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Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Prolog
     
    Cornwall, England, Juni 1756
     
    Ich sage dir zum letzten Mal – du wirst dich meinen Wünschen fügen!«
    Thomas Mitchell stemmte beide Hände auf die Tischplatte und richtete sich zu seiner vollen, beeindruckenden Größe auf. Vor Zorn schwoll eine Ader an seiner Schläfe an, und seine Augen waren zu Schlitzen verengt.
    »Es ist wohl weniger dein Wunsch als ein Befehl.«
    Thomas Mitchell gegenüber stand sein Sohn Ryan. Obwohl erst sechzehn Jahre alt, war er seinem Vater, was die Größe betraf, durchaus ebenbürtig. Auch seine Schultern waren muskulös, sein Körper indes war schlank, mit schmalen Hüften, und hatte kein Gramm Fett zu viel. Die Ähnlichkeit zwischen Vater und Sohn war unverkennbar, und beide besaßen den gleichen starken Willen.
    Mit der flachen Hand schlug Mitchell auf die Tischplatte.
    »Du bist mein Sohn und schuldest mir Gehorsam! Außerdem bist du noch ein grüner, dummer Junge. Heiraten! Pah!« Er spie das Wort wie einen ungenießbaren Schluck Wein aus. »Wen du als deine Braut heimführst, bestimme immer noch ich. Und es wird ganz gewiss nicht Eloise Gilbert sein, nicht einmal, wenn sie die letzte Frau auf der Welt wäre.«
    Ryan schluckte eine heftige Erwiderung hinunter. Auch wenn Thomas Mitchell sich als Despot aufspielte, war er immernoch sein Vater, den er zu respektieren hatte. Außerdem wusste Ryan, dass eine weitere Diskussion sinnlos war, denn im letzten Jahr hatten sie regelmäßig solche Gespräche geführt, immer mit demselben Ergebnis: Thomas Mitchell verbot seinem Sohn, sich weiter mit der Nachbarstochter Eloise Gilbert zu treffen oder gar daran zu denken, das äußerst hübsche Mädchen zu heiraten. Weder Ryan noch Eloise hielten sich an das Verbot und fanden immer wieder Gelegenheiten, von einer gemeinsamen Zukunft zu träumen. Ryan war fest entschlossen, Eloise zu seiner Frau zu machen, sobald sie beide volljährig wären – auch ohne den Segen ihrer Eltern, denn auch Lord und Lady Gilbert stellten sich gegen ihre Verbindung.
    Doch heute hatte Ryans Vater besonders schwere Geschütze aufgefahren.
    Ryan atmete tief durch, dann gelang es ihm, ruhig zu sagen: »Also gut, ich gebe deinem Wunsch nach und werde fahren. Wenn ich jedoch zurückkomme, dann wird mich nichts und niemand – auch du nicht, Vater – davon abhalten, Eloise zu heiraten, ob mit oder ohne Zustimmung von dir.«
    Thomas Mitchell stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Ihm lag nichts an einem Zwist mit seinem einzigen Sohn, aber Ryan war nicht nur viel zu jung zum Heiraten, sein törichtes Herz schlug auch für die falsche Frau. Da Mitchell jedoch wusste, wie starrköpfig Ryan sein konnte, schickte er ihn auf einem seiner Schiffe in die Kolonien. Die Reise würde ungefähr ein Jahr dauern. Zwölf Monate waren lang – da konnte viel geschehen. Ryan sowie die Tochter von diesem hochnäsigen Lord Gilbert würden während dieser Zeit erkennen, dass ihre gegenseitige Zuneigung doch nicht so stark war, wie sie in ihrem jugendlichen Überschwang angenommenhatten. Liebe? Was wussten diese Kinder schon von Liebe. Mitchell lächelte grimmig. Eloise mochte zwar das sein, was man landläufig als gute Partie bezeichnete, aber er hatte selbst genug Geld und war auf eine Mitgift seiner künftigen Schwiegertochter nicht angewiesen. Und wenn – bevor sich ein Mitchell mit einer Gilbert verband, würde eher die Hölle einfrieren.
    Vor etwas mehr als hundert Jahren hatte der damalige Lord Gilbert einer Tochter der Mitchells den Kopf verdreht, ihr die Ehe versprochen, sie geschwängert und dann sitzenlassen. Plötzlich war keine Rede mehr von Vermählung, im Gegenteil: Lord Gilbert hatte die Frechheit besessen, zu behaupten, das Mädchen habe sich ihm regelrecht aufgedrängt und das Kind könnte von irgendjemandem stammen. Dem Mädchen blieb nur der Weg ins Wasser. Diese Geschichte wurde von Generation zu Generation weitererzählt, und seitdem hassten die Mitchells die Gilberts. Begegnete man sich zufällig irgendwo – was zum Glück selten genug geschah –, ignorierte man einander. Doch leider hatte nun sein Sohn Ryan ein Auge auf Eloise Gilbert geworfen. Thomas Mitchell wusste nicht, wo und wann sich die beiden ineinander verliebt hatten, aber er würde alles in seiner Macht Stehende tun, einen weiteren Kontakt zu unterbinden.
     
    Klack … Klack … Klack …
    Eloise schreckte aus einem leichten Schlummer hoch und sah sich verwirrt um. Was war das für ein Geräusch? Klack … Klack … Ihr Blick

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