0483 - Im Zeichen des Ganjos
sterben, als sie brauchten, um Angst zu bekommen."
Die Neugierigen wandten sich hastig ab. Man sah Loboruth so deutlich den Kämpfer an, daß niemand die geringste Lust verspürte, es auf einen Streit ankommen zu lassen.
Quinfaldim, der dritte Gefährte Avimols, grinste. Der Schweiß rann über sein feistes Genick, und es sah so aus, als müßte er seinen abnorm großen Schädel ständig auf dem Hals balancieren, damit er nicht herabfiele. Auch der übrige Körper Quinfaldims unterschied sich erheblich von denen der anderen drei Uarter, es gab sogar Ansätze von Speck. Für Außeneinsätze auf Uarte wäre Quinfaldim nicht geeignet gewesen, doch seine Fähigkeit der Erfolgvoraussage hatte ihm seine Sonderstellung innerhalb der Sumpfinselgruppe Banaveld eingebracht.
Der Pilgerzug geriet ins Stocken, als er einen großen freien Platz erreichte. Mitten auf dem Platz erhob sich ein schlanker Obelisk aus rötlichblau schimmerndem Stahl, über dem sich wie eine Haut ein flimmernder Konturschirm spannte.
Avimol schätzte den Obelisken auf eine Höhe von ungefähr sechshundert Schrittweiten, die Kantenlänge der quadratischen Grundplatte mochte achtzig Schritt betragen. Für einen Ganjasen von Uarte war das ein gigantisches Bauwerk, aber es war nichts im Vergleich zum Ovatasch, der sogar aus dieser Entfernung imposant über die Tempeldächer der Stadt Pedogar ragte.
Die Töne der Megaphrans, Tschreets und Buhumbos verstummten, als die Pilger einen Halbkreis um den kleineren Obelisken gebildet hatten. Avimol reckte den Hals und entdeckte vor dem Bauwerk eine in etwa zehn Schritt Höhe schwebende Plattform, auf der ein Mann unbeweglich wartete.
Der Mann trug eine purpurrot leuchtende, bis zu den Füßen fallende Robe.
Ein Seufzen ging durch die Menge.
Ein Pedolotse!
Tiefe Ehrfurcht erfüllte Avimol. Er hatte nicht damit gerechnet, daß sie schon hier von einem der sagenhaften Pedolotsen empfangen würden.
Zugleich mit der Ehrfurcht spürte der Uarter seine jähe Sorglosigkeit, die ihn zutiefst erschreckte, denn ein Uarter durfte niemals sorglos werden, wenn er überleben wollte. Dann erinnerte er sich daran, daß er auf dem geheiligten Boden des ARRIVANUMS stand, auf dem niemanden ein Leid geschehen konnte, und er gab sich willig der ungewohnten Euphorie hin.
Ein Gongschlag hallte durch die Stille des sonnendurchglühten Vormittags, dann begann der Pedolotse zu sprechen. Er verkündete die baldige Heimkehr des Ganjos und sprach von einem Fanal, das diese Heimkehr ankündigen würde. Das Fanal selbst beschrieb er nicht, aber er erklärte, daß es von jedem beliebigen Ort des ARRIVANUMS gleichzeitig zu sehen sein würde. Desgleichen sollte jeder Cappin aus dem Volk der Ganjasen es in sich spüren. wie tief im Weltraum er sich auch befände oder wo in der Galaxis Gruelfin er gerade weilte.
In Avimol entbrannte ein Streit zwischen der Kraft der Euphorie, die seine Kritikfähigkeit einschränkte, und dem instinktiv abwägenden Urteilsvermögen des Biotarn-Technikers. Der Uarter wollte gern glauben, was der Pedolotse dort auf der Antigravplattform sagte, aber gleichzeitig war das seinem scharfen Verstand nicht möglich.
Avimol blickte seine Gefährten an und erkannte in ihren Gesichtern ähnliche Gefühle. In Loboruths Gesicht stand sogar ironische Mißbilligung, zweifellos, weil er als Kämpfer nicht die wissenschaftliche Qualifikation besaß, die ihn befähigte, im unmöglich Scheinenden die Ansätze des möglich sein Könnenden zu erkennen. Es gab nicht viel, das man als absolut unmöglich abtun konnte, wenn man genau und wissenschaftlich nachdachte, alles stand in Relation zu den Mitteln, mit denen man ein Ziel anstrebte.
Trotz dieser Überlegung empfand Avimol bei den Worten des Pedolotsen eine quälende innere Zerrissenheit, die ihn daran hinderte, in ekstatischen Beifall auszubrechen wie die meisten Pilger.
Nach der Ansprache formierten sich die Pilger wieder zu einem geordneten Zug, der sich nur sehr langsam auf die Stadt Pedoar zu bewegte. Avimol hätte mühelos viermal so schnell gehen können, aber man mußte Rücksicht auf die Pilger nehmen, die von Welten mit geringerer Schwerkraft und milderem Klima kamen.
Soncopet und Loboruth unterhielten sich flüsternd. Quinfaldim hielt geistesabwesend das Marschtempo, sein Schädel schwankte leicht, und die flirrende Hitze des späten Vormittags ließ den Strom der Schweißperlen, die seinen Nacken herabrannen, niemals versiegen.
Avimol dagegen fühlte sich
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