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0485 - Die Mutanten von Erysgan

Titel: 0485 - Die Mutanten von Erysgan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Wort.
    Ungefähr fünfhundert Meter weiter kamen wir zu dem, was von dem Zug vor uns übriggeblieben war. Die Wagen sahen aus, als wären sie durch ein Implosionsfeld komprimiert worden, die Überreste ihrer Insassen boten einen schauerlichen Anblick.
    Teilweise war die Stollendecke herabgestürzt und verbarg gnädig die Bilder des gewaltsamen Todes, der zahlreiche Mutanten ereilt hatte.
    Wir stiegen über Trümmer hinweg. Ich ertappte mich dabei, daß ich über den Sinn von Krieg und Grausamkeiten nachgrübelte und rief mich innerlich zur Ordnung. Dieser Krieg war nicht sinnlos, auch wenn er vorläufig nur gegen die Fallensysteme der Urbewohner geführt wurde. Es gab Situationen, die sich nur durch energisches Zuschlagen bereinigen ließen. Kein humanes Lebewesen konnte mit reinem Gewissen tatenlos zusehen, wie ein ungeheures Machtinstrument von Verbrechern mißbraucht wurde. In diesem Sinne war der Einsatz der Mutantenarmee eine Polizeiaktion.
    Poncruter rief einen Befehl. Vier Mutanten eilten zu ihm und folgten ihm in einen Seitenstollen, dessen Öffnung dem zerquetschten Zug gegenüberlag. Nach wenigen Minuten kehrten die fünf Männer zurück. Eine gedämpfte Explosion ertönte, der Boden zitterte schwach. Blaue Blitze zuckten aus dem Stolleneingang, ihnen folgte grauer Rauch.
    „Wir können weitergehen", zischelte der Zwerg mir zu.
    Wir marschierten noch etwa sechs Kilometer weit, dann führten Poncruter und Lapender die Truppe in einen breiten Tunnel, der vor einer lückenlosen, stabil wirkenden Stahlwand endete. Lapender drückte mit den Fingern auf die Schaltkonsole eines kleinen flachen Geräts, das ihm vor der Brust hing. Knirschend sank die Stahlwand in den Boden.
    Wir standen vor einem etwa fünfzig Meter durchmessenden Schacht, dessen Boden von einer Plattform mit hüfthohem Geländer gebildet wurde.
    „Kommen Sie bitte zu mir", blubberte Lapender und drehte den langen Rüsselhals. „Beobachten Sie Poncruter und mich und richten Sie sich in Ihren Handlungen nach uns. Es kann gefährlich werden."
    „Solange Sie nicht von optimaler Anpassung reden, bin ich nicht sonderlich beunruhigt", erklärte Atlan.
    Poncruter gab eine Serie hoher, schriller Laute von sich, es ähnelte dem „Lachen" terranischer Hyänen. Unterdessen hatten sich die Soldaten und ihre Offiziere auf die Plattform gedrängt.
    Wir wurden zum gegenüberliegenden Rand geschoben. Als alle untergebracht waren, konnten wir uns kaum noch rühren.
    Lapender drückte wieder einige Tasten auf seinem kleinen Gerät. Er konnte die dazu notwendigen Bewegungen nur wegen seiner „überragenden" Körpergröße und seiner kurzen Arme durchführen. Die Plattform ruckte an, ein dumpfes Grollen ertönte, und starke Vibrationen durchliefen den Boden. Mit angespannten Sinnen wartete ich auf den von Lapender angedeuteten Zwischenfall, doch vorerst stieg die Plattform, wenn auch ruckend, in der von rötlichem Leuchten erfüllten Röhre nach oben.
    Ich verdrehte den Kopf, um einen Blick auf meinen Armbandchronographen werfen zu können. Es war 00:22:54 Uhr Standardzeit, und auf der Erde schrieb man den achtzehnten April des Jahres 3438. Dort gingen die Menschen ihren gewohnten Beschäftigungen nach, arbeiteten, lernten, intrigierten und liebten, speisten in vornehmen Lokalen oder überfüllten Automatenrestaurants, wurden geboren und starben ...
    Dies alles lag für mich so weit entfernt, durch unermeßliche Abgründe getrennt, daß es mir beinahe unwirklich vorkam und ich mich fragte, ob es eine solche Welt wie die Erde wirklich gab. Doch das war eine Anwandlung, die nicht lange anhielt.
    Ich wußte, daß die Erde und die Menschheit existierten, denn Atlan und ich befanden uns ja nur hier, um dies alles zu erhalten.
    Zu erhalten und besserzu gestalten, soweit es in unseren Kräften lag ..
    Die Plattform hielt mit einem heftigen Ruck an. Wahrscheinlich wären die meisten von uns gestürzt, wenn der Platz ausgereicht hätte. Die Menge wogte hin und her. Ich erkannte über Poncruters Kopf hinweg eine transparente Energiewand.
    Lapender hantierte wieder an seinem Kodegeber. Über unseren Köpfen ertönte ein anschwellendes Fauchen.
    Ich blickte nach oben und sah einen Schwarm greller Lichtpunkte, die langsam aus der Höhe auf uns herabsanken.
    Dann hörte ich Lapender etwas Unverständliches rufen. Ich sah, wie er sich zum Geländer durcharbeitete und behende darüber kletterte.
    Die Energiewand war erloschen. Dahinter lag ein Gewirr von bläulich schimmernden

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