0475 - Der große Vasall
„Ich möchte eine genaue Erklärung, damit ich die Schaltungen nötigenfalls bedienen kann."
Er erfuhr, daß er von diesem Sessel aus Verbindung mit den Leibwächtern in den anderen Räumen des Sammlers aufnehmen konnte. Außerdem ließ sich von hier aus eine Serie von Suggestivprojektoren steuern, mit deren Hilfe die Leibwache beeinflußt werden konnte.
Der Taschkar ließ sich die einzelnen Schaltvorgänge und Meßinstrumente erklären. Je mehr er erfuhr, desto weniger verdächtiger erschien ihm diese Anlage. Sein Vorgänger hatte nur das getan, was jeder andere Taschkar ebenfalls in die Wege geleitet hätte.
Seufzend ließ Ginkorasch sich zurücksinken.
„Eine Frage noch: Wie kann ich die Bildschirme einschalten und welche Räume zeigen sie?"
Der entsprechende Schaltknopf flammte auf.
Aus dem Lautsprecher ertönte die mechanische Stimme der Hauptpositronik: „Die Bildschirme zeigen die hauptsächlichen Aufenthaltsräume der Leibwächter. Bis auf zwei Ausnahmen kommen die Bilder aus den selben Räumen wie in der Informationszentrale auf Takera."
Ginkorasch nickte. Auch das war selbstverständlich.
Er berührte den leuchtenden Knopf mit der Daumenkuppe. Der Schalter wurde dunkel. Die Bildschirme jedoch flammten auf.
Der Taschkar ließ seine Blicke über die Galerie wandern.
„Es sind nur ein paar Leibwächter zu sehen", stellte er erstaunt fest. „Wo sind die anderen?"
„Sie machen Jagd auf die Fremden."
Es mißfiel Ginkorasch, daß die Leibwächter eigenmächtig handelten. Das bewies, daß sie sich bereits an die Abwesenheit ihres Herrschers gewöhnt hatten. Wenn Ginkorasch nicht bald eingriff, würden die Kreaturen aus allen Teilen Gruelfins bald überhaupt nicht mehr zu zähmen sein.
Ginkorasch ließ sich noch weiter im Sitz zurücksinken, um nachzudenken. Es wäre einfach gewesen, jetzt die Suggestivprojektoren einzuschalten, doch er mußte sich auch über die nachfolgenden Maßnahmen im klaren sein.
Während er mit halbgeschlossenen Augen dasaß, entdeckte er die versiegelten Schaltungen unterhalb des Tisches.
Blitzschnell sprang er auf und bückte sich unter den Tisch.
Sechs mit durchsichtigen Klappen versiegelte Schalter waren dort befestigt.
„Ich habe soeben die sechs Schalter unterhalb des Tisches entdeckt", sagte er wütend. „Warum wurde ich nicht darüber informiert?"
„Sie haben nicht danach gefragt", entgegnete die Positronik mit der ihr eigenen Sachlichkeit.
„Ich verlangte eine Erklärung für alle Schaltungen!" erinnerte der Taschkar drohend.
„Die Auswertung besagt, daß Ihre Frage nur die vom Taschkar eingerichteten Schaltanlagen betraf."
Ginkorasch spürte, wie sich sein Pulsschlag beschleunigte. Er starrte die sechs Schalter an, als handelte es sich um lebende Wesen.
„Und wer hat das hier anbringen lassen?" Ihm fiel ein, daß die Positronik ihn nicht „sehen" konnte und fügte hinzu: „Ich meine die sechs Schalter."
Gespannt wartete er auf die Antwort, obwohl er zu wissen glaubte, wie sie lauten würde. Seine Ahnung trog ihn nicht, denn die Positronik sagte: „Die Vasallen!"
„Aber der Taschkar wußte davon?"
„Natürlich!"
„Hm!" Ginkoraschs sehnige Hände glitten über die Klappen, unter denen die geheimnisvollen Schalter verborgen waren. „Welche Bedeutung besitzen diese Dinger?"
„Darüber besitzen wir keine Daten."
„Und die Wahrscheinlichkeitsberechnung?"
„Sie sagt aus, daß mit Hilfe dieser Schaltanlage bestimmte Teile des Sammlers aktiviert werden können."
Der Taschkar ballte die Fäuste. Genauso hatte er sich die Sache vorgestellt. Jetzt würde er nicht locker lassen. Er mußte erfahren, welches Geheimnis sein Vorgänger mit in den Tod genommen hatte.
„Hat der Taschkar sich jemals dieser Schaltanlagen bedient?"
„Nein. Die Wahrscheinlichkeitsberechnung sagt aus, daß ein solches Vorgehen dem alten Taschkar zu riskant erschien. Er hätte diese Schaltanlage nur im äußersten Notfall benutzt."
Ginkorasch lächelte geringschätzig.
Er würde herausfinden, wozu diese Schaltanlage da war. Dazu brauchte er nur auf ein paar Knöpfe zu drücken.
Doch zuvor wollte er sich um die Leibwächter kümmern.
*
Aus Rauch und Flammen kamen die Leibwächter herangestürmt. Dephin hatte den Paladin aufgerichtet, um die Angreifer aufzuhalten. Es waren jedoch zu viele.
Rhodan kniete hinter einem Metallblock. Er war von den Flammen weggekrochen. Die Hitze hatte ihn fast betäubt. Whisper hatte sich zusammengerollt und verbarg sich nun
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