0479 - Ganjo-Alarm
Euch soll nichts geschehen, wenn ihr den Frieden wünscht."
Eine Weile herrschte absolutes Schweigen, dann erhob sich ein alter Mann. In stolzer Haltung näherte er sich Hamart und blieb dicht vor ihm stehen.
„Fremder", sagte er mit ruhiger Stimme, „ich bin von deiner Botschaft nicht überrascht. Ich habe unsere Männer gewarnt, einen anderen Stamm anzugreifen, ohne vorher Erkundigungen einzuziehen. Außerdem war es überflüssig. Wir haben alles, was wir zum Leben brauchen."
Hamart nickte.
„Nahmen außer diesem Posten hier alle Männer an dem Kriegszug teil?"
„Ja. Was du jetzt hier siehst, ist der Rest unseres Stammes."
„Ich dachte es mir. Gebt mir euer Wort, von nun an Frieden zu halten, dann geschieht euch nichts Ihr könnt hier bleiben, aber wir haben nichts dagegen, wenn ihr zu uns zieht. Wir brauchen noch Frauen zur Arbeit. Ihr habt es gut bei uns, denn unsere Fischgründe sind reich. Eure Männer sind tot. Sie kehren niemals mehr zurück. Überlegt es euch. Einer von euch kann zu uns kommen und uns eure Entscheidung mitteilen." Er nickte dem alten Mann zu. „Lebt wohl."
Er drehte sich um und ging mit Scharam davon, zurück aufs Meer, wo sein neuer Freund Guyl sie erwartete.
*
Guyls Auftauchen erregte ungeheures Aufsehen in der Siedlung der Gayszatus, fast noch mehr als Hamarts Kunde von dem fremden Stamm. Der Riesenkrake kam wenig später an Land und ließ sich von den Chamyros gebührend bewundern, wobei er freundschaftlich klingende Grunzlaute ausstieß. Er brachte ihnen auch ein Gastgeschenk mit, einen fast fünf Meter langen Fisch, den er unten bei den Unterwasserklippen gefangen hatte. Diese Art Fische waren sehr beliebt, weil sie eine Menge Tran und gutes Mehl gaben.
Hamart übersetzte, was Guyl seinen Stammesbrüdern mitteilte: „Es gibt noch viele dieser Fische im Meer, und Guyl kann soviel davon bringen, wie wir benötigen.
Sie sind für uns fast unmöglich zu erlegen, darum bedeutet Guyl für uns eine große Hilfe. Er wird draußen in der Bucht bleiben und dort wohnen.
Niemand braucht sich vor ihm zu fürchtet und er paßt auch auf, daß kein anderer Krake in die Nähe kommt.
Von nun an gibt es keine Gefahren mehr für uns.
Guyl ist unser Freund."
Selbst die Kinder gingen hin, um die Tentakel Guyls zu betasten und später zu streicheln. Er hatte einundzwanzig davon, und die Berührung schien ihm sichtlich zu gefallen. Er genoß das Vertrauen, das ihm entgegengebracht wurde. Er, der Ausgestoßene, hatte Freunde gefunden und wurde verehrt und bewundert Den ganzen Tag blieb der Krake an Land, erst als der Abend dämmerte, kehrte er ins Meer zurück, um sich nach einer geeigneten Höhle umzusehen, in der er von nun an wohnen wollte. Die Gayszatus begleiteten ihn bis zur Bucht hinab.
Hamart riet Feral noch einmal, den Rest des fremden Stammes aufzunehmen, falls ein entsprechendes Ansuchen eintraf. Falls nicht, sollte zumindest Waffenstillstand zwischen beiden Inseln herrschen.
Der Häuptling stimmte zu, dann fragte er: „Ich spüre es, Hamart, du hast einen Plan. Du sprichst so, als wolltest du Abschied von uns nehmen."
Hamart schüttelte lächelnd den Kopf. Er kannte die ständige Angst Ferals, daß sein bester Mann davonziehen könnte.
„Ich werde wiederkommen, Feral, aber ich muß wissen, was in der Tiefe des Äquatormeeres verborgen liegt. Du kennst die Sage, die niemals ausstirbt. Sie wird immer wieder erzählt, bei allen Stämmen. Sie stammt noch aus jenen Tagen, von denen wir nichts mehr wissen. Sie muß uralt sein ..."
„Ich kenne die Sage", unterbrach ihn Feral ungeduldig. „Was hat sie mit deiner Wanderung zu tun?"
„Noch niemals tauchte jemand in so große Tiefe hinab, Feral. Ich will es versuchen, und dann werden wir wissen, ob die Sage wahr ist oder nicht. Die Stadt unter dem Meer - ich will wissen, ob es sie gibt."
„Jeder stirbt, der sie gesehen hat!"
„Auch wer sie nicht gesehen hat, muß eines Tages sterben, Feral."
Der Häuptling machte eine ärgerliche Geste.
„Gerede! Wird Guyl dich begleiten?"
„Er ist der einzige außer mir, der so tief tauchen kann. Er wird mich begleiten."
„Und wann wirst du aufbrechen?"
„Morgen."
Da wußte Feral, daß er den Entschluß seines besten Mannes nicht mehr zu ändern vermochte.
*
Scharam war nicht der einzige Gayszatu, der Hamart am anderen Tag bis zur Bucht hinab geleitete. Fast der ganze Stamm hatte sich versammelt, um den Mutanten zu verabschieden.
Neben dem großen Wasserloch
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