0476 - Die Hölle auf Erden
uns gedacht haben«, sagte Asmodis. »Es kommt einfach zu einer viel schnelleren Verfestigung der anderen Realität. Sie brennt sich schneller fest, als wir es überhaupt feststellen können. Merlin, ich habe Geschichtsbücher gesehen! Sie verändern ihren Text, noch während du liest!«
»Ich habe versagt«, gestand der Zauberer von Avalon müde. »Ein einziger Fehler, und darauf diese Katastrophe! Dabei weiß ich noch nicht einmal hundertprozentig, wo ich in meinen Berechnungen eine falsche Zahl verwendet habe. Vielleicht habe ich auch einfach nur Vorzeichen verwechselt, ich weiß es nicht.«
»Wir werden diesen Fehler finden müssen, nur dann können wir etwas dagegen tun«, sagte Asmodis. »Und wir müssen verhindern, daß diese andere Realität endgültig Wirklichkeit wird. Hat sie sich erst mal endgültig verfestigt, werden wir sie nicht mehr zurückdrängen können. Uns bleibt nicht viel Zeit. Und es kann uns nicht daran gelegen sein, nur wegen deines Fehlers die Macht mit dem Feind teilen oder sie gar gänzlich an ihn abtreten zu müssen!«
Merlin starrte ihn an. Nur langsam begriff er, was Asmodis da gesagt hatte.
Die Macht teilen oder abtreten müssen.
Sein dunkler Bruder sprach, als wäre er wieder auf die Seite der Höllenmächte zurückgekehrt…
***
August 2058:
Der ERHABENE und sein Berater waren wieder allein. Eysenbeiß-Salem und Riker sahen sich an.
»Ich traue ihm nicht«, erwiderte der ERHABENE. »Seine Abschirmung ist undurchdringlich. Aber Sie haben recht, Rhet. Er plant etwas. Ich kenne ihn länger als Sie. Er ist ein sehr gefährlicher Mann. Er war nie mit den Zielen der Dynastie einverstanden, er hat sie bekämpft, wo immer er es konnte. Zusammen mit Asmodis hat er es vor rund siebzig Jahren sogar geschafft, das damalige Sternenschiff zu vernichten.«
Riker lächelte. »Wenn ich ehrlich sein soll, finde ich das gar nicht schlimm. Denn sonst wären wir doch niemals miteinander ins Geschäft gekommen. So aber konnte ich dafür sorgen, daß Sie das beste und modernste neue Sternenschiff bekamen, das es jemals gegeben hat. Davon haben die früheren ERHABENEN jahrtausendelang nur träumen können.«
»Vergessen Sie aber nicht, Rhet, daß Tendyke Industries das nur konnte, weil wir unter vielen Opfern und Schwierigkeiten Ihre Betriebe vor dem Zugriff der Meeghs geschützt haben.«
»Eine Hand wäscht die andere, ich weiß. Und wir haben uns doch gegenseitig immer hervorragend mit allen Wassern gewaschen, nicht wahr? Hören Sie, Magnus. Dieser Zamorra macht mir Sorgen. Er war damals schon schwierig. Heute könnte er zu einem Problem werden. Außerdem bin ich mir gar nicht sicher, ob er uns wirklich nützen kann. Ist Ihnen aufgefallen, daß er sein Amulett nicht mehr besitzt?«
Eysenbeiß-Salem winkte ab. »Das spielt nur eine untergeordnete Rolle. Das Amulett konnte gegen die Meeghs ohnehin nie etwas ausrichten. Es konnte Zamorra wohl schützen, war aber als Waffe unbrauchbar. Dazu bedürfte es seiner Gefährtin, die mit dem Amulett zum FLAMME N-SCHWERT verschmelzen konnte. Damit können wir aber jetzt leider nicht rechnen. Ich denke eher, daß Zamorra zu einer Leitfigur werden kann. Es kann die Widerständler auf der Erde und in der Hölle aufrichten, wenn sie erfahren, daß er noch lebt. Außerdem ist er der einzige, der in Caermardhin eindringen und Merlins Machtmittel einsetzen kann.«
»Wenn Merlin ihn nicht tötet«, wandte Riker ein. »Seit der Alte den Verstand verloren hat, ist er doch nicht mehr berechenbar! Je nach Laune ignoriert er alte Freunde und Verbündete, oder er schlägt blindlings auch gegen sie los. Vielleicht wäre es sogar besser, wenn wir das, was von Caermardhin noch übrig ist, in einem letzten Feuerschlag zerstören würden. Der irre Zauberer ist eher eine Bedrohung als eine Hilfe.«
»So sehen Sie das, Rhet. Wir sehen das anders«, erwiderte der ERHABENE ruhig. »Ich würden den Vernichtungsbefehl ohne zu zögern geben, wenn ich wüßte, wie wir an das Arsenal unter den Trümmern von Ted Ewigks Haus herankämen. Aber das haben die Meeghs mit ihren verdammten Energienetzen so dicht eingesponnen, daß kein Durchkommen ist. Wir sind auf den Wahnsinnigen angewiesen, ob es uns paßt oder nicht. Wir brauchen seine Machtmittel. Deshalb wird uns nichts anderes übrigbleiben, als Zamorra zu ihm zu schicken. Das ist die Chance, auf die wir jahrzehntelang gewartet haben.«
»Magnus, Zamorra ist keine Marionette«, glaubte Riker den ERHABENEN warnen zu müssen. »Er
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