0484 - Ich stellte dem Tod ein Bein
werden.
»Rufen Sie Newark an!« bat ich Stone. »Die City Police. Lieutenant MacGregor.«
Stone gehorchte. Ich sprach selbst mit dem Lieutenant aus Newark. Er brauchte ungefähr zehn Minuten, bis er in seinen Akten die entsprechende Stelle gefunden hatte, aber dann bestätigte er meinen Einfall. Ich bedankte mich.
»Los, kommt!« sagte ich zu Phil. »Wir holen uns den Burschen. Ich wette, daß wir in seiner Wohnung die Mordwaffe finden. Und einen anderen Beweis brauchen wir dann weiß Gott nicht mehr.«
»Aber um sechs kommt der Schmuckexperte«, wandte Stone ein.
»Sagen Sie Ihren Leuten Bescheid! Er soll hier warten. Auch der Barkeeper und der Kellner. Vielleicht können wir ihnen dann schon den Mann mit dem Ring präsentieren. Und vielleicht erkennen sie ihn sogar wieder.«
Wir gingen. Ich hatte es die ganze Zeit gewußt, daß ich diesen verdammten Ring schon gesehen hatte. Und zwei lächerliche verwechselte Buchstaben hatten mich daran gehindert, mich exakt erinnern zu können. Wir nahmen Handschellen mit. Nur ein Paar. Mehr würden wir nicht brauchen.
***
»… bis sieben Uhr wenigstens«, sagte die sonore Stimme im Hörer.
»Okay«, erwiderte ich. »Und jetzt hören Sie genau zu! Sie werden kein Sterbenswörtchen darüber verlieren, daß wir angerufen haben.«
»Ich glaube zwar, daß Sie sich irren, daß Sie hinter dem Falschen her sind, aber ich werde mich hüten, der Polizei ins Handwerk zu pfuschen.«
»Gut. Sie hören von uns.«
Ich legte den Hörer auf und verließ die Telefonzelle. Wir waren in Brooklyn, und ich hatte mich im letzten Augenblick für diesen Anruf entschieden. Jetzt wußten wir, daß der mutmaßliche Mörder nicht vor sieben Uhr nach Hause kommen würde. Und wir wußten, wo er wohnte. Das einzige, was uns fehlte, war ein Durchsuchungsbefehl.
Ich sah auf die Uhr. Es war bereits kurz vor sechs. Aber es half nichts. Selbst für einen Mörder gelten die Gesetze. Also fegten wir los, mit Rotlicht und Sirene, denn jetzt hatten wir es eilig.
Wir trugen dem zuständigen Richter unsere Gründe vor. Er machte ein skeptisches Gesicht.
»Das ist nicht eben viel«, sagte er. »Stimmt«, gab ich zu. »Aber wenn wir es nicht tun, geht der Bursche womöglich heute nacht los und erschießt ein sechstes Opfer.«
»Hm«, sagte der Richter. »Nun gut. Selbst wenn der Mann unschuldig ist, müßte er einsehen, daß in einem solchen Fall auch gewisse Pflichten gegenüber der Allgemeinheit bestehen. Ich gebe Ihnen den Durchsuchungsbefehl.«
Ich atmete auf.
Zehn Minuten vor sieben waren wir wieder in Brooklyn. Es war eine kleine, gebeugte, abgearbeitete Frau, die uns einließ.
»Ja«, sagte sie, »der Herr wohnt bei mir. Ein sehr ruhiger Mieter.«
»Wie lange wohnt er schon hier?« fragte ich.
»Seit Anfang des Jahres. Er kam von Newark herüber.«
»Wissen Sie zufällig, ob er vorgestern nacht zu Hause war?«
»Vorgestern?« Sie runzelte, die Stirn, dachte nach und schüttelte den Kopf. »Nein. Er kam die ganze Nacht nicht nach Hause. Als ich ihn wecken und ihm Kaffee bringen wollte, fand ich das Bett unberührt. Gestern abend sagte er, daß er in der Firma sehr lange hätte arbeiten müssen und dann gleich dort geschlafen hätte. Auf der Pritsche im Sanitätsraum.«
»Würden Sie uns jetzt bitte sein Zimmer zeigen?« bat ich.
»Ich weiß nicht«, meinte sie. »Ich darf doch fremde Leute nicht einfach…«
»Ich bin Jerry Cotton von der Bundespolizei«, sagte ich und ließ den blaugoldenen FBI-Stern sehen. »Das ist mein Kollege Phil Decker. Das ist Lieutenant Stone von der' Kriminalabteilung der City Police. Und hier ist der richterliche Durchsuchungsbefehl für alle ihm zugänglichen Räume.«
Vor soviel Autorität wagte die biedere Frau keinen Widerstand mehr. Sie führte uns durch einen dämmerigen Flur und öffnete die Tür zu einem möblierten Zimmer. Wortlos machten wir uns an die Durchsuchung.
Es war Lieutenant Stone, der die Waffe fand. Nicht einmal besonders sorgfältig versteckt. Nur einfach unter einem Stapel frischer Leibwäsche. Er berührte sie nicht mit seinen Fingern, sondern schob nur einen Bleistift durch den Abzugsbügel und hob sie damit hoch.
Eine Smith and Wesson 38 Special mit Langlauf.
Stone packte die Waffe ein, als hinge sein Leben von der Sorgfalt ab, mit der er es tat.
Wir suchten weiter.
Phil fand das Geld. In zwei zugeklebten Briefumschlägen, deren Umschlaglaschen er nur so weit aufzog, daß man gerade hineinblicken und Banknoten erkennen
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