0481 - Im Schlund des Dreitöters
einige Tage in Ruhe gelassen werden, um über seine Zukunft nachdenken zu können. Jedenfalls hatte er schon angedeutet, daß er auf keinen Fall in London bleiben wollte. Südfrankreich war seine Heimat, sie würde er nicht verlassen.
Wir hatten mit Sir James, unserem Chef, über dieses Problem gesprochen. Auch der Superintendent war der Ansicht, daß wir dem Abbé den freien Willen lassen sollten.
»Wir dürfen ihm auf keinen Fall das Gefühl geben, daß er zum alten Eisen gehört. Sie verstehen?«
Das war uns beiden klar.
Sir James nickte zuerst Suko, dann mir zu. »Einer von Ihnen sollte jedenfalls immer in London bleiben, solange sich der Abbé in der Klinik befindet. Wenn etwas auf uns zukommt, kann man Monsieur Bloch schützen. Das sind wir ihm einfach schuldig.«
Wir widersprachen nicht.
Der Superintendent lächelte. »Ein akuter Fall liegt wohl nicht an, deshalb würde ich vorschlagen, daß Sie sich um van Akkeren kümmern. Sie müssen seine Spur aufnehmen. Möglicherweise hält er sich in London oder Umgebung auf.«
»Das ginge eventuell über die Rocker«, meinte Suko.
Damit hatte er einen guten Vorschlag unterbreitet. Vier Rocker hatten auf der Seite des Mordengels gestanden und ihn unterstützt. Alle vier waren mit dem Leben davongekommen, nur Jilette, den Doppel-Zombie, hatte es erwischt.
»Wie hieß der Anführer noch gleich?« fragte Sir James.
»Ricky.«
»Ja, genau. Vielleicht können Sie über ihn an van Akkeren herankommen.«
Ich war skeptisch. »Van Akkeren ist schlau. Der wird Ricky kaum mehr gesagt haben, als notwendig war.«
»Das meine ich auch, Sir!« stimmte Suko mir zu.
»Aber irgendwo müssen wir beginnen.«
Er hatte recht. Zudem befanden sich die Rocker in Untersuchungshaft beim Yard. Wir brauchten nur einige Etagen tiefer zu fahren. Nach einer Stunde saßen Suko und ich uns in unserem Büro gegenüber und schauten uns ziemlich sauer an. Das Gespräch mit dem Rockerchef hatte nichts ergeben.
Anscheinend wußte er nichts. Vielleicht wollte er auch nichts sagen. Er gab nur zu, den Namen van Akkeren zu kennen. Das Geld hatte er per Post erhalten, den Auftrag ebenfalls.
»Wenn van Akkeren seinen Namen bekannt gibt, scheint er sich sehr gut zu fühlen«, bemerkte Suko.
»An Selbstsicherheit hat er noch nie gelitten«, stand ich meinem Partner bei.
Wir kannten beide den Grusel-Star, der als Mensch beinahe schlimmer war als der Teufel.
Unser weiterer Dialog wurde durch das Klingeln des Telefons unterbrochen. Ich saß näher am Apparat und hob auch ab. Nach wenigen Sekunden hellte sich meine Miene auf.
»Wladimir Golenkow, du alter Tundra-Tiger. Gibt es dich auch noch im fernen Rußland?«
»Und wie es mich gibt.«
»Was ist denn los? Haben sich Dämonen in den Kreml eingeschlichen, um ihn zu besetzen?«
»Nein.«
»Dann bin ich beruhigt.«
»Aber um Dämonen geht es.«
»Wieder um Werwölfe?«
»Diesmal nicht, glaube ich. Der Fall brennt mir auf den Nägeln, obwohl ich noch nicht weiß, um was es eigentlich genau geht. Jedenfalls hat es schon drei Tote gegeben.«
»Das ist weniger schön.«
»Du sagst es, John. Und deshalb rufe ich an. Ich möchte dich bitten, nach Moskau zu kommen und mich hier zu unterstützen. Die offizielle Genehmigung des Innenministers liegt vor. Wir können also schalten und walten, wie wir wollen.«
»Moskau im März? Bei euch ist noch Winter.«
»Wir bleiben auch nicht hier. Der Kaukasus lockt uns. Und dort ist bereits Frühling.«
»Das hört sich schon besser an. Ich setze mich sofort mit Sir James in Verbindung. Du weißt ja, die Hierarchie…«
»Die Kosten übernehmen wir.«
»Da muß Sir James einfach zustimmen.«
Suko hatte mitgehört, legte seine Stirn in Falten und nickte. »Moskau«, sagte er, wobei seine Stimme ein wenig betrübt klang. »Das hört sich gut an.«
»Ist es vielleicht auch, aber der Kaukasus ist noch besser.«
»Dann weiß ich ja, wer in London bleibt und ein Auge auf den Abbé hält.«
»Bist du deswegen sauer?«
»Nein. Ich glaube, daß mein Job ebenso wichtig ist.«
»Das finde ich auch.«
Zehn Minuten später saß ich wieder Sir James Powell gegenüber. Er hatte sich daran gewöhnt, daß wir mittlerweile international arbeiteten und nickte, als ich ihm Golenkows Wunsch unterbreitete.
»Ja, John, ich habe nichts dagegen. Reisen Sie in die Sowjetunion. Sie haben ja dort schon Ihre Erfahrungen gesammelt.«
»Das meine ich auch…«
Ich rief Wladimir Golenkow zurück und gab ihm die Landezeit der
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