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0476 - Die Hölle auf Erden

0476 - Die Hölle auf Erden

Titel: 0476 - Die Hölle auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Provokation, es sollte die Horden der Plünderer anlocken, die vor den Flammen zu retten versuchten, was eben möglich war. Und dann schlugen die Jäger zu, fischten sich ihre Opfer heraus, um sie zu foltern, zu töten oder noch Schlimmeres mit ihnen anzustellen.
    Janet bog in eine Seitengasse ab. Einen Augenblick lang setzte ihr Herzschlag in atemlosem Schrecken aus, als sie die Trümmer sah, die quer über die Straße verteilt waren. Gestern war dieser Weg noch frei gewesen; wenn er jetzt durch die Zerstörung eines oder mehrerer Häuser zur Sackgasse geworden war, gab es für sie kein Entrinnen mehr. Der Jäger war schon zu nah, und falls in den Häusern hinter zugemauerten Fenstern und verriegelten Türen noch Menschen lebten, würden diese niemals aufmachen, um Janet oder sonst einem Menschen Zuflucht und Schutz zu gewähren, wenn ein Jäger in unmittelbarer Nähe war. Wer sich so verriet, lebte selten lange über jenen Augenblick hinaus…
    Eine Feuerlanze zuckte aus dem Flammenstab des Jägers. Sie verfehlte Janet nur um wenige Zentimeter, und sie spürte die heiße Glut, die an ihr vorbeifauchte. Sie warf sich zur Seite und stürzte halb auf dem Trümmerberg. Sie schrie auf, als sie sich die Haut aufschürfte. Als sie wieder aufsprang, blieb ein Teil ihres ehemals weißen Kleides an einem vorstehenden Holzbalken hängen. Sie riß sich verzweifelt los und rannte weiter. Wieder fuhr eine Feuerlanze aus dem Stab. Der zurückbleibende Stoffetzen flammte auf und wurde innerhalb von Sekundenbruchteilen zur Asche, die vom Windhauch davongetragen wurde.
    Der Jäger bewegte sich in erschreckender Lautlosigkeit. Er rief nicht hinter Janet her, er keuchte nicht, er lief nur wie eine kraftstrotzende Maschine in Menschengestalt. Nicht einmal sein Atem war zu hören, obgleich er jetzt nur noch wenige Meter hinter ihr war. Und er brachte auch noch das Kunststück fertig, sich mit seinen Stiefelsohlen so lautlos zu bewegen, wie Janet es niemals für möglich gehalten hätte. Er berührte nicht einmal wegrutschende Trümmer und Schotter, es war, als schwebe er über dem Boden.
    Da tauchte wieder eine Seitenstraße auf. Janet wußte nicht, wohin sie führte. Von einem Moment zum anderen hatte sie völlig die Orientierung verloren, und das, obgleich sie sich in bekanntem Terrain befand. Sie kannte sich hier aus, war hier aufgewachsen, und dennoch wußte sie nicht mehr, wo sie sich jetzt befand und wohin sie sich wenden sollte. Hatte die Flucht überhaupt noch einen Sinn? Der Jäger würde sie doch so oder so erwischen…
    Etwas kreischte und pfiff. Dann brüllte ein Verbrennungsmotor hochtourig auf. Janet fuhr herum. Sie sah einen grauen Wagen heranfegen, einen betagten Mercedes 190, der noch vor der Jahrtausendwende gebaut worden sein mußte und vermutlich aus einem Museum geklaut worden war. Daß er noch fuhr, war schon als Wunder zu bezeichnen. Die Türen auf der rechten Seite des Wagens waren ausgehängt. Zwei verwegen gekleidete Männer hockten auf den Sitzen neben dem Fahrer, hielten schwere Maschinenwaffen in den Fäusten. Der Wagen kam unglaublich schnell heran. Die Waffen spuckten lange Feuerlanzen aus ihren Mündungen. Das Donnern der Schüsse hallte ohrenbetäubend durch die Straßenschlucht.
    Janet sah, wie der Jäger getroffen wurde. Die Wucht der Geschosse warf ihn zurück und ließ ihn taumeln. Aber sie konnten ihn nicht verletzen. Die Männer in dem vorsintflutlichen Mercedes benutzten die falsche Munition!
    Janet kannte sie. Sie gehörten zu ihrem Untergrundnest. Es mußte so sein, daß sie Janets Fehlen bemerkt hatten und jetzt gekommen waren, um sie vor dem Jäger zu retten. Denn ein Platz im Wagen, hinter dem Fahrer, war ja noch frei.
    Aber sie benutzten die falsche Munition. Sie hatten die Konditionierung des Jägers falsch eingeschätzt.
    Er fing sich, blieb breitbeinig stehen. Die Geschosse prallten einfach an ihm ab. Noch ehe der fossile Wagen mit kreischenden Bremsen neben Janet stoppen konnte, schlug der Jäger zurück, er löste einen kleinen Gegenstand von seinem Gürtel und warf ihn.
    Janet schrie gellend auf. »Haut ab!« kreischte sie in panischer Angst. Sie selbst warf sich einfach zu Boden.
    Aber sie war nicht schnell genug.
    Ihre Retter im Mercedes hatten keine Chance. Unmittelbar neben dem 190er explodierte etwas Schwarzes, Unheimliches, zauberte bösartige Schattenbilder über die Straße. Der Wagen raste in einen Berg aus Steintrümmern. Die drei Insassen lösten sich einfach auf, wurden von

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