe, der die Wahnidee hat, Chef des New Yorker FBI zu sein.«
»Und diesen Unsinn hat er Ihnen geglaubt?«
»John glaubt mir alles. Warum sollte er mich für einen Lügner halten? Ich habe ihn nie angeschwindelt.«
»Ausgenommen diesmal.«
»Ausgenommen diesmal«, bestätigte Mr. Shearon lächelnd. »Kaffee?«
Mr. High schob seine Tasse über den Tisch. Shearon griff nach der Kanne. »Normalerweise ist das eine Arbeit, die von Mrs. Catwyck erledigt wird«, sagte er erklärend, »aber Sie werden verstehen, daß ich für diese Unterhaltung keine Zeugen haben möchte. Zucker, Sahne?«
»Nein, danke, Wollen Sie mir jetzt bitte erklären, was Sie Vorhaben?«
»Sie werden bis auf weiteres mein Gast sein.«
»Bis auf weiteres?« fragte Mr. High. »Sie müssen den Verstand verloren haben!«
»Aber nein«, sagte Shearon lächelnd. Er blieb ruhig, gelassen, selbstsicher. »Wir haben uns alles sehr genau durch den Kopf gehen lassen. Der Coup ist bereits gelungen.«
»Welcher Coup?«
»Ihre Entführung. Die Geschichte wird uns ’fünf Millionen Dollar einbringen.«
»Wer soll die Summe zahlen?«
»Der Staat. Das FBI. Irgendwo wird es einen Etat geben, der es erlaubt, das Geld abzuziehen. Warum essen Sie gar nichts, Mr. High? Haben Sie Angst, der Toast könnte vergiftet sein?« Shearon grinste. »Wir arbeiten zwar mit allen Tricks, aber es liegt nicht in unserer Absicht, einen Mord zu begehen.«
»Sie sprechen immerfort in der Mehrzahl. Wer sind Ihre Freunde und Komplicen?«
»Einen haben Sie schon kennengelernt. Andy
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