Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0486 - Wer andern einen Mörder schickt

0486 - Wer andern einen Mörder schickt

Titel: 0486 - Wer andern einen Mörder schickt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
dem Opa nach Charleston fahren. Versprichst du mir das?«
    Sie nickte ernsthaft.
    Ich setzte sie auf den Boden. »Leutnant Pender wird gleich hier sein. Sie können sich ihm anvertrauen, Mrs. Kannon. Er wird sich um alles kümmern.«
    Wir gingen zurück zum Wagen. »Eine Frau, eine Bestie«, murmelte ich vor mich hin. »Wen kann er damit gemeint haben?«
    »Seit wann hältst du Selbstgespräche?« fragte Phil.
    »Seit mir Kannon ein Rätsel aufgegeben hat.«
    »Und das willst du hier lösen?«
    »Nein, jetzt werden wir jemandem einen Besuch abstatten, der mich bestimmt nicht erwartet. Er denkt, ich läge längst bei den Fischen.«
    ***
    Joe Rickerby blickte auf die Uhr. Die Zeit wollte nicht vergehen. Eigentlich, so überlegte er, müßten sie längst zurück sein.
    »June!« rief er, »June!«
    Nichts rührte sich in dem weiträumigen Haus.
    Rickerby stürzte zur Tür. »June! Wo bist du?« Er schien eine panische Angst vor dem Alleinsein zu haben. Wie ein Irrer raste er durch die Zimmer, knipste überall das Licht an und schrie nach seiner Tochter.
    »Sie ist fort, alle sind fort. Sie haben mich einfach im Stich gelassen.« Er rannte zurück ins Arbeitszimmer, holte einen kleinen Schlüssel hervor, den er ständig an einer dünnen Kette um den Hals trug, schob das schwere Sideboard zur Seite und beugte sich nieder.
    In der Wand war ein Tresor eingelassen, den er in fliegender Hast öffnete. Nur weg! Das war sein einziger Gedanke. Aber er wollte nicht mittellos sein, wenn die Jagd begann. Und wie sie ihn jagen würden! Die Polizei und — was nach seiner Ansicht viel schlimmer war — seine eigenen Leute, hinter denen die riesige Organisation der Cosa Nostra stand.
    Er riß die Tür des Tresors auf und packte die Dollarbündel in die Taschen.
    »Du mußt dich beeilen! Viel Zeit bleibt dir nicht mehr!«
    Rickerby fuhr herum. June stand in der Tür. Sie trug enganliegende schwarze Hosen und einen schwarzen Pullover. Ihr Haar war unordentlich. Aber nicht diese Aufmachung war es, die Rickerby zu Tode erschreckte. Es war der kalte und grausame Blick ihrer Augen.
    »Wo… wo warst du?« fragte er und versuchte, dabei unauffällig den Tresor zu schließen.
    »Seit wann kümmerst du dich darum, was ich tue? Das hättest du viel früher machen sollen. Vielleicht wäre dann alles anders gekommen.«
    »Anders gekommen? Ich verstehe dich nicht.«
    »Nein, du verstehst nie! Du hast nicht mal begriffen, daß du immer nur ein Strohmann warst. Oder hast du wirklich geglaubt, der Boß zu sein? Bist du wirklich so verrückt gewesen?«
    »Ich bin…«
    »Ein Waschlappen, ein hirnloser Idiot!«
    »Du sprichst mit deinem Vater!«
    »Stiefvater!« verbesserte sie. »Ich habe Mutter nie begriffen, daß sie einen so hirnlosen Trottel wie dich geheiratet hat. Du warst immer nur ein Parasit, hast von ihrem Geld gelebt. Aber hast du wirklich mal etwas geleistet? Du taugst nicht mal zum Verbrecher!«
    »June!«
    »June, June«, äffte sie nach. »Ich kann diesen Namen aus deinem Mund nicht mehr hören.« Und dann setzte sie leise hinzu: »Und ich werde ihn auch nicht mehr hören!«
    In ihrer kleinen, so gepflegten Hand lag plötzlich ein großkalibriger Revolver. Viel zu schwer für eine Frau. Doch June wußte damit umzugehen.
    Wie eine Katze schlich sie auf Rickerby zu, bis noch fünf Schritte sie von ihm trennten.
    »Das kannst du nicht! Das darfst du nicht!« schrie Rickerby. Seine Augen traten hervor und schienen aus den Höhlen zu springen. »Ich gebe dir alles, was ich besitze. Ich will…«
    »Geld« sagte sie verächtlich. »Ich habe mehr, als du je auf einem Haufen gesehen hast.« Sie hob den Revolver. »Es ist aus, Joe Rickerby. Die Cosa Nostra zahlt in Blei!«
    Nur ein Schuß peitschte durch die Nacht, aber er traf Rickerby genau ins Herz.
    June wischte den Revolver ab, drückte ihn in die Hand des Toten und legte seine Finger um den Kolben.
    Dann nahm sie das Geld an sich, verschloß den Tresor und schob das Sideboard wieder an den alten Platz. Sie löschte die Deckenbeleuchtung und ließ nur die Stehlampe brennen. Sie überzeugte sich durch einen Rundblick, daß alles zu ihrer Zufriedenheit arrangiert war.
    Zehn Minuten später lag sie in ihrem Bett. Sie trug ein weißes Batistnachthemd und sah aus wie ein Engel.
    ***
    Wir näherten uns dem Grundstück von der Nordseite. Das Tor zum Park stand weit offen, die beiden Gorillas fehlten.
    Ich fuhr den Wagen an die Seite und stellte ihn zwischen einer kleinen Baumgruppe ab.
    Es war

Weitere Kostenlose Bücher