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0485 - Die Furie

0485 - Die Furie

Titel: 0485 - Die Furie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ihn in diesem lässigen Outfit überhaupt einlassen. Die Eintrittspreise sprechen schließlich dafür, daß sich nur die Oberschicht einen Besuch leisten kann.«
    »Dich lassen sie auf jeden Fall hinein«, bemerkte Zamorra. »In deiner ursprünglichen Kostümierung vermutlich nicht…«
    »Wieso?« wollte Nadine wissen, während sie im geräumigen Fond des Cadillac Platz nahm. Zamorra lachte. »Ein durchsichtiger Regenoverall und ein knappes Höschen. Sie meinte, sie hätte einfach nichts anderes anzuziehen.«
    »Zugegeben sicher ein appetitlicher Anblick, der uns da entgangen ist«, meinte Pascal Lafitte und kassierte prompt einen leichten Rippenstoß von seiner Frau. »Allerdings, wenn ich mir dieses Outfit so betrachte… auch nicht schlecht.«
    Nicole zuckte mit den Schultern. Ein hellroter Hosenanzug, dessen Jacke nur von einem einzigen Knopf in verwegener Form halbwegs zusammengehalten wurde - darunter nur etwas Modeschmuck auf nackter Haut. »Ich konnte Zamorra überreden, mir diesen Anzug zu kaufen, aber für eine Bluse wollte er kein Geld mehr herausrücken. Es färbt immer deutlicher ab, daß der schottische Lord Saris ihn seinerzeit ›adoptiert‹ hat. Aber so wird mir im Saal wenigstens nicht zu heiß«, behauptete Nicole.
    Während sie über die Prinzipalstraße 89 in Richtung Lyon fuhren, fragte Nadine Lafitte plötzlich: »Habt ihr das in den Nachrichtensendungen mitbekommen?«
    »Meinst du diesen rätselhaften Mordfall in Villeurbanne?« hakte Zamorra nach. »Ja, sicher. Warum fragst du?«
    »Ich habe das dumpfe Gefühl, daß ich diesen François Merchant kenne«, sagte Nadine leise.
    »Die Welt ist klein«, seufzte Nicole. »Wohin man guckt und spuckt, überall stolpert man über Verwandte und Bekannte. Tut mir leid für deinen Bekannten, Nadine. Wo und wie hast du denn einen so alten Mann kennengelernt?«
    »Ich bin mit ihm zur Schule gegangen.«
    ***
    Die Explosion einer Handgranate vor ihnen auf der Straße hätte keine stärkere Wirkung erzielen können. Nicole bremste den Wagen ab und lenkte ihn an die rechte Straßenseite. Zu ihrem Glück herrschte um diese Tageszeit wenig Verkehr auf der Fernstraße, so daß niemand durch ihr abruptes Bremsmanöver behindert wurde.
    Sie wandte sich nach hinten.
    »Wie soll das denn funktioniert haben, Nadine?« fragte sie entgeistert.
    Zamorra schüttelte langsam den Kopf. Er konnte sich nicht vorstellen, daß Nadine sie alle mit einem so dummen Scherz auf den Arm nehmen wollte. Dafür kannten sie sich inzwischen alle lange genug. Hinter Nadine Lafittes lapidarer Bemerkung mußte also etwas stecken.
    »Der Mann war steinalt«, sagte nun auch Pascal. »Er war einer deiner Lehrer, ja?«
    Nadine schüttelte den Kopf. »Dann hätte ich dir längst von ihm erzählt. Du kennst alle meine Lehrer. Dieser François Merchant war ein Mitschüler. Ein ziemlich durchschnittlicher Typ, nichtssagend. Daß wir ihn in unserer Klasse hatten, ist mir überhaupt erst wieder eingefallen, als ich die Radiomeldung hörte.«
    »Es könnte eine Namensgleichheit sein«, gab Pascal zu bedenken.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Nadine. »Daran gedacht habe ich auch schon. Die Namen François und Merchant sind nicht gerade selten, und es dürfte auch in Frankreich eine Menge Männer geben, die beide Namen tragen. Aber ich habe es im Gefühl, daß er es sein muß.«
    »Aber zehn Jahre lang hast du dich nicht an ihn erinnert.«
    »Wie gesagt, er war absolut unauffälliger Durchschnitt. Kein Streber, kein Bummler, kein Clown, kein Rabauke.«
    »Gut«, wandte Zamorra ein, der sich bis jetzt zurückgehalten hatte. »Gehen wir einmal davon aus, er könne es gewesen sein. Wie erklärst du dir den enormen Altersunterschied?«
    »Das mußt ausgerechnet du fragen!« entfuhr es Nadine. »Dabei wollte ich ohnehin erst mit dir und Nicole reden, ehe ich mich an die Polizei wende und vielleicht mit meiner Aussage ausgelacht werde! Ich wollte von euch wissen, was ihr dazu sagt, was ihr mir ratet. Was soll ich tun?«
    »Welchen Sinn sollte es haben, dem Aufruf zu folgen und der Polizei einen Tip zu geben?« fragte Pascal. »Man würde dir ja doch nicht glauben. Versetz dich einmal in die Lage eines Beamten. Da kommt eine junge Frau Anfang der Zwanzig und behauptet, mit einem uralten, vertrockneten Hutzelmännchen in die gleiche Schulklasse gegangen zu sein. Klingt wie ein Märchen, nicht wahr?«
    Nicole nickte. »An sich wäre jeder Hinweis wertvoll, weil dadurch möglicherweise zusätzliche

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