0476 - Die Hölle auf Erden

Titel: 0476 - Die Hölle auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

Vom Netzwerk:

hatte sich die Machtorganisation der Ewigen nicht verändert, warum sollte sie es ausgerechnet jetzt getan haben? Aber daß beide sich den Luxus leisteten, auf Rangsymbole zu verzichten, gab ihm zu denken.
    Zamorra bedauerte, daß er sie nicht an ihren Dhvarra-Kristallen unterscheiden konnte. Für den ERHABENEN war der Machtkristall das Rangabzeichen; jeder Ewige konnte spüren, wie stark die Energie des Sternensteins 13. Ordnung war. Ted Ewigk oder Sara Moon hätten es vielleicht auch gekonnt. Aber Zamorra besaß diese Fähigkeit nicht.
    Einer der beiden Ewigen hob die Hand.
    »Er ist es wirklich«, sagte er verwundert. »Ich wollte es nicht glauben, aber nun sehe ich es mit eigenen Augen. Und er hat sich bemerkenswert jung gehalten. Wenn ich da an mich denke…«
    Er hob bedächtig die Hände und löste Helm und Gesichtsmaske von seinem Kopf, lüftete sein Inkognito.
    Zamorra sah einen uralten Mann vor sich, zu dem die kräftige, dynamische Stimme eigentlich gar nicht paßte. Der Mann war kahlköpfig, seine Augenbrauen schneeweiß. Das Gesicht bestand nur aus einer Unmenge von Falten.
    Zamorra atmete tief durch. Er war sicher, diesen Mann schon einmal gesehen zu haben. Damals, vor der Zeitverschiebung - aber für ihn lag dieses Damals nur ein paar Stunden zurück.
    »Ich müßte Sie kennen«, sagte er leise. »Wer sind Sie?«
    Der uralte Greis verzog die dünnen Lippen zu einem Grinsen, das wohl als freundliches Lächeln gedacht war, aber seine Gesichtsmuskeln ließen ihn da im Stich.
    »Natürlich kennen wir uns«, sagte er. Jetzt war seine Stimme heiser und schwach. Im Helm mußte sich ein Sprachverstärker befinden. »Im Gegensatz zu Ihnen hat der Zahn der Zeit an mir ziemlich stark genagt… stärker, als es für einen über hundert Jahre alten Mann sein dürfte. Mich wundert, daß Sie mich überhaupt erkennen, Zamorra. Wir hatten einige Konfrontationen in Ihrem Hotel und in meinem Büro in El Paso, Texas.«
    Zamorra schluckte. Er erinnerte sich wieder an das Firmensymbol der Tendyke Industries Inc. , das er am Wärmeschloß der Tür gesehen hatte, hinter der er erwacht war. Der Mann, der ihm hier gegenübersaß, war einmal leitender Manager dieser Firma gewesen - in jener Zeit, in der die Begegnungen stattgefunden hatten, auf die er eben anspielte.
    »Sie sind Rhet Riker«, murmelte Zamorra verblüfft. »Sie - sind der ERHABENE?«
    »Nein, Zamorra. Soweit hat’s nicht gereicht; dazu fehlen mir die entsprechenden Gene. Ich hatte auch nie diesen Ehrgeiz, müssen Sie wissen. Mir reichte es, der Mann im Hintergrund zu sein, der die DYNASTIE DER EWIGEN wieder zu dem gemacht hat, was sie vor mehr als tausend Jahren einmal war. Ohne mich, ohne die Wirtschaftskraft der T.I. hätten sie es nie geschafft.«
    »Und Tendyke hat Sie wirklich gewähren lassen?«
    »Robert Tendyke ist längst tot. Er hat sein letztes Leben hinter sich gebracht. Er fand den Weg nach Avalon nicht mehr…«
    Zamorra beugte sich vor. Die Bemerkung des Alten elektrisierte ihn. »Den Weg nach Avalon? Was wollen Sie damit sagen, Riker?« Robert Tendyke, der Abenteurer, hatte schon oft für tot gegolten. Einmal hatte Zamorra sogar seinen Leichnam gesehen, mit einer Kugel im Rücken. Aber dann verschwand er im Nichts, um irgendwo anders auf der Welt plötzlich aus dem Nichts wieder aufzutauchen. Niemals hatte er darüber gesprochen. Und jetzt diese Bemerkung von Rhet Riker…
    »Riker, was wissen Sie? Und woher? Was hat Tendyke mit Avalon zu tun?«
    »Das ist Schnee von gestern«, wehrte der Greis müde ab. »Ich mag darüber nicht mehr reden, und Sie werden mich nicht zwingen können, Zamorra. Außerdem gibt es Wichtigeres zu besprechen. Verdammt, weshalb haben wir Sie wohl aus dem explodierenden Spider geholt? Jedenfalls nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit, Mann! Sie sind für uns der Joker im Spiel der Macht!«
    Zamorra hatte sich noch nie gern vor anderer Leute Karren spannen lassen. »Für die Rettung bin ich Ihnen dankbar verbunden, wenngleich ich mir nicht vorstellen kann, wie Sie das angestellt haben, und noch verbundener wäre ich Ihnen, wenn Sie mir verraten könnten, was aus Gryf ab Llandrysgryf geworden ist, der sich mit mir in dem Dimensionsraumschiff befand.«
    Riker hob die Brauen. »Sie meinen den Druiden?« Er wechselte einen Blick mit dem immer noch maskierten Ewigen. Der schüttelte den Kopf.
    »Da war niemand außer Ihnen, Zamorra«, sagte er.
    Zamorra atmete tief durch. Sollte Gryf in dieser Explosion umgekommen sein?