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0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein

0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein

Titel: 0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein Kostenlos Bücher Online Lesen
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In der Nacht vom 26. auf den 27. Oktober fuhr der Handelsvertreter Ben Stecher einen Highway entlang, der etwa in südwestlicher Richtung verlief. Stecher befand sich 37 Meilen von den Stadtgrenzen Chicagos entfernt; es war tiefe Nacht, und Stecher hatte in der Stadt vergessen zu tanken. Jetzt hielt er sehnsüchtig Ausschau nach einer Tankstelle, die noch oder schon geöffnet hatte.
    Stecher war Vertreter für einige große Spielwarenfabriken und besuchte in ziemlich regelmäßigem Turnus die Großhändler im nördlichen Mittelwesten und in den Nordoststaaten.
    Als er endlich am Straßenrand die Lichter einer Tankstelle entdeckte, atmete er erleichtert auf. Er mußte buchstäblich schon mit dem letzten Liter gefahren sein, und die Aussicht, am Straßenrand liegenzubleiben, bis ihm ein Streifenwagen oder sonst ein hilfsbereiter Kraftfahrer mit einer Gallone Sprit aushelfen konnte, hatte in den letzten Minuten sehr an seinen ohnedies übermüdeten Nerven gezerrt. Nun aber brauchte er sich ja keine Sorgen mehr zu machen. Er gab vorschriftsmäßig Blinksignale, bog von dem Highway ab und ließ seinen Wagen vor den Zapfsäulen ausrollen.
    Er zündete sich eine Zigarette an, reckte sich und rauchte mit geschlossenen Augen. In den letzten Wochen hatte er sich eingesetzt wie kaum je zuvor in seinem Leben. Aber, hol’s der Henker, es würde sich lohnen. Seine Umsatzprovision kletterte von Woche zu Woche. Und außerdem gab es da in Detroit ein hübsches blondes Mädchen, für das zu schuften sich lohnte.
    Eine Weile hing Ben Stecher seinen Träumen nach. Dann wurde er sich des Umstandes bewußt, daß er im Begriffe war einzuschlafen. Er atmete tief, schlug die Augen auf und sah sich um.
    Noch immer kümmerte sich niemand um seinen Wagen.
    Ben stieg aus und sah sich suchend um. Weit und breit war kein dienstbarer Geist zu entdecken. Ben beugte sich vor und drückte einmal kurz auf den Hupring. Das Signal tönte überlaut in die nächtliche Stille. Trotzdem rührte und regte sich nichts.
    Plötzlich wurde ihm bewußt, daß die Stille irgendwie unheimlich wirkte. Zögernd ging er um seinen Wagen herum und näherte sich der Glaskabine, an die sich nach links ein Betonbau anschloß, in dem vermutlich Zubehör lagerte. Die Schwingtür zum Kassenraum stand sperrangelweit offen. Ben trat auf die Schwelle. Er blieb stehen, als sei er gegen eine unsichtbare Mauer gelaufen.
    »Oh, Himmel!« kam es von seinen Lippen.
    Auf dem Boden lag ein grauhaariger Mann in einem sandfarbenen Overall. Die Beine waren leicht gespreizt und gleichzeitig ein wenig verdreht. Der Kopf des Mannes berührte mit der Stirn die Fliesen des Fußbodens.
    »Verdammt noch mal«, brummte Ben Stecher, als er sich von seinem ersten Schrecken erholt hatte.
    Das Telefon entdeckte er neben der Registrierkasse, deren Schublade mit den Geldfächern weit herausragte. Die erste Verwirrung war überwunden, und Ben tat, was man von einem vernünftigen, loyalen Bürger erwarten konnte. Er ging vorsichtig um den Leichnam herum, wollte nach dem Telefonhörer greifen, besann sich, legte erst sein Taschentuch darüber und wählte dann kurzerhand die Vermittlung.
    »Verbinden Sie mich mit der Polizei«, bat er. »Es ist dringend. Ich muß einen Mord melden.«
    »Einen Mord?« echote es im Hörer. Die weibliche Stimme bekam einen hysterischen, schrillen Klang. »Einen Mord?«
    »Ja«, knurrte Ben ungeduldig. »Nun machen Sie schon!«
    »Womöglich ist der Mörder noch in der Nähe und beobachtet mich sogar«, schoß es Ben Stecher durch den Kopf. Er blickte um sich, aber hinter den Glasscheiben gähnte ihm die schwarze, undurchdringliche Finsternis der Nacht entgegen, wie ein von allen Seiten drohendes Untier. Plötzlich fühlte er, wie ihm Schweiß ausbrach.
    Mit der linken Hand kramte er seine Zigaretten aus der Rocktasche. Bevor er eine Zigarette aus dem Päckchen herausfischen konnte, meldete sich eine sonore und — wie es Ben schien — leicht verschlafene Männerstimme.
    Ben riß sich zusammen. Er beschrieb die Lage der Tankstelle.
    »Okay, okay«, fiel ihm die sonore Stimme schließlich ins Wort. »Das ist Bob Raines Tankstelle draußen am Highway. Was ist mit ihr? Von wo rufen Sie an?«
    »Aus eben dieser Tankstelle!«
    »Na schön. Und was ist los? Wo steckt Bob?«
    »Hören Sie, Mann«, seufzte Ben, »ich habe Ihnen schon gesagt, daß ich ein Fremder in dieser Gegend bin, der nichts weiter will als seinen Wagen auftanken. Aber hier in der Tankstelle liegt ein Mann auf dem

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