0482 - Der Ring des Hexers
gerichtet.
»Was ist los?« wollte Zamorra wissen. »Und wie kommst du an das Amulett? Oder ist es etwa eines von deinen?«
Amos schüttelte mühsam den Kopf. Er konnte sich nur unter großer Anstrengung aufrecht halten. Zamorra stützte ihn und führte ihn an den Wagen, ließ ihn auf den Beifahrersitz sinken. »Muß das sein?« knurrte Ted, der dem Ex-Teufel noch nie über den Weg getraut hatte; auch nach dessen Abkehr von der Hölle hatte es zwischen beiden die eine oder andere mit harten Bandagen geführte Auseinandersetzung gegeben.
»Wenn du mich erschießen willst, mußt du die Einstellung der Waffe ändern«, krächzte Amos heiser. »Aber du kannst es einfacher haben. Momentan reicht vermutlich ein geweihtes Kruzifix, mir den Garaus zu machen.«
»Da spricht der Teufel«, murmelte Ted verbissen und senkte die Waffe.
»Zamorra«, keuchte Amos. »Deine Gefährtin - sie ist im Haus. Ich weiß nicht, ob sie noch lebt oder ob sie verletzt ist. Sie hat mir wohl das Leben gerettet. Rano ist dort.«
»Der Hexer mit dem Ring?« stieß Zamorra elektrisiert hervor.
»Du kennst die Geschichte?« wunderte Amos sich.
»Ich besitze ein recht umfangreiches Archiv«, sagte Zamorra trocken. »Er ist also wieder erwacht. Ist er dir ans Fell gegangen?«
Amos nickte und hustete trocken. »Er beschwor mich. Wollte sich an mir rächen. Holte mich mit dem Höllenzwang.«
»Auch da spricht der Teufel«, murmelte Ted. »Wo ist Carlotta?«
Amos zuckte mit den Schultern. »Nicht gesehen«, ächzte er. »Wie auch? Ich hatte keine Gelegenheit. Plötzlich tauchte Nicole auf und rettete mich. Sie warf mir das Amulett zu.«
»Er lügt«, behauptete Ted. »Er hat es ihr wohl eher entrissen und sie dann in den Klauen dieses Rano zurückgelassen. Und vermutlich steckt auch Carlotta da im Haus. Wir müssen die beiden da herausholen.«
»Ihr werdet vorsichtig sein müssen«, ächzte Amos. »Er besitzt große Macht.«
»Du wirst uns schon die entsprechenden Tips geben«, verlangte Ted. »Ich…«
Das Signal des Autotelefons unterbrach ihn. Verblüfft glitt er auf den Fahrersitz und nahm das Gespräch entgegen.
Sein Gesicht wurde innerhalb weniger Augenblicke fahl. Er legte auf und schraubte sich wieder aus dem Wagen, sah über das Autodach hinweg zu Zamorra.
»Stygia«, sagte er. »Sie hat Carlotta in ihrer Gewalt. Wenn wir nicht sofort hier verschwinden und Rano und sie in Ruhe lassen, bringt sie Carlotta um.«
***
Stygia beendete das Gespräch. Sie hatte dazu nicht einmal ein eigenes Gerät benötigt, hatte Teds Autotelefon durch Magie angezapft, nachdem sie in Carlottas Gedanken die Rufnummer gelesen hatte. Jetzt wußten die beiden Männer Bescheid.
»Das wirst du doch nicht wirklich tun«, stöhnte Carlotta. »Ich meine -das ist doch ein Bluff, oder? Du wirst mich nicht umbringen. Ich habe dir nichts getan, überhaupt nichts, laß mich einfach gehen. Du…«
»Du bist still«, befahl Stygia. »Wenn Zamorra und dein Spätverlobter auf meine Bedingungen eingehen, passiert dir nichts. Ich fürchte nur, sie werden sich nicht daran halten. Du solltest dich schon mal mit dem Gedanken ans Sterben vertraut machen.«
»Du kannst doch nicht einfach…« Stygia grinste diabolisch. »Natürlich kann ich. Ich muß dich sogar töten, fürchte ich. Du solltest mich nicht an menschlichen Verhaltensweisen messen. Ich bin die Fürstin der Finsternis.«
»Stygia«, keuchte Carlotta, der der Name ihrer Bezwingerin bisher unbekannt gewesen war.
»Man hat dir also von mir erzählt«, stellte die Dämonin fest. Sie versuchte zu erraten, was Zamorra und Ewigk jetzt tun würden. Wahrscheinlich gingen sie zum Schein auf Stygias Forderung ein. Wie auch immer - es verschaffte ihr die Zeit, die sie brauchte. Allerdings mußte sie damit rechnen, daß ihre Gegner versuchten, sie mit üblen Tricks hereinzulegen. Sie mußte vorsichtig sein, um nicht in eine Falle zu laufen. Deshalb mußte sie zusehen, daß ihre Geisel immer in greifbarer Nähe war.
Immerhin hatte sie jetzt Gelegenheit, sich um diesen Rano zu kümmern.
***
»Stygia hat Carlotta, und sie hat deinen Wagen, Professor«, sagte Ted. »Von da aus hat sie auch angerufen.«
»Unmöglich«, erwiderte Zamorra. »Das Autotelefon ist derzeit defekt. Sie blufft.«
»Unser Freund Gryf telefoniert auch von seiner Blockhütte auf Mona aus, obgleich er da gar kein Telefon hat, sondern die Leitung nur magisch anzapft. Wenn schon er so etwas kann, warum dann nicht auch die Fürstin der Finsternis? Sie
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