0483 - Der Yeti ist da!
seine Westentasche. Er kam auch ohne die Markierungen klar.
Es ging bergauf.
Die Fläche war durch Reifenspuren gezeichnet, denn Dexter fuhr den Weg nicht zum erstenmal. In den letzten fünf Tagen hatte es nicht mehr geschneit, der Schnee war auf der Oberfläche hart gefroren. Im Sonnenlicht schimmerten die Kristalle wie Diamanten, als hätte sie jemand aus purer Lust dort verstreut.
Dexter Haley blieb in seiner alten Spur. So kam er am besten voran. Sein Range Rover tat seine Pflicht. Er machte alles mit. Auch bei engeren Kurven rutschte er nicht mit dem Heck weg, so daß Dexter die Strecke in einer normalen Zeit schaffte.
Der Wald nahm ihn auf.
Rechts und links standen die Bäume tief verschneit. Äste und Zweige bogen sich unter der Last. Auf den Südhängen begann der Schnee in der grellen Sonne auch zu tauen. Da fielen kleine Tropfen zu Böden und versickerten.
Schatten, und helles Sonnenlicht wechselten sich ab. Ein wolkenlos blauer Himmel lag über dem Land. Es konnte einfach keinen herrlicheren Wintertag geben.
Dexter hatte auch ein Ziel. Er wollte zu einem Grillplatz fahren und von dort zu Fuß weitergehen. In der Nähe des Grillplatzes waren zwei Leichen gefunden worden. Aus irgendeinem Grund schien es den Grizzly immer wieder dort hinzuziehen.
Der Platz lag mitten im Wald. Dexter selbst hatte dabei geholfen, als die Lichtung geschlagen worden war. Nur mit Widerwillen hatte er die Arbeit getan, aber der Befehl war von ganz oben gekommen, und er hatte sich dagegen nicht sträuben können.
Nach dem steilen Anstieg hatten es Wanderer, die den Grillplatz erreichen wollten, leichter. Der restliche Weg wies, abgesehen von kleinen Mulden, die man durchschreiten mußte, keine Steigungen mehr auf.
Die Stille des Winters umgab den einsamen Autofahrer. Zum Glück war die Strecke so breit, daß er mit seinem Wagen hindurchkam, auch wenn hin und wieder Zweige und Äste an den Seiten entlangstreiften und ihre Schneelast verloren.
Nach einer langgezogenen Rechtskurve endete der Weg. Er mündete direkt in die Lichtung, wo auch die Grillhütte stand.
Auch sie war verschneit. Die dicke, weiße Haube lag auf dem Dach. Die Hütte selbst war ein offener Rundbau, der von allen Seiten betreten werden konnte.
In der Mitte stand die Feuerstelle. Ein gemauerter Steinofen, der so breit war, daß auch ein runder Schwenkgrill aufgestellt werden konnte. Die Bänke für die Gäste standen kreisförmig um den Ofen herum.
Dexter Haley ließ seinen Wagen vor der Hütte ausrollen. Der Schnee hier war zertrampelt worden.
Er zeigte noch die zahlreichen Spuren der Menschen, die das Verbrechen untersucht hatten. Auch Reifenprofile drückten sich in der weißen Oberfläche ab.
Dexter stieg aus.
Kaum hatte er die Tür leise ins Schloß gedrückt - er wollte die Ruhe des Waldes nicht stören -, überkam ihn ein unruhiges Gefühl. Was er hier sah, das wirkte zwar normal, dennoch störte ihn etwas.
Er konnte den genauen Grund nicht nennen. Möglicherweise war es die Stille. In einem winterlichen Wald herrscht zwar immer eine gewisse Ruhe, diese hier aber war anders.
Sie kam ihm bedrückend vor, auch lauernd, als hätte sie irgend etwas zu verbergen.
Dexter kleidete sich an. Die Geräusche, die beim Überziehen der Kleidung entstanden, störten ihn.
Das Schaben kam ihm überlaut vor, und seine Befürchtungen wuchsen, obwohl ein sichtbarer Grund nicht vorlag. Vielleicht war es das Wissen, hier zwei Leichen gefunden zu haben. Die eine hatte in der Grillhütte gelegen, den anderen Toten hatten sie einige Yards weiter zwischen den Bäumen entdeckt, den blutigen Kopf im Schnee vergraben.
Bevor er die Grillhütte betrat, holte er noch sein Gewehr aus dem Wagen.
Es war eine automatische Waffe, ein Schnellfeuer-Gewehr. Man hatte es ihm für die Jagd nach dem Grizzly zur Verfügung gestellt. Er checkte das Gewehr durch, war zufrieden und schulterte es. Es gab zwar keine schlüssigen Beweise, dennoch wollte er bei der Suche nach dem Killer hier an der Grillhütte den Anfang machen. Er ging davon aus, daß sich der Grizzly nur in einem bestimmten Umkreis bewegte und auch dort auf seine Opfer lauerte.
Zwei waren hier in unmittelbarer Nähe gefunden worden, und die anderen drei auch nicht allzu weit entfernt. Durch den harten Schnee stapfte der Öko-Sheriff auf die Hütte zu. Er duckte sich, tauchte ein und blieb zunächst einmal stehen, um nach frischen Spuren zu suchen. Bären hinterließen bestimmte Abdrücke. An den
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