0476 - Die Hölle auf Erden
trägst die Schuld an diesen Vorgängen. Dies ist erst der Anfang. Was hast du getan?«
Merlin wirkte sichtlich erschüttert. »Ich wollte es nicht«, murmelte er. »Ich wollte nur das Beste. Aber ich habe einen Fehler gemacht.«
Asmodis zeigte sich unbarmherzig. »Ich will deinen Fehler hören. Sprich!«
»Ein Berechnungsfehler«, sagte Merlin leise. Er fühlte sich in die Enge getrieben. Die Katastrophe, die er ungewollt herbeigeführt hatte, fraß an ihm, und dazu kam jetzt noch sein dunkler Bruder. »Alle haben sie mich gewarnt« murmelte er. »Sara, die Druiden, Zamorra, selbst Lucifuge Rofocale. Aber ich nahm die Warnungen nicht ernst. Ich war mir meiner Sache völlig sicher, Sid Amos.«
»Was hast du getan, Merlin?« drängte Asmodis unerbittlich.
»Vor vielen Jahren verwandelten die MÄCHTIGEN und ihr Hilfsvolk, die Meeghs, die Sonne der Wunderwelten in ein dunkles Ungeheuer voll bedrohlicher Schwarzer Magie. Die Wunderwelten wurden zu verglühenden Schlackeklumpen. Die Druiden auf dem Silbermond wurden ihrer Seelen beraubt und versklavt. Doch Sara Moon und den Druidenseelen gelang es, den Silbermond weißmagisch aufzuladen und ihn in die entartete Sonne zu stürzen. Das gesamte System wurde nicht vernichtet, der Silbermond verging im Inferno. Die MÄCHTIGEN verloren damit ihren wichtigsten Stützpunkt im Kampf um die Alleinherrschaft im Kosmos.«
»Was hast du getan, Merlin?«
»Später wurden auch die Meeghs völlig ausgelöscht. Es gibt sie schon lange nicht mehr«, fuhr Merlin leise fort. Doch das, was Asmodis ihm gezeigt hatte, widersprach seiner Äußerung. Die schwarzen Schattenwolken am Himmel - das waren die Dimensionsraumschiffe der Meeghs, und sie befanden sich in der Gegenwart. Die Bilder, die Asmodis ihm gezeigt hatten, waren live .
»Ich versuchte den Silbermond vor der Vernichtung zu bewahren«, fuhr Merlin fort. »Ich sammelte Kraft, sandte sie in meine Zukunft, um sie zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt schlagartig präsent zu haben, denn für meinen Plan benötigte ich hundertmal mehr Kraft, als ich eigentlich aufbringen kann. Ich wollte den Silbermond in der Vergangenheit greifen, wollte ihn nur wenige Sekunden vor dem Sturz in die Sonne in die Gegenwart retten. Dafür brauchte ich einen Teil meiner angesammelten Kraft. Der andere Teil sollte den Silbermond ersetzen und an seiner Stelle die Zerstörung auslösen. Doch ich beging einen Berechnungsfehler. Die gesamte Energie wurde auf die Zeitreise verwendet, und es gab in der Vergangenheit keinen Ersatz mehr. Die entartete Sonne wurde nicht zerstört, die Bastion des Bösen blieb erhalten. Der Silbermond aber wurde weit, weit über die Gegenwart hinausgeschleudert in die Zukunft, und dort kann ich ihn nicht mehr finden.«
Asmodis nickte.
»Die Bilder, die ich dir zeigte«, sagte er bedächtig. »Sie gehören zu einer Realität, welche die unsere, wie wir sie bisher kannten, überlappt und verdrängt. Durch dein wahnwitziges Experiment wurde die Bastion des Bösen damals nicht mehr zerstört. Ein Zeitparadoxon entstand. Und jetzt setzt sich die andere Wirklichkeit immer stärker durch. In dieser anderen Wirklichkeit ist Château Montagne zerstört, ist Ted Ewigks Villa zerstört, ist es zu jenem Luftkampf gekommen, zu der Entvölkerung und Zerstörung eines Dorfes! Merlin, das Böse ist hier! Und es wird immer stärker. Du siehst, wie die Welt sich entwickelt hätte, wenn damals die entartete Sonne der Wunderwelten nicht zerstört worden wäre.«
»Du sprichst, als gäbe es noch Hoffnung, dies alles rückgängig zu machen, Sid Amos.«
»Ich zumindest hege diese Hoffnung, aber noch kenne ich den Weg nicht«, gab Asmodis zurück. »Es muß eine Möglichkeit geben, den Silbermond wieder zurückzuholen, ungeschehen zu machen, was unseligerweise geschah. Und das nach Möglichkeit, ohne noch ein weiteres Zeitparadoxon zu verursachen.«
»Es sollte kein Paradoxon geben«, sagte Merlin. »Ich versuchte es zu vermeiden, weil mir damals wie heute klar war und ist, daß das RaumZeitgefüge ohnehin schon durch die bisherigen Aktionen der letzten Jahre bis zum Zusammenbruch belastet war. Deshalb wollte ich den Silbermond in einem Sprung an der Zeit und der Entwicklung vorbei lenken, ihn erst jetzt wieder in der Realität existent werden lassen. Aber das ist mir nicht gelungen, und es ist zu dem Paradoxon gekommen, das ich vermeiden wollte.«
»Und das Raum-Zeitgefüge reagiert. Es bricht allerdings auf eine andere Weise zusammen, als wir es
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