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0476 - Die Hölle auf Erden

0476 - Die Hölle auf Erden

Titel: 0476 - Die Hölle auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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versprach Merlin andächtig. »Ganz gleich, was es ist - du bekommst es. Säcke voller Gold und Edelsteine, Königreiche, Pferde, Leibeigene, Frauen… sag mir, was ich dir geben soll. Du hast einen alten Mann, der schon zu lange lebt, glücklich gemacht.«
    »Ich brauche deine Hilfe, Merlin«, sagte Zamorra.
    Der Alte fieberte förmlich. »Natürlich, natürlich. Sag schon, was ich tun kann. Und trink, mein Freund. Trink, es ist genug da.«
    »Ich will schreckliches Unrecht ungeschehen machen«, sagte Zamorra. »Hilf mir, die Meeghs von der Erde und vom Silbermond zu verjagen.«
    Was sollte er anderes sagen? Es kam alles zu schnell, zu überraschend für ihn. Er war es nicht gewohnt, mit jemandem in diesem Zustand umzugehen, ob Mensch oder Magier.
    »Gern«, sagte Merlin mit glühenden Augen. »Was kann ich tun?«
    »Man sagt, du hättest mächtige Waffen. Die brauche ich.«
    »Ha!« schrie Merlin. »Die Ewigen! Sie behaupten es! Sie haben dich geschickt, diese elenden Nichtmenschen! Diese Räuber und Plünderer zwischen den Sternen! Mit ihnen arbeitest du zusammen? Das hätte ich ausgerechnet dem Vater meiner Enkel nicht zugetraut! Vielleicht sollte ich dich doch töten. Ja, ich glaube, das ist besser so. Du bist schuld an allem. Wieso bist du überhaupt hier? Zeige mir doch noch einmal deine Eintrittskarte!«
    »He, was soll das?« protestierte Zamorra schnell. »Ich denke, das haben wir schon erledigt. Ich brauche keine Eintrittskarte. Hast du das vergessen?«
    »Natürlich nicht. Ich vergesse nichts«, sagte Merlin. »Natürlich. Du brauchst keine Eintrittskarte. Du bist mein Freund. - Hast du sie bezahlt?«
    »Mit dem höchsten Preis«, murmelte Zamorra. Schon der normale Merlin war manchmal recht wunderlich gewesen. Der Wahnsinnige ließ ihn an seinem eigenen Verstand zweifeln. Er beschloß, die Unterredung abzubrechen. Sie führte zu nichts. Merlin konnte niemandem mehr helfen. Im Gegenteil, er brauchte selbst Hilfe.
    »Aber die du mitgebracht hast, haben nicht bezahlt«, sagte Merlin. »Sie belagern Caermardhin mit diesem blauen Ring. Du bist ein Verräter, Zamorra. Du hast die Ewigen zu mir gelockt. Sie wollen mich töten.«
    Zamorra seufzte. »Sie dienen mir«, sagte er. »Sie sind nicht deine Feinde.«
    »Sie sind Ewige. Du paktierst mit ihnen.«
    Zamorra mußte einfach auf der Schwindelleiter noch ein paar Sprossen weiter hinaufsteigen, wenn er nicht abstürzen wollte. »Sie sind meine Sklaven, Merlin«, schwindelte er. »Hörst du, mein alter Freund? Sie sind nicht deine Feinde, sie tun dir nichts. Sie haben mich, nur hergebracht und holen mich wieder ab. Ich habe sie versklavt. Verstehst du?«
    »Ja«, erwiderte Merlin und lachte erheitert. »Ja, das traue ich dir zu. Was sagt der Fürst der Finsternis dazu? Ich nehme doch an, daß du es nicht ohne sein Einvernehmen getan hast? Ah, ich sollte mich vielleicht vergewissern. Ich muß Asmodis fragen…«
    »Du glaubst mir nicht?« tat Zamorra empört. »Willst du mich etwa einen Lügner nennen?« Er sah auf die Whiskeyflasche, deren Pegel gegen Null sank. Dabei war Merlin der einzige, der trank. »He, Mann, das kostet dich noch eine Flasche von diesem Zeugs!«
    »Oh, natürlich. Bitte entschuldige, mein Freund. Ich wollte dich nicht beleidigen. Natürlich lügst du mich nicht an, du könntest es nicht einmal.«
    Er kicherte. »Weil ich nämlich deine Gedanken lese.«
    Zamorra ließ ihn in dem Glauben. Würde Merlin das wirklich können, würde er ganz anders reagieren. Aber hier war wirklich keine Hilfe zu erwarten.
    »Ich muß jetzt wieder gehen«, sagte er. »Ich komme später wieder, Merlin, ja? Ich habe eine Menge zu tun, das weißt du ja.«
    »Ja«, sagte Merlin. »Aber wenn du wiederkommst, vergiß nicht, deine Eintrittskarte mitzubringen. Und grüße meine Enkel von mir. Wie heißen sie noch?«
    Merde , dachte Zamorra und versuchte sich krampfhaft zu erinnern. »Lancelot, Gawain, Ginevra, Artus…« Jetzt bloß keinen Fehler…
    »Ah, ja, Artus. Ich kannte ihn gut. Er war ein sehr impulsiver Mensch. Paß gut auf ihn auf. Ich glaube, Mordred will ihn töten.«
    »Ja«, sagte Zamorra traurig. Er durfte Merlin nicht einmal bemitleiden. Der alte Zauberer wußte wahrscheinlich nicht einmal um seinen Zustand. Eher würde er den Rest der Welt für verrückt halten, sich aber für völlig normal. Zamorra fragte sich, was ein Geschöpf wie Merlin dermaßen aus der Bahn geworfen haben konnte.
    Zamorra verneigte sich und wandte sich ab. Er verließ den Raum.

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