0482 - Der Ring des Hexers
sie es nicht. Amos’ Körper riß sie mit sich. Etwas hartes, vielleicht Amos’ Schädel, traf ihre Stirn und raubte ihr für Sekunden die Besinnung. Im Moment des Zusammenpralls löschte das Amulett das grüne Schutzfeld, um Sid Amos, den es durchaus als Verbündeten registriert hatte, nicht zu gefährden. Das nutzte der Hexer aus. Eine lähmende Kraft durchflutete Nicoles Körper und verlangsamte auch ihr Denken. Als sie erwachte, konnte sie nur noch mit Verspätung reagieren, und sie war auch nicht mehr in der Lage, sich auf irgend etwas zu konzentrieren - schon gar nicht auf den Ruf, mit dem sie das Amulett zu sich zurückholen konnte. Das merkte sie aber erst etwas später. Indessen raffte Sid Amos sich schmerzgepeinigt und kaum noch Herr seiner Sinne, auf, entriß Nicole das Amulett und taumelte zur Tür hinaus. Irgendwie schaffte er es, die Silberscheibe selbst zu aktivieren und sich in das Schutzfeld zu hüllen. Er ergriff die Flucht, ließ Nicole in der Hand des Hexers zurück.
Nicole hatte ihn befreien können -aber um welchen Preis?
***
Ted Ewigk verlangsamte das Tempo seines Wagens auf Schrittgeschwindigkeit, als er das blauweiße Ortsschild von Casalotti passierte. Der silbergraue 560 SEC pirschte sich lautlos über die Straße.
»Das Haus rechts müßte es sein«, überlegte Ted Ewigk. »Zumindest der Beschreibung nach. Drüben ist die Kreuzung mit der Telefonzelle. Was fehlt, verflixt, ist euer BMW.«
Zamorra nickte. Ihn erfaßte ein seltsames Unbehagen, und er tastete nach dem Dhyarra-Kristall 3. Ordnung, den er in einem Lederfutteral am Gürtel trug. Ted stoppte das Mercedes-Coupé vor dem beschriebenen Haus und beugte sich vor. Aus einer Ablage nahm er eine Pistole, deren Lauf von spiralartigen Kühlrippen umlaufen wurde und aus deren leicht trichterförmig gestalteter Mündung ein spitzer Dorn ragte. Zamorra erstarrte. »Bist du verrückt, eine dieser Waffen zu benutzen? Vielleicht explodiert sie dir in der Hand! Himmel, die Dinger haben mehr als tausend Jahre nur im Depot gelegen und sind vermutlich eher gefährlich als funktionstüchtig!«
Ted winkte ab. »Schon ausprobiert, alte Unke«, erwiderte er. »Die Technik hat die lange Zeit besser überstanden, als man meint.«
»Trotzdem solltest du lieber deinen Dhyarra-Kristall benutzen, statt dieses Monstrums.«
»Ich möchte den Machtkristall als Trumpf behalten«, sagte Ted und öffnete die Autotür. Er entsicherte die Strahlwaffe, die aus dem riesigen Depot der DYNASTIE DER EWIGEN stammte, das sich ausgerechnet unter seiner Villa in einer Dimensionsblase befand. Ein weiterer Fingerdruck stellte die Waffe auf betäubende Energie ein. Zamorra, der eine modernere Ausführung dieser Waffe besaß, erinnerte sich, daß vor Jahren der Möbius-Konzern Schockblaster entwickelt hatte, mit denen wahlweise betäubt oder Laserstrahlen verschossen werden konnten. Die hergestellte Kleinserie war nur an ausgewählte Mitarbeiter sowie an Zamorra ausgegeben, später aber wieder zurückgerufen worden. Die Waffen wurden nicht mehr eingesetzt; lediglich das Forschungsschiff des Konzerns, die M.S. ULYSSES, besaß immer noch ein hübsches Laserkanönchen größeren Kalibers getarnt auf dem Vorschiff. Erst später hatte sich herausgestellt, daß das Patent für diese Waffen in Wirklichkeit von den Ewigen stammte, die seinerzeit die Konzernspitze unterwandert hatten.
Auch Zamorra stieg jetzt aus. Er fragte sich, wo Nicole, Carlotta und das Auto waren - in dieser Reihenfolge der Wichtigkeit. In diesem Moment flog die Haustür aus der Zarge, wurde meterweit geschleudert, und ein in grünes Licht gehüllter Mann taumelte heraus und auf die beiden Dämonenjäger zu. Unwillkürlich hob Ted den Blaster und zielte auf den Taumelnden.
»Warte«, sagte Zamorra. Es gab nur ein Mittel, ein solches grünliches Kraftfeld zu erzeugen: Das Amulett!
Aber warum war es nicht in Nicoles Hand? Daran, es mit einem der sechs anderen, schwächeren zu tun zu haben, glaubte Zamorra nicht. Im gleichen Moment, in dem er den Taumelnden erkannte, sah jener auch, wer ihn hier erwartete. Das grüne Leuchten erlosch. Der Mann warf Zamorra das Amulett zu. Der Professor fing es auf. »Amos!« stieß er hervor. »Was zum Teufel…«
»Der ist da drinnen los«, krächzte Amos und stützte sich an der Motorhaube des Mercedes ab. Zamorra konnte sich nicht erinnern, Merlins dunklen Bruder jemals in einer solchen Verfassung erlebt zu haben. Ted Ewigk hielt die Waffe immer noch auf Amos
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