0475 - Der große Vasall
„Aber was hilft es Ihnen und den anderen, wenn wir den Paladin verlassen? Wir wissen nicht, wo die Kontrollen für das Netz aufgestellt sind.
Selbst wenn wir sie finden, können wir sie nicht betätigen, da wir das Schaltschema nicht kennen."
Heiße Luft strömte über Rhodans Gesicht. Das Feuer breitete sich schneller aus. Es fand Nahrung am Isolationsmaterial der Metallblöcke und an den Uniformen einiger Leibwächter, die hilflos in der Nähe der Seitenwand lagen.
„Starten Sie trotzdem!" befahl Rhodan den Siganesen. „Fliegen Sie zu den Kontrollen hinüber und nehmen Sie sie unter Beschuß."
Im Innern des Paladins nahm Harl Dephin die SERT-Haube vom Kopf. Die Gesichter der fünf anderen Thunderbolts zeichneten sich auf den Bildschirmen über den Kontrollen ab.
„Zwei von uns werden starten!" entschied der General. „Hulos und Aracan. Beeilt euch!"
Zwei Bildschirme erloschen. Die Siganesen, die zurückbleiben mußten, sahen enttäuscht aus.
„Tyn und Rigeler haben noch zu arbeiten", erklärte Dephin. „Und Retekin ist mit der Linse noch nie gut zurechtgekommen."
Mirus Tyn rieb sich das Kinn.
„Wir setzen die Reparaturarbeiten fort", erwiderte er. „Hoffentlich hat es überhaupt einen Sinn."
Dephin antwortete nicht, sondern schaltete in den Hangar um. Auf dem Kontrollbildschirm konnte er Hulos und Aracan sehen, die vor der flachen Flugmaschine standen und ihre Ausrüstung überprüften.
„Beeilt euch!" rief Dephin.
Der Waffenwart und sein Begleiter kletterten auf die Linse und schalteten die Antigravprojektoren ein.
Die Bauchschleuse des Paladins öffnete sich. Über den Bildschirm konnte Dephin einen Teil des Netzhangars sehen, unter dem der Paladin lag.
Die Linse schwebte lautlos aus dem Hangar.
Dart Hulos klammerte sich mit einer Hand an dem Haltegeländer fest, mit der anderten deutete er zum Netz hinauf. Sie hatten Glück, daß es über der Bauchschleuse einen kleinen Hohlraum gab.
Tyn, der die Linse steuerte, schüttelte den Kopf.
„Die Öffnungen sind zu winzig", sagte er.
„Wir versuchen es trotzdem." Hulos deutete in eine andere Richtung. „Fliegen Sie dorthin."
Einen halben Meter weiter körperabwärts mußten sie anhalten, denn hier berührte das Netz den Robotkörper. Es schien mit dem Metall verschmolzen zu sein.
Hulos ließ seine Blicke über die Öffnungen wandern. Inzwischen gewann die Linse allmählich an Höhe. Die Öffnungen im Netz waren von unterschiedlicher Form, aber keine erschien den Siganesen groß genug, um die Linse durchzulassen.
„Wir versuchen unser Glück" meinte Tyn. Er steuerte auf das größte Loch zu. Die Linse war jedoch so groß, daß sie sofort hängenblieb.
„Verankern Sie die Linse!" rief Hulos.
Tyn warf ihm einen argwöhnischen Blick zu.
„Was haben Sie vor?"
Der Waffeningenieur grinste, packte eine Strebe des Netzes und zog sich hinauf.
Tyn verzog unwillig das Gesicht, schaltete aber die Triebwerke ab und ließ die Magnettrossen ausfahren.
Jetzt hing der flache Fluggleiter unter dem Netz.
So ungefähr mußte es aussehen, wenn ein Vasall in diesem eigenartigen Hangar gelandet war, überlegte Tyn.
„Kommen Sie!" rief Hulos ungeduldig. „Wir sind klein genug, daß wir durch die Öffnungen kriechen können. Dann fliegen wir mit unseren Antigravprojektoren zu den Kontrollen hinüber."
„Was halten Sie davon, General?" erkundigte Tyn sich über Sprechfunk bei Dephin.
„Es scheint die einzige Chance zu sein", gab Dephin widerwillig zu. „Beeilen Sie sich. Das Feuer hat den Großadministrator fast erreicht. Takvorian kann es nicht mehr lange aufhalten."
Hulos zwängte sich durch ein Loch. Dann legte er sich flach auf das Netz und half Tyn heraus. Sie blickten sich um. Das Hangarnetz ähnelte einer unwirklichen Planetenlandschaft. Überall dort, wo „Berge" und Hügel zu sehen waren, lagen Leibwächter oder Freunde der Siganesen begraben.
Hulos riß sich gewaltsam von diesem unheimlichen Anblick los. An verschiedenen Stellen schlugen Flammen durch die Netzöffnungen. Die betreffenden Stellen sahen aus wie feuerspeiende Vulkane.
Tyn packte Hulos am Arm.
„Wir müssen dort hinüber!"
Der Waffenwart rückte sein Flugaggregat zurecht und hob sich vom Netz ab. Tyn folgte ihm. Sie schwebten über dem Netz. Die Wand, an der sie die Kontrollen vermuteten, lag hinter Flammen und Rauch.
Hulos ließ sich nicht irritieren. Er flog durch den Qualm. Die Seitenwand des Raumes wurde sichtbar.
Das Netz schloß mit der Wand ab, zeigte
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