0485 - Die Mutanten von Erysgan
halbverfallenes Bunkersystem in der Nähe des Raumhafens Cappinoscha. Für uns bedeutete das, daß wir uns durch die halbe Riesenstadt Cappinoscha schleichen mußten, denn unser derzeitiger Aufenthaltsort lag im Stadtzentrum unter den Anlagen eines alten, nicht mehr benutzten Bades.
„Es wäre ein Wunder, wenn wir nicht unterwegs erkannt würden", bemerkte Atlan, während er seinen Kampfanzug schloß. „Die Pedolotsen kennen unsere Individualdaten und werden gewiß überall in Cappinoscha Suchgeräte installiert haben."
Remotlas schloß seinen Waffengürtel.
„Ich habe neununddreißig Mann meiner Organisation an unserem Weg postiert. Sie führen Meßgeräte bei sich, mit denen sie die Individualpeiler der Polizei orten können. Das gibt ihnen die Möglichkeit, uns rechtzeitig zu warnen. Wir werden so weit wie möglich in einem Detektorwagen der Stadtverwaltung fahren. Das Fahrzeug enthält zahlreiche Geräte zur fernmeßtechnischen Überprüfung von Versorgungsleitungen und strahlt eine Menge Energie aus, was die Anmessung Ihrer Individualdaten erschweren dürfte. Außerdem sind an verschiedenen Punkten unseres Weges Gleiter stationiert, in die wir umsteigen können."
Ich nickte anerkennend.
Remotlas hatte ein großes Maß an Umsicht und Organisationstalent bewiesen. Ein gewisses Risiko würde sich natürlich nicht vermeiden lassen. Die Hauptsache war, daß wir die Strecke nicht zu Fuß zurücklegen mußten, denn dann wären wir sicher entdeckt worden. Mit einem schnellen Fahrzeug dagegen konnte man eventuelle Verfolger abschütteln.
Ein Perdaschist brachte drei dunkelgraue Overalls.
Schweigend streiften wir sie über unsere Kampfanzüge.
Whisper, der nach wie vor als kurzer Umhang um meine Schultern lag, wurde ebenfalls verdeckt, was aber seine Fähigkeit, meine schwache telepathische Begabung zu verstärken, nicht behinderte.
Da die Kampfanzüge mit faltbaren Helmkapuzen .versehen waren, konnten wir uns mit Hilfe von auf Erysgan üblichen Kopfbedeckungen noch unauffälliger kleiden. Es handelte sich bei diesen Kopfbedeckungen um Zwischendinge von Hut und Mütze, hergestellt aus einem atmungsaktiven, hellgrauen Kunststoff mit transparenten grünen Schilden als Schutz gegen die starke Sonnenstrahlung.
Dermaßen präpariert, stiegen wir eine Wendeltreppe hinauf zu einer geräumigen Garage, in der der Detektorwagen auf uns wartete. Es gab in diesem Versteck der Perdaschisten zwar auch Antigravschächte, doch sie waren für Notfälle reserviert.
Wären sie ständig in Betrieb gewesen, hätte die Polizei sie längst angemessen. Seit der Ankunft des falschen Ganjos mußten die Perdaschisten sich noch mehr in acht nehmen als zuvor.
Zwei schwerbewaffnete Posten kamen von draußen herein und meldeten, daß alles ruhig sei. Wir stiegen in den Detektorwagen, Remotlas nahm hinter der Steuerung Platz. Mit fauchendem Geräusch hob das Fahrzeug vom Boden ab und schwebte auf das breite Tor zu, das sich quietschend öffnete.
Seit zwei Tagen sahen Atlan und ich zum erstenmal wieder natürliches Tageslicht. Unwillkürlich zogen wir die Schilde tiefer ins Gesicht, als das grelle blaue Licht der Sonne Syveron uns überflutete. Mit schwachem Summen sprang die Klimaanlage des Detektorwagens an.
Ich las die Anzeige des Außenthermometers ab und rechnete die Werte auf die Celsius-Skala um, draußen herrschte eine Temperatur von achtundvierzig Grad.
Remotlas schaltete die Detektoren ein. Antennenblöcke kreisten, Anzeigetafeln leuchteten auf. Wir kümmerten uns nicht darum, sondern blickten durch die semitransparente Kuppel hinaus. Rings um das halbverfallene Bad lag ein schmaler Streifen Ödland. Auf einem Teil davon waren Robotmaschinen dabei, eine tiefe Baugrube auszuheben. Gleiter luden Fertigbauteile ab, Arbeitsroboter verlegten Magnetschienen.
Von Cappins war nichts zu sehen.
Hinter dem Ödlandstreifen erstreckte sich ein Hallengelände, auf dem ebenfalls gearbeitet wurde. Es schien sich um Ausstellungshallen zu handeln, die offenbar für die Aufnahme einer Messe vorbereitet wurden. Dahinter reckten sich Parksilos in den gleißenden Himmel, und noch weiter entfernt ragten die Hochbauten der City empor. Das alte Bad lag mitten in der Ansammlung dieser gigantischen Gebäudekomplexe.
Am fernen Horizont entdeckte ich, scheinbar auf weichen weißen Wolken- und Dunstschleiern schwebend, eine schneeund eisbedeckte Gipfelkette. Sie gehörte zu dem Gebirge, in dessen Vorland die planetare Hauptstadt Cappinoscha
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