0485 - Die Mutanten von Erysgan
angestrengt durch den Spalt, aber die beiden Farrogs waren verschwunden. Hoffentlich hatte Atlans Reaktion sie nicht verscheucht.
„Gehen Sie vor, Remotlas", sagte ich. „Halt, warten Sie noch!
Wir brauchen diese hinderlichen Overalls nicht mehr. Ziehen wir sie aus."
Wir entledigten uns der Overalls und hängten die Scheinwerfer wieder in die dafür vorgesehenen Magnethalterungen am Brustteil der Kampfanzüge ein. Danach stieg Remotlas durch den Spalt.
Ich folgte ihm und sah mich anschließend in der runden Halle um. Die Decke ging beängstigend weit durch und erweckte den Eindruck, als könnte die geringste Erschütterung sie endgültig einstürzen lassen. Im Boden klaffte ein etwa fünf Meter durchmessender Krater mit glasierten Rändern. Vor längerer Zeit mußte hier eine starke Sprengladung gezündet worden sein. Wahrscheinlich hatte man den Bunker gesprengt und die Trümmer wegräumen wollen, es aber dann aus unerfindlichen Gründen unterlassen.
Von den beiden monströsen Lebewesen war nichts mehr zu sehen. Sie mußten die Halle durch das Loch mit den zerbröckelten Rändern verlassen haben, das früher einmal eine Tür gewesen sein konnte. Vorsichtig stiegen wir über Schutthügel und einen halb zerschmolzenen Knäuel aus Metallplastik. Handgroße Asseln und fingerlange Tausendfüßler flohen vor dem Licht unserer Scheinwerfer. Aus dem Dunkel hinter der Öffnung leuchteten uns drei riesige Augen entgegen: Kolonien von Leuchtbakterien, die von einem Kranz hellgrünen Mooses und winziger Farne umgeben waren.
Ohne große Hoffnung zapfte ich mit Whispers Hilfe die Psi-Ebene an und streckte meine Gedankenfühler nach allen Seiten aus, bis sie auf die wogenden Felder von Gedankenimpulsen stießen. Es waren die Gedanken Tausender Ganjasen: Fahrer von Transportgleitern, Überwachungstechniker der Müllverbrennungsanlagen und Wachpersonal des Raumhafens.
Langsam zog ich mein telepathisches Feld wieder zurück, durchstreifte den Raum des Ödlandes, geriet an die Instinktimpulse eines streunenden Tieres und konzentrierte meine psionische Aufmerksamkeit schließlich auf den verfallenen Bunker.
Einen Moment lang war mir, als hätte ich Kontakt zu einem intelligenten Wesen gefunden, dann waren mir die vagen Impulse wieder entglitten.
Ich öffnete die Augen, die ich während meiner Konzentration geschlossen hatte, und begegnete Atlans fragendem Blick.
„Nichts", erklärte ich. „Nachdem ich ein Ego gestreift hatte, war es ganz vorbei. Wir haben es schließlich mit Mutanten zu tun, und offenbar können die Farrogs ihre Gedanken abschirmen."
Mein arkonidischer Freund nickte.
„Ich verstehe. Nur begreife ich nicht, warum die Burschen sich so zieren. Meine Reaktion von vorhin sollten sie doch begreifen.
Sie hätten sich eben zu erkennen geben sollen, anstatt vor uns herumzuschleichen."
Wir duckten uns unwillkürlich, als vor uns ein gellender Pfiff ertönte. Atlan und ich schalteten die Lampen aus, Sekunden später folgte Remotlas unserem Beispiel.
„Allmählich wird mir dieses Versteckspiel zu dumm", erklärte Atlan.
Ich dachte ähnlich wie er, enthielt mich aber jeder diesbezüglichen Bemerkung. Wie sonderbar sich die Farrogs auch immer benahmen, wir waren auf sie angewiesen, wenn wir einen Schritt weiterkommen wollten.
Als es ruhig blieb, schalteten wir unsere Scheinwerfer wieder an. Ich erhob mich zuerst und legte die letzten Schritte bis zu der Öffnung zurück. Der Lichtkegel meiner Lampe traf auf fleckiges Metallplastik und auf Stufen, die steil abwärts führten.
Deutlich waren die geriffelten Abdrücke von Sohlen zu sehen.
Ich unterrichtete Atlan und Remotlas flüsternd von meiner Entdek kung, dann stieg ich vorsichtig die steile Treppe hinab.
Die Oberfläche der Stufen war glatt wie Schmierseife, und ich hielt eine Hand am Schalter des Flugaggregats, um einem Sturz rechtzeitig vorbeugen zu können.
Die Treppe endete nach vierundzwanzig Stufen am Beginn eines Stollens. Teilweise war die Decke eingebrochen und mit Metallplastikstempeln abgestützt worden; die Trümmer waren weggeräumt.
Ich zögerte nicht, den Stollen zu benutzen. Er führte schnurgerade zu einem verschlossenen Panzerschott, in das jemand vor langer Zeit eine rechteckige Öffnung gebrannt hatte.
Ich richtete den Lichtkegel meines Scheinwerfers durch die Öffnung und erblickte eine abwärts führende Rampe, an deren Ende ein Saal lag. Die Überreste verrotteter Transportbänder bedeckten den Boden, in einer Vertiefung
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