0479 - Ganjo-Alarm
wartete Guyl auf seinen neuen Freund.
Scharam sprach die letzten Worte: „Hamart, vergiß nicht die gelbe Sonne! Es kann nicht mehr lange dauern bis ihre Kraft so zunimmt, daß die Wasser steigen. Das Meer wird eisfrei werden, die flachen Inseln werden darin verschwinden. Kehre rechtzeitig zurück."
„Keine Sorge, es dauert nicht lange, aber ich muß die Stadt unter dem Meer finden - wenn es sie gibt."
„Es gabt keine solche Stadt. Es ist eine Sage, mehr nicht."
„Jede Sage hat ihren Ursprung, Scharam. Auch diese."
„Selbst wenn es eine solche Stelle gäbe, an der eine Stadt erbaut wurde, so wirst du sie nicht finden können."
„Ich habe mit vielen Männern gesprochen. Ihre Angaben stimmen fast alle überein. Ich kenne die Stelle, an der die Stadt liegt. Viele haben ihre Lichter von fern gesehen."
Scharam schüttelte verwundert den Kopf.
„Lichter! Unter dem Wasser! Daran siehst du schon, daß sie lügen. Es kann kein Feuer unter dem Wasser geben!"
Hamart lächelte.
„Feuer vielleicht nicht, aber Licht", sagte er bestimmt.
Scharam gab es auf.
„Ich wünsche dir und Guyl viel Glück - kehrt bald zurück."
„Zehn Sonnenuntergänge, dann sehen wir uns wieder", versicherte der Telepath und winkte dem Stamm noch einmal zu. „Lebt wohl!"
Schweigend legte er den Rest des Weges bis zum Wasserloch zurück, und ohne sich noch einmal umzudrehen, verschwand er in der Tiefe.
Guyl folgte ihm.
3.
Es stellte sich schon wenige Stunden heraus, daß Guyl besser und vor allen Dingen ausdauernder schwimmen konnte als Hamart. Da sich die beiden Telepathen auch unter Wasser ausgezeichnet verständigen konnten, war jedes Auftauchen unnötig geworden. Es war, als sprächen sie laut miteinander.
„Du findest einen ausgezeichneten Ruheplatz auf meinem Rücken, wenn du dich am Ansatzpunkt meiner Tentakel festklammerst. Dann kommen wir schneller voran."
„Ich werde dich behindern."
„Du behinderst mich mehr, wenn du nicht tust, was ich dir sage."
Hamart war viel zu erschöpft, um mit seinem neuen Freund zu streiten. Sie hatten bereits eine weite Strecke zurückgelegt und einen kleinen Kontinent umschwommen, von dem Hamart wußte, daß er die Heimat räuberischer Kannibalen war. Sie waren nun im eigentlichen Äquatormeer angelangt, in dem es höchstens ein paar unbewohnte Eilande gab, wüst und ohne jede Vegetation. Die Wärmeperiode war viel zu kurz, Pflanzen überhaupt entstehen zu lassen.
Die Eisdecke über ihnen war nur noch einen halben Meter dick.
Hamart schwamm zu Guyl und klammerte sich an den Tentakel fest.
Sofort konnte er bemerken, daß sie schneller vorankamen. Das Wasser strömte an ihm vorbei und hätte ihn fortgerissen, wenn er sich nicht besser festgehalten hätte.
„Schlafen kannst du so natürlich nicht", meinte Guyl in gutmütigem Spott. „Aber wir werden in Kürze eine Pause einlegen. Ich habe Hunger. Bald erreichen wir einige Klippen."
„Du weißt, wo wir jetzt sind? Ich kenne nur die Richtung, in der wir schwimmen ..."
„Ich weiß es genau. Mein Orientierungssinn ist besser als deiner. Außerdem habe ich mein ganzes Leben in diesem Meer zugebracht."
„Da wundert es mich, daß du die Stadt, die wir suchen wollen, noch nicht entdeckt hast."
„Ich habe einmal ihre Lichter gesehen, Hamart, aber ich habe es nicht gewagt, zu ihnen hinabzutauchen. Es gibt scharfe und gefährliche Felsen dort, die bis dicht unter die Oberfläche hinaufsteigen, und mir unbekannte Lebewesen, wahre Ungeheuer, vor denen ich mich allein fürchtete. Die Stadt - wenn es eine Stadt ist - liegt in einem Talkessel. Man muß fast senkrecht hinabtauchen, um zu ihr zu gelangen."
„Die Sage der Chamyros berichtet von einer Stadt, aber niemand weiß, was eine Stadt ist. Ein größeres Dorf, so habe ich geschlossen. Viele Dörfer zusammen bilden eine Stadt."
„Die Lichter waren hell, aber es waren nicht viele."
Hamart dachte darüber nach, während Guyl weiterschwamm, dem unheimlichen Ziel entgegen.
Als vor ihnen eine senkrecht abfallende Felswand auftauchte, machte der Krake halt. Langsam stieg er nach oben, bis sich eine große Höhle vor ihnen auftat. Guyl hielt darauf zu.
„Ich habe schon einmal hier gewohnt", teilte er seinem Freund mit. „Ringsum gibt es viel Fische, auch Pflanzen. Wir haben reichlich Nahrung und können uns ausruhen."
Hamart machte sich selbständig und schwamm neben Guyl her.
„Aber wir bleiben nicht lange hier", erwiderte er ungeduldig.
„Ich benötige die Ruhe, damit
Weitere Kostenlose Bücher