0481 - Im Schlund des Dreitöters
haben also einen Plan«, kürzte der Innenminister ab.
»Ja. Ich brauche deshalb wahrscheinlich Hilfe. Allerdings aus dem Ausland. Sie verstehen?«
Wie immer zeigte sich der Außenminister gut informiert. »Sie denken da an Ihren Freund aus London?«
»Genau, Genosse Minister. An John Sinclair.«
Der Innenminister nickte schwer. »Es ist nicht einfach, hier zuzustimmen.«
»Wieso? Was haben Sie gegen John Sinclair?«
»Persönlich nichts. Er hat unserem Land schon manchen Dienst erwiesen. Nur paßt es mir eigentlich nicht, daß wir immer fremde Hilfe in Anspruch nehmen müssen, wenn es um bestimmte Vorfälle geht. Sie verstehen, Genosse.«
»Ja, das ist mir klar. So groß Rußland auch ist, wir haben leider keinen Geisterjäger John Sinclair.«
»Und wie steht es mit Ihnen, Wladimir?«
»Vielleicht werde ich das einmal.«
Der Innenminister lächelte. »Wenn ich Sie ja nicht kennen würde, Genosse, wäre ich jetzt enttäuscht und hätte Sie Ihres Postens enthoben.«
»Dann stimmen Sie zu?«
»Ja, holen Sie Ihren Freund.«
Golenkow lehnte sich zufrieden zurück. »Welche Vollmachten geben Sie mir?«
»Wie immer.«
Golenkow lächelte und erhob sich. »Ich danke Ihnen. Ich danke Ihnen sehr, Genosse Minister. Und ich bin zuversichtlich, daß John Sinclair und ich es schaffen werden.«
»Das erwarte ich auch von Ihnen.«
Damit war Wladimir Golenkow entlassen. Vor der Tür atmete er tief durch. Auf seiner Stirn lag ein kühler Schweißfilm. Die Gespräche mit dem Minister wurden immer dann etwas kritisch, wenn die Erfolge, die man erwartet hatte, nicht eintrafen.
Wladimir hatte seinen schwarzen Dienstwagen auf dem Innenhof des Ministeriums abgestellt.
Nachdem er die Kontrollen passiert hatte, atmete er auf und fuhr zu seiner Dienststelle. Dort griff er zum Telefon und hoffte, seinen Freund John Sinclair in London zu erreichen.
Beim ersten Versuch kam er nicht durch. Er wollte einige Minuten warten, doch das Klingeln des Telefons lenkte ihn zunächst ab. Seine Sekretärin meldete ihm einen Anruf. Eine gewisse Panja Orgenkin wollte ihn sprechen.
Wladimir war noch zu sehr in Gedanken, so daß er nicht sofort schaltete. »Wer ist die Frau?«
»Sie sagte mir, daß Sie den Namen Orgenkin kennen würden.«
Jetzt fiel es ihm ein. Orgenkin war einer der drei verschwundenen Männer. »Ja, natürlich, stellen Sie bitte durch.«
Wenig später hörte er die dünne, etwas zittrig klingende Stimme der Frau. »Bin ich mit Wladimir Golenkow verbunden?«
»Das sind Sie.«
»Sie kennen meinen Mann?«
»Natürlich.«
»Er hat einmal Ihren Namen gesagt. Ich sollte mich mit Ihnen in Verbindung setzen, wenn ich in Schwierigkeiten gerate. Mein Mann ist ja nun nicht zurückgekehrt, deshalb…«
»Wir werden ihn noch finden.«
»Ich weiß nicht so recht. Darum geht es im Augenblick auch nicht, verstehen Sie?«
»Nicht ganz.«
»Ich will es Ihnen sagen. Ich möchte, daß Sie zu mir kommen.«
»Welch ein Grund liegt an?«
»Das kann ich Ihnen am Telefon nicht erklären. Aber es gibt hier Dinge, die Sie sich einfach anschauen sollten, finde ich. Sie müssen es wissen, ob Sie Zeit finden…«
»Wo wohnen Sie?«
Er bekam die Adresse. Sie lag in einem der südlichen Moskauer Außenbezirke.
»Ich werde Sie besuchen.«
»Und wann?«
»Das müßte heute noch klappen. Sagen wir, am frühen Nachmittag? Ist Ihnen das recht?«
»Ja, gern.«
»Dann sehen wir uns.«
»Ich warte.«
Wladimir legte kopfschüttelnd auf. Er wurde nicht so recht schlau aus diesem Anruf. Nicht daß er ihn aus dem Konzept gebracht hätte, aber es war schon ungewöhnlich, daß die Gattin eines vermißten oder möglicherweise toten Agenten ihn anrief und zu sich bestellte. Einen Grund aber mußte sie gehabt haben.
Golenkow war gespannt. Sein eigentliches Vorhaben hatte er jedoch nicht vergessen.
Wieder versuchte er, London zu erreichen. Und diesmal klappte es tatsächlich…
***
Abbé Bloch würde blind bleiben!
Wir wußten es alle, auch er selbst war informiert worden, und er hatte sein Schicksal mit Fassung getragen. Nur wollte er nicht, daß wir an seinem Krankenbett sitzenblieben, obwohl er sich noch in Gefahr befand, wie der Anschlag des Mordengels von London drastisch gezeigt hatte.
Nun, den Mordengel gab es nicht mehr, aber der Mann, der hinter dem Anschlag steckte, Vincent van Akkeren, würde nicht aufgeben. Zudem besaß er in dem Kind-Dämon Baphomet eine dämonische Rückendeckung, die nicht zu verachten war.
Der Abbé wollte
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