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0475 - 5 Millionen für Mister High

0475 - 5 Millionen für Mister High

Titel: 0475 - 5 Millionen für Mister High Kostenlos Bücher Online Lesen
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spöttische Art und an ihre Fünf-Millionen-Forderung.
    Ja, sie meinte es ernst.
    »Ein gefundenes Fressen für die Zeitungen«, sagte Phil. Er stand am Fenster und wandte mir den Rücken zu. »Es wird ein paar Leute geben, deren Schadenfreude nicht zu bremsen ist. Ein Distriktchef des FBI wird entführt!« Er wandte sich um. »Führe den Gedanken einmal zu Ende. Das FBI wird gezwungen, ein paar Millionen an eine Verbrecherbande zu zahlen. Ebensogut könnte sich ein Arzt um die Ausbreitung einer tödlichen Seuche bemühen. Eine reizende Situation!«
    »Das sind keine Gangster, Phil.«
    Phil blickte mich an. Er verstand nicht sofort. »Es sind keine Berufsverbrecher«, sagte ich erläuternd. »Vermutlich tun sie es zum erstenmal. Für sie ist es wahrscheinlich ein Unternehmen von prickelndem Reiz. Ein Abenteuer. Sie haben sich die Aufgabe gestellt, ein gefährliches Problem zu meistern, an das sich bisher niemand heranwagte.«
    Phil runzelte die Augenbrauen. »Ein Abenteuer?« fragte er. »Es ist ein Verbrechen.«
    »Daran besteht kein Zweifel. Ich versuche nur herauszufinden, was für Leute die Kidnapper sind. Ich möchte fast wetten, daß sie reich sind.«
    »Weshalb hätten sie dann die fünf Millionen Lösegeld fordern sollen?«
    »Das gehört zu dem Abenteuer«, sagte ich. »In den Augen dieser Menschen gibt das dem Unternehmen erst Wert und Format.«
    »Ich verstehe es nicht.«
    »Ein typisches Wohlstandsverbrechen«, sagte ich. »Es gab einmal eine Zeit, wo man glaubte, daß das Verbrechen nur auf dem Nährboden der Armut gedeihe. Heute wissen wir, daß das nicht stimmt. Wohlstand und Reichtum bilden oft noch stärkere Anreize. Das Mithaltenwollen und die Langeweile der sozial gesicherten Gesellschaft sorgen für neue, oft gewaltige Triebkräfte. Das Girl hat das ziemlich klar ausgedrückt, zumindest hat sie gesagt, wie sie die Dinge sieht. Für sie ist das Leben ein Spiel. Sie meinte, daß Spiele sich rasch verbrauchen und daß es nur darauf ankommt, neue Spiele zu erfinden. Nun, diese Clique hat ein neues Spiel entdeckt. Es heißt Entführung.«
    Phil nickte. »Allmählich fange ich an, deine Theorie zu begreifen.«
    »Im übrigen ist es ja keineswegs so, daß reiche Leute an Geld nicht interessiert sind«, sagte ich. »Im Gegenteil. Wer viel Geld hat, will noch mehr dazuverdienen Ich muß unablässig an diese Laura denken. Heutzutage ist es weder schwierig noch teuer, sich schick und modisch zu kleiden. Aber es gehört noch immer eine ganze Menge dazu, das gewisse Etwas auszustrahlen. Dazu muß man eine gute Schule besucht und eine gute Erziehung genossen haben und in einer kultivierten Umgebung leben. Die Zugehörigkeit zur High Society gibt eine bestimmte, ganz unverkennbare Form der Selbstsicherheit. Das Mädchen hatte sie.«
    Phil starrte mich an. »Wenn deine Überlegungen stimmen, dann wurde Mr. High von gelangweilten Playboys entführt, von Leuten also, die sich von dem Verbrechen eine Belebung ihres öde gewordenen Daseins erhoffen.«
    »Von Play-Verbrechern«, stellte ich richtig. »Wir dürfen diese Burschen nicht unterschätzen. Sie sind gefährlicher als Profis. Sie haben mehr Verstand und bessere Tarnungsmöglichkeiten. Sie stehen vermutlich in keiner Kartei. Wenn es uns gelingen sollte, sie in die Ecke zu treiben, müssen wir mit dem Schlimmsten rechnen. Ich kenne diese Typen. In kritischen Situationen schrecken sie vor nichts zurück. Sie werden alles unternehmen, um für ihre Verbrechen nicht bezahlen zu müssen… alles, Mord inbegriffen!«
    Phils Augen wurden schmal. »Wenn sie es wagen sollten, Mr. High auch nur ein Haar zu krümmen…«, preßte er durch die Zähne. Er führte den Satz nicht zu Ende. Sein Gesicht wirkte hart und verschlossen. Ich fühlte genau wie er. Der Chef war für uns mehr als ein Vorgesetzter.
    Für einen Augenblick schwiegen wir. Dann versuchten wir, unsere Gedanken gewaltsam beiseite zu schieben.
    Phil und ich standen auf. »Gehen wir an die Arbeit!«
    Zunächst mußten wir genau feststellen, was Mr. High vor seiner Entführung gemacht hatte. Vielleicht ergab sich so ein Anhaltspunkt.
    In der Rezeption hatte er mit unserem Kollegen Shriver ein paar Worte gewechselt. Das war so gegen zwölf Uhr zwanzig gewesen. Mr. High war dann wie immer zu Fuß die Straße hinabgegangen; es lohnte sich kaum, den kurzen Weg bis zur 71. Straße mit dem Wagen zurückzulegen.
    Es gab ein paar Leute an dieser Strecke, die Mr. High kannten und grüßten. Da war einmal Ragtime-Jimmy,

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