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0486 - Wer andern einen Mörder schickt

0486 - Wer andern einen Mörder schickt

Titel: 0486 - Wer andern einen Mörder schickt Kostenlos Bücher Online Lesen
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eine herrliche Nacht. Der Mond hing wie eine reife Apfelsine am Firmament.
    »Es sieht so friedlich aus«, brummte Phil leise. »Bist du sicher, daß wir vor der richtigen Schmiede sind?«
    »Komm«, sagte ich, »durchs Tor und dann den Kiesweg lang. Ich kenne mich aus. Schließlich war Rickerby für ein paar Stunden mein Boß!«
    »Du bevorzugst ja immer die vornehme Gesellschaft«, spottete Phil. »Aber das Haus ist ein bißchen überladen, findest du nicht. Übrigens, da brennt Licht!«
    Wir erreichten die Veranda. Ich wunderte mich nicht, daß die Tür offenstand, die in die Halle führte. Bei meinen Besuchen war es immer so gewesen.
    »Hier rechts ist das Arbeitszimmer«, flüsterte ich. »Dort drinnen brennt das Licht.«
    Phil stellte sich neben die Tür, während ich die Klinke herunterdrückte.
    Ich wußte sofort, daß es Rickerby war, der dort auf dem Boden lag. Ich habe schon zu viele Tote gesehen, um nicht die eigenartig verkrümmte Haltung zu erkennen.
    »Ist er das?«
    Ich nickte.
    »Sieht wie Selbstmord aus, obwohl sich kaum jemand das Herz für den letzten Schuß aussucht.«
    »Also Mord.«
    »Ohne Zweifel. Schade, er hätte uns viel erzählen können.«
    »Du scheinst nicht sonderlich überrascht zu sein«, meinte Phil. »Hattest du sowas erwartet?«
    »Erwartet nicht gerade, aber einkalkuliert. —■ Ruf die Mordkommission an. Ich werde mich inzwischen etwas Umsehen.«
    Während Phil zum Telefon ging, unterzog ich die unteren Räume einer flüchtigen Durchsuchung. Ich fand nichts, was mir irgendeinen Hinweis gegeben hätte. Auch daß das Haus leer war, wunderte mich nicht. Rickerby wurde abgeschrieben. Es war unwahrscheinlich, daß die Mörder Material zurückgelassen hatten, das ihnen gefährlich werden konnte. Sie würden kaum noch einmal zurückkommen.
    Was aber war mit der Tochter?
    Ich stieg in den ersten Stock hinauf, öffnete die Türen und knipste das Licht an. Die ersten vier Zimmer waren leer. Dann erlebte ich eine Überraschung.
    Ich kam in einen Salon, der im »Biedermeier« eingerichtet war. Im angrenzenden Schlafzimmer fand ich June Rickerby. Sie schien fest zu schlafen.
    »Miß June!« rief ich. Und dann noch einmal »Miß June!«
    Sie räkelte sich so gekonnt wie ein Filmstar. Nicht einmal ihre Frisur war während des Schlafens in Unordnung geraten.
    Das machte mich stutzig.
    Endlich schlug sie sehr wirkungsvoll die Augen auf und stieß einen leisen Schrei aus, als sie mich erblickte.
    Ich grinste, denn eine ähnliche Reaktion hatte ich erwartet.
    »Sie haben einen beruhigend guten Schlaf, Miß June.«
    »Oh, Sie sind es!« sagte sie. Ich merkte, daß sie alles mögliche, nur gerade mich nicht erwartet hatte. Vielleicht wußte sie, daß ich auf dem Meeresgrund liegen sollte.
    »Ja, ich. — Und damit die Fronten gleich abgesteckt sind, will ich Ihnen sagen, daß ich Agent des Federal Bureau of Investigation bin. Im Volksmund sagt man auch G-man, vielleicht ist Ihnen dieser Begriff geläufiger. — Würden Sie sich bitte anziehen und mit nach unten kommen?«
    »Jetzt? Mitten in der Nacht?«
    »Tut mir leid, ich habe mir die Zeit nicht ausgesucht.«
    »Sie sind schrecklich, wie alle Polizisten.«
    »Kennen Sie so viele?«
    Ohne sich weiter um mich zu kümmern, sprang sie aus dem Bett und warf sich einen Morgenmantel um. »Genügt das, Mr. G-man? Oder bringe ich Ihre Tugend in Gefahr?«
    Ich wies stumm zur Tür. Wenn ich etwas nicht vertragen konnte, dann war es die bewußt gespielte Koketterie.
    Sie rauschte wie eine Königin an mir vorbei. Und doch hatte ihre Überheblichkeit bereits einen Knacks bekommen.
    Phil konnte es sich nicht verkneifen, June mit einem Pfiff zu begrüßen. Ich warf ihm einen eisigen Blick zu, und er besann sich schnell darauf, weshalb wir hergekommen waren.
    Wir blieben mit ihr in der Halle. »Setzen Sie sich, Miß June. Ich möchte ein paar Fragen an Sie stellen.«
    »Wenn Sie nicht unverschämt werden, habe ich nichts dagegen.«
    »Sie sind allein im Haus?«
    Sie zuckte die Schultern. »Ich kümmere mich nicht um das Personal. Kann sein, daß es seinen freien Tag hat.«
    »Und Mr. Rickerby? Plat der auch seinen freien Tag?«
    Sie stutzte einen Moment. Anscheinend hatte sie eine andere Frage erwartet. »Wollen Sie ihn sprechen?« fragte sie gedehnt.
    »Ja.«
    »Vielleicht ist er weggefahren. Er hat so schrecklich viele Geschäfte. Er ist sehr beschäftigt, der arme Daddy.«
    Ich zündete mir eine Zigarette an. »Sie verstehen natürlich nichts davon?« Ihr

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